Als ich von Deck aus einen Blick auf das unberührte Meer werfen wollte, konnte ich stattdessen soweit das Auge reichte nur Plastik sehen. Es schien unfassbar, aber kein einziges Mal fand ich eine unbedeckte Stelle. Während der gesamten Woche die es dauerte, das subtropische Hoch zu durchqueren, egal zu welchem Zeitpunkt, jedes mal wenn ich auf's Meer hinaus schaute, schwammen überall Plastikteile herum: Flaschen, Flaschendeckel, Verpackungen, Einzelteile.

RICHTIG oder FALSCH: Der obige Textausschnitt ist der Anfang eines futuristischen Romans über eine post-apokalyptische Welt?

Antwort: FALSCH

Diese Worte stammen von Charles J. Moore, der für die Entdeckung des so genannten 'Great Pacific Garbage Patch' (zu Deutsch: großer pazifischer Müllfleck) bekannt ist. Und es ist genau das, wonach es sich auch anhört. Moore hatte gerade einen Segelwettbewerb, der von Los Angeles nach Hawaii ging, hinter sich gebracht und war auf dem Weg zurück nach Südkalifornien, als er auf die wohl größte Müllkippe der Welt traf.

Und woher kommt diese Deponien mitten im Ozean? Weggeworfene Plastikteile, die entweder direkt im Meer oder aber durch Flusszuläufe im Meer landen, werden von der Meeresströmung aufgegriffen und sammeln sich zu einem riesigen Haufen mitten im Ozean zusammen. Diese Verdichtung sieht dann oft wie eine bewölkte Plastiksuppe aus. IGITT! Und der von Moore entdeckte 'Great Pacific Garbage Patch' ist gerade mal einer von insgesamt fünf Plastik-Bergen in unseren Weltmeeren! 

Und als ob das nicht schon schlimm genug ist: Seevögel und andere Meereskreaturen verwechseln die knalligen Farben des Plastiks oft mit Nahrung. Das verschluckte Plastik sorgt dafür, dass sie sich satt fühlen, obwohl sie es gar nicht sind - somit verhungern sie qualvoll! Und die Gifte in ihrem Körper, die durch das Plastik entstanden sind, werden dann in der Nahrungskette weitergegeben.
Warte mal, steht nicht der Menschen an oberster Stelle der Nahrungskette? OH JA! 

Einer Studie der Fachzeitschrift Science zufolge, landen jedes Jahr etwa 8 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen dieser Welt. Das ist so viel wie 15 Einkaufstüten voller Plastik für JEDEN Meter Küstenlinie. Und es kommt noch alarmierender: wenn wir nicht bald gegen diese Verschmutzung handeln, wird sich die Zahl in den nächsten 10 Jahren verzehnfachen! Das ist eine unvorstellbare Menge Plastik!

Allerdings: wenn auch vorerst im kleinen Rahmen, so kann man zum Glück erste Gegenmaßnahmen finden. Und auch wenn weltweit unbedingt mehr getan werden muss, um dafür zu sorgen, dass diese Müllflecken im Meer nicht weiter wachsen, so sind in den verschiedenen Regionen unserer Welt bereits erste tolle Initiativen entstanden:

1. WASTED: Ein Labor in deiner Nachbarschaft für das “Upcyclen” von Plastikmüll

Image: WASTED

Dieses spannende neue Projekt kommt aus Amsterdam und spornt alle lokalen Einwohner dazu an, Plastik zu sammeln, welches man wiederverarbeiten und wiederverwerten kann. Der Plastikmüll wird in speziellen Mülleimern gesammelt und in ein Labor gebracht, wo eine Maschine das Plastik in kleine, baukastenartige Blöcke presst. Der Zeitung Co. Exist zufolge, die das Projekt besucht hat, werden mit diesen Blöcken beispielsweise Parkbänke, temporäre Bühnen für Musikfestivals und Pflanzengefäße hergestellt— alles Dinge, welche die lokale Gemeinde tagtäglich daran erinnern soll, wie viel Plastik sie eigentlich verbrauchen.

