Von Kim Harrisberg

JOHANNESBURG, 18. Januar (Thomson Reuters Foundation) - Von einer Fahrschule nur für Frauen bis hin zu einem reinen Frauentaxiservice: Eine südafrikanische Aktivistin, die zur Unternehmerin wurde, bekämpft die hohen Raten sexueller Übergriffe, indem sie in einer der am stärksten von Kriminalität betroffenen Gegenden des Landes für ein sicheres Transportmittel sorgt.

Die Cape Flats, die am Rande der beliebten Touristenstadt Kapstadt liegen, sind bekannt für Bandenkriege. Sexuelle Gewalt ist eine alltägliche Angst für Frauen, die in dieser Gegend auf Taxis oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, so Joanie Fredericks.

Laut Gründerin Fredericks rufen Frauen ihren Taxiservice “Ladies Own Transport” sogar, um auf sicherem Wege zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Einige Nutzerinnen seien “begeistert” von der Idee.

"Ich habe zu viele Geschichten von Frauen gehört, die in Taxis vergewaltigt wurden", sagte die 51-jährige Fredericks, die seit zwei Jahrzehnten als Aktivistin in der Gemeinde in den Cape Flats tätig ist, gegenüber der Thomson Reuters Foundation.

"Ich wusste immer, dass ich etwas dagegen unternehmen wollte. Dann hörte ich vor ein paar Wochen, dass jemand, den ich persönlich kenne, vergewaltigt wurde, und ich dachte, ich kann keine Minute länger warten", sagte sie am Telefon.

Innerhalb nur eines Jahres (Stand März 2020) wurden in Südafrika nach Angaben der Polizei mehr als 53.000 sexuelle Übergriffe gemeldet, wobei Frauenrechtsgruppen vermuten, dass die wahre Zahl deutlich höher liegt.

Untersuchungen zeigen, dass in Subsahara-Afrika sogenannte "Verkehrsarmut" - also unzugängliche oder ungeeignete Verkehrs - Frauen und Mädchen aufgrund von sexueller Belästigung und Missbrauch unverhältnismäßig stark betrifft.

Laut einem Index des Georgetown Institute for Women, Peace, and Security aus 2019, der die Sicherheit in 167 Ländern gemessen hat, fühlen sich nur etwa ein Viertel der südafrikanischen Frauen sicher, wenn sie nachts zu Fuß unterwegs sind.

Die Angst vor Verbrechen sei für Frauen in den Cape Flats allgegenwärtig, so Fredericks. Es sei ein Gebiet, in das Südafrikas Regierung der Apartheid-Ära Schwarze undPeople of Color getrieben habe, die aus den “weißen Vierteln” vertrieben wurden. Die Behörden in Kapstadt waren für eine Stellungnahme nicht sofort zu erreichen.

Ladies Own Transport ist ein weiteres Unternehmen zu der von Fredericks 2018 gegründeten Frauenfahrschule, die bereits Hunderten Frauen das Fahren beigebracht hat.

Als Fredericks die Fahrschule ins Leben rief, meldeten sich schon am ersten Tag mehr als 500 Frauen an.

Es wurde auch eine Art Beratungsdienst, so Fredericks. "Man kann sich gar nicht vorstellen, wie oft wir das Auto abschalten und einfach nur dasitzen und reden mussten. Das ist oft der einzige Raum, den Frauen haben, um von missbräuchlichen Beziehungen wegzukommen", sagte sie.

Kundinnen erzählten ihr, dass männliche Fahrlehrer oft versuchten, sie "anzumachen".

"Ein Auto ist ein intimer Raum, alles, was die Frau wollte, ist, dass man ihr das Fahren beibringt. Und auch hier muss sie wieder einmal die Hände und Annäherungsversuche von Männern abwehren", sagte Fredericks.

Tamara Goliath, 29, machte ihren Führerschein über Ladies Own Transport – kurz vor dem Lookdown im März letzten Jahres und kurz bevor sie ein Kind bekam.

"Ich fühlte mich sicher und wohl bei meinem Fahrlehrerinnen", sagte Goliath, eine ehemalige Lehrerin. "Es gab nicht diese ... Belästigung, die manchmal bei Fahrlehrern auftritt", sagte Goliath. Auch bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel müssten Frauen immer auf ihre Sicherheit achten, sagt sie weiter.

"Es ist ziemlich tiefgründig, wie Joanie [ Fredericks] sich für die Frauen um sich herum eingesetzt hat", sagte Goliath.

Fredericks, die seit Beginn der Abriegelung aufgrund der Pandemie im März letzten Jahres auch ein Ernährungsprogramm für mehr als 10.000 Menschen betreibt, hofft, ihren Taxidienst von ihrem Viertel Tafelsig aus über die Cape Flats auszuweiten.

"Ich werde nicht aufhören, bis Tafelsig ein Ort ist, an dem jeder das Gefühl hat, dass er jederzeit zu Besuch kommen kann, ohne Angst zu haben, ausgeraubt, vergewaltigt oder getötet zu werden. Und ich denke, ich bin auf dem Weg dahin", sagte sie.

(Dieser Beitrag stammt von Kim Harrisberg @KimHarrisberg; Überarbeitet von Helen Popper; Bitte die "Thomson Reuters Foundation" als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert / geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation berichtet über humanitäre Hilfe, Frauenrechte, Menschenhandel, Klimawandel und vieles mehr auf news.trust.org.)

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