Warum das wichtig ist
Frauen in der Landwirtschaft zu fördern, verhilft nicht nur ihnen selbst zu besserem Einkommen und Nahrungssicherheit,  sondern kann auch ganze Gemeinschaften stärken. Global Goal 5 der Vereinten Nationen zielt auf die Gleichstellung der Geschlechter ab, damit Frauen und Männer Zugang zu den gleichen Ressourcen erhalten. Schließe dich hier an und werde aktiv.

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In den am wenigsten entwickelten Ländern sind die meisten erwerbstätigen Frauen in der Landwirtschaft beschäftigt, berichtet die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Oft schultern sie in ländlichen Gebieten diesen Sektor und damit die Lebensmittelproduktion.

Trotz der bedeutenden Rolle leben viele der Frauen in extremer Armut. Denn es fehlt ihnen nicht nur an Zugang zu Bildung, sondern auch zu Ressourcen, um ihre Grundbedürfnisse zu stillen.

Studien haben gezeigt: Jobs in der Landwirtschaft können Frauen zu wirtschaftlicher und sozialer Unabhängigkeit verhelfen. Besitzen Frauen ihren eigenen Bauernhof, haben sie bestenfalls Zugang zu Technologien und einem Einkommen, mit dem sie ihre Kinder ernähren können –  eine große Chance, die Armut hinter sich zu lassen. Das fördert nicht nur das Wohlergehen der Frauen selbst, sondern auch ihrer Familie oder gar der ganzen Gemeinde, in der sie leben.

In den folgenden fünf Ländern stehen Frauen schon jetzt an vorderster Front was die Landwirtschaft angeht:

1. Pakistan

Die Landwirtschaft ist die Basis der Wirtschaft Pakistans. Der größte Teil der wirtschaftlichen Ressourcen wird durch diesen Sektor generiert. 74 Prozent der erwerbstätigen Frauen in Pakistan arbeiten laut WorldAtlas in der Landwirtschaft. Da die formale Erwerbsbeteiligung von Frauen in Pakistan grundsätzlich niedrig ist, wäre die Zahl vermutlich noch höher, wenn die informell beschäftigten Frauen hinzugezählt würden.

Während Männer im Land eher die körperlichen Aufgaben, etwa die Vorbereitung des Bodens, übernehmen, kümmern sich Frauen um das Pflanzen und Jäten von Feldfrüchten. Auch Baumwollpflücken ist bei Frauen in Pakistan eine weit verbreitete Tätigkeit. Das Land ist der größte Produzent von Rohbaumwolle der Welt. Doch die Arbeitsbedingungen sind unmenschlich. Hitzschläge, Schlangenbisse, Belastung durch Pestizide und Schnittwunden an den Händen sind keine Seltenheit. Die Löhne sind sehr niedrig.

Damit zahlen die Frauen in Pakistan, oft einen hohen Preis für die Kleidung aus Baumwolle, die wir am Leib tragen 

2. Tansania

Auch in Tansania ist die Landwirtschaft essentiell. Mehr als zwei Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung und 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeitet in diesem Zweig.

Während im übrigen Subsahara-Afrika 55 Prozent der weiblichen Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeitet, liegt die Zahl in Tansania bei 81 Prozent. Das ergab eine Studie der Universität Washington aus dem Jahr 2011.

Die meisten tansanischen Bauern sind in Familienbetrieben tätig. Diese sind in der Regel kleiner als zwei Hektar. In der Vergangenheit stellte dieses Thema eine Herausforderung für Frauen dar, denn die Gesetze hinderten Frauen daran, selbst Land zu besitzen.

3. Gambia 

Der Agrarsektor ist der wichtigste Sektor der Wirtschaft Gambias. Für viele Menschen in ländlichen Gebieten ist die Landwirtschaft die einzige Möglichkeit, ein Einkommen zu erzielen. 

80 Prozent der Gambier und 38 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeiten in diesem Sektor.  

Abgesehen von pumpenbewässerten Reiskulturen werden die restlichen Bereiche der Landwirtschaft in Gambia von Frauen kontrolliert. Je nach ethnischer Gruppe und Region gibt es zudem Unterschiede.

Der Reisanbau gilt in Gambia sogar als Frauenberuf. Man geht davon aus, dass Frauen im Vergleich zu Männern besser in der Pflege und Identifizierung von Pflanzensorten sind. 

Aus diesem Grund sind die Sinkiros – das weibliche Äquivalent zum Dorfoberhaupt – für den Anbau von Reis verantwortlich. 

4. Sri Lanka

Auch in Sri Lanka ist die Landwirtschaft der wichtigste Sektor der Wirtschaft. 34 Prozent der erwerbstätigen Frauen sind in dem Bereich tätig. 

Sie arbeiten oft auf Reisfeldern oder im Chena-Anbau, einer alten srilankischen Art des Gemüse- und Getreideanbaus. Auch im Bereich Nachernte-Verarbeitung sind Frauen oft vertreten. Sie machen 50 Prozent der Beschäftigten aus. 

Aufgrund traditioneller gesellschaftlicher Normen wird Frauen in Sri Lanka jedoch kein gerechter Zugang zu landwirtschaftlichen Ressourcen zuteil, was derartige Tätigkeiten erschwert.

Zudem bedroht der Klimawandel die Agrarindustrie des Landes. Aufgrund der anhaltenden Dürren reichen die Ernten nicht aus, damit die Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Viele Männer verlassen die Landwirtschaft in ländlichen Gebieten, nehmen eine Lohnarbeit in der Stadt an und überlassen die Verantwortung für die Landwirtschaft den Frauen. 

5. Türkei

In der türkischen Wirtschaft hat die Agrarindustrie in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren. Doch nachdem Männer verstärkt Tätigkeiten in anderen Branchen angenommen haben, haben viele Frauen die Verantwortung über die Familienbetriebe erhalten. In der Türkei arbeiten 32 Prozent der erwerbstätigen Frauen in der Landwirtschaft – überwiegend in ländlichen und armen Gebieten.

Die FAO berichtete, dass der Großteil dieser Arbeit unbezahlt ist. Aufgrund der Saisonalität der Erntezeit ist es schwierig, genaue Zahlen über die Anzahl der arbeitenden Frauen zu erheben.
Meist handelt es sich zudem um informelle Tätigkeiten. Das bedeutet, die Frauen haben keinen Zugang zu Sozialleistungen wie Krankenversicherungen oder Rente.

Obwohl die Frauen für die Produktion von Nahrungsmitteln und Ressourcen unerlässlich sind – sei es in diesen fünf Ländern oder anderswo – sind sie oft unterbezahlt oder unsicheren und unfairen Arbeitsbedingungen ausgesetzt.

Erhielten Frauen, die in der Landwirtschaft arbeiten, die gleiche Ausbildung und den gleichen Zugang zu Ressourcen wie ihre männlichen Kollegen, hätte das große Auswirkungen: Laut National Geographic könnte das den Ertrag der Frauen um 30 Prozent steigern und so den Hunger von geschätzt 150 Millionen Menschen beseitigen. Auch was die Verringerung von Armut und den Klimawandel angeht, gäbe es positive Auswirkungen.

Editorial

Armut beenden

Frauen an der Spitze: In diesen 5 Ländern dominieren sie die Landwirtschaft

Ein Beitrag von Sophie Partridge-Hicks