Es gibt sogar noch einen zusätzlichen Anreiz für die Teilnahme an diesem Projekt. Teilnehmer können spezielle WASTED-Münzen für jede Tüte Müll, die sie recyceln, sammeln und später damit in lokalen Läden bezahlen. Also wenn das nicht mega cool ist, oder?

Aber eine Sache ist sogar noch cooler!

Die Organisation WASTED möchte ihr Projekt in Nachbarschaften weltweit bringen, und du kannst ihnen dabei helfen! Denn jeder kann WASTEDs Open-Source Ausrüstung benutzen, um ein eigenes Labor zu bauen. 
Lust auf eine Herausforderung, bei der man aktiv zum Umweltschutz beitragen kann?

2. Eine Straße aus...Plastik! 

Image: Flickr: FUNVERDE

Im Jahr 2012 gab Vancouver grünes Licht, dass Städte in Kanada mit neuen Arten von Asphalt experimentieren dürfen. Und Vancouver selbst war die erste Stadt, die eine Art Wachs nutze, der aus recycelten Plastikbehältern gewonnen wurde, und der dann mit Asphalt gemischt wurde. Nach mehreren geglückten Testversuchen im Jahr 2012 wurde im darauf folgenden Jahr der neue Wachs dann offiziell genutzt, um Straßen damit zu asphaltieren. Weiter so, Kanada! 

Letztendlich muss aber keiner von uns Teil einer Organisation oder einer Firma sein, um für den Umweltschutz tätig zu werden. Hier sind zwei Vorschläge, die jeder von uns quasi jetzt sofort umsetzen kann (ich tue es schon), um mitzuhelfen, unsere Weltmeere sauber zu halten.

1. Verbanne wegwerfbare Plastikprodukte aus deinem Leben (ernsthaft)

Es ist echt nicht schwer, man muss nur mal seinen Kopf einschalten. Wähle wiederverwertbare Artikel wann immer du kannst, und versuche Produkte zu vermeiden, die sich zu schädigenden Mikroplastiken entfalten können.   

Übrigens: Wusstest du, dass viele Körper-Pflegeprodukte giftige Kunststoff-Mikropartikel (auch Microbeads genannt) enthalten? Diese synthetischen Partikel werden beispielsweise in Zahnpasta, Duschgels, Cremes aller Art, Lippenstiften, Waschlotionen und vieles mehr verwendet. Indem du solche Produkte vermeidest, kannst du dich aktiv gegen Umweltverschmutzung einsetzen und dir selbst etwas Gutes tun.

Okay, und wie weiß man, wo überall diese Kunststoff-Mikropartikel drin sind? Ganz einfach: mit Hilfe einer App. Die zwei niederländischen NGOs 'Stichting De Noordzee' und 'Plastic Soup Foundation' haben 2012 eine App eingeführt, die via Scan anzeigt, ob ein Produkt Microbeads enthält oder nicht.

2. Recycle, Recycle, Recycle. Ach ja: und Recycle.

Wenn du Plastik benutzt, dann sorge dafür, dass du es danach AUCH WIRKLICH recycelst. Halte dir immer vor Augen: jedes Stück Plastik, dass du recycelst, ist ein Stück weniger, das im Ozean landet. Punkt.  
Wir alle wissen, wie wichtig recyceln ist - und doch ertappen wir uns alle dabei, wie wir immer wieder schrecklich faul sind, und doch etwas einfach in die Tonne schmeißen. Dabei haben wir in Deutschland doch wirklich eine große Auswahl an Recyclinghöfen, die man in anderen Ländern vergebens sucht. Einfach mal 'recycle' in den App-Store eingeben, ich verspreche ihr werdet überrascht sein, wie viele Apps es gibt, die einem das Recycling-Leben wirklich kinderleicht machen.  

Also liebe Global Citizens, ihr müsst nicht in einer Welt leben, in der unsere Ozeane aussehen wie Mülldeponien und in der Giftstoffe auf euren Tellern landen! Veränderung fängt bei uns selber an und es wird Zeit, dass jeder seinen Teil dazu beiträgt, dass diese Welt sauber wird und bleibt.

Editorial

Umwelt schützen

Wo, sag mir wo, schwimmt mein Plastikmüll hin?

Ein Beitrag von Caryn Carver