Wenn auf es globaler Ebene wirtschaftlich richtig eng wird, aktiviert der Internationale Währungsfonds (IWF) – als wichtige Finanzagentur der Vereinten Nationen (UN) – einen seiner Schutzschirme und zwar die Sonderziehungsrechte (SZR), um die negativen Folgen abzufedern. 

Vereinfacht ausgedrückt sind SZR so etwas wie Coupons, mit denen Länder bei anderen Ländern harte Währung wie Dollar, Pfund oder Euro kaufen oder verkaufen können. Das machen sie, wenn sie sofortige Mittel zur Beschaffung lebenswichtiger Güter und zur Unterstützung ihrer Wirtschaft benötigen. 

Bei der Zuteilung von SZR geschieht jedoch etwas Seltsames: die reichsten Länder erhalten die meisten, die ärmsten Länder die wenigsten. 

Warum ist das so? Der IWF verteilt diese Reserven an seine 190 Mitgliedsländer im Verhältnis zu ihrem Anteil am IWF und ihrer relativen wirtschaftlichen Stellung in der Weltwirtschaft. Reichere Länder erhalten also mehr SZR, während ärmere Länder weniger erhalten. Das heißt auch, dass die Länder, die am meisten Hilfe benötigen, vom IWF die geringste Unterstützung bekommen. 

Ein Beispiel: Das größte Mitglied des IWF sind die USA mit SZR im Wert von rund 110,36 Milliarden Euro, und das kleinste Mitglied ist Tuvalu, eines der kleinsten und ärmsten Länder der Welt, mit einer SZR-Quote von rund 3,27 Millionen Euro. Doch Tuvalu geht im Kampf gegen die Klimakrise buchstäblich unter und braucht jetzt dringend Unterstützung. 

Das letzte Mal wurden SZR im August 2021 vergeben, als der IWF 607,39 Milliarden Euro zur Unterstützung der weltweiten wirtschaftlichen Erholung von der COVID-19-Pandemie freigab.

Von den 607,39 Milliarden Euro, die ausgezahlt wurden, erhielten die G20-Länder satte 414,14 Milliarden Dollar (68 Prozent des Gesamtbetrags), während die ärmsten 44 Länder nur 45,5 Milliarden Dollar, also lediglich sieben Prozent des Gesamtbetrags erhielten. 

Aber es gibt eine Möglichkeit, diese Ungerechtigkeit zu beheben: Reiche Länder können ihre SZR an ärmere Länder weiterleiten. 

Angesichts der immensen Auswirkungen der Pandemie fordern Organisationen und Aktivist*innen die wohlhabenden Länder auf, genau das zu tun – eine Form der Hilfe, die die Geberländer nur einen geringen jährlichen Zinssatz kosten würde. Tatsächlich wurde auf dem G20-Gipfel im vergangenen Jahr das Ziel gesetzt, 93,53 Milliarden Euro durch die freiwillige Nutzung von Sonderziehungsrechten zu verteilen. 

Doch dieses Ziel wurde bislang nicht erreicht. Bis Mai 2023 beläuft sich der Gesamtbetrag der gemeldeten Zusagen auf rund 81,37 Milliarden Euro

Die COVID-19-Pandemie hatte bereits enorme Auswirkungen auf die Volkswirtschaften weltweit, doch die anhaltenden wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Klimakrise haben das Potenzial, die Weltwirtschaft zu beenden – und zwar komplett. 

Eine globale Finanzreform ist dringend nötig – und die Neuzuweisung von SZR ist ein wichtiger Teil davon. So können Länder mit niedrigem Einkommen die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Du kannst diejenigen schützen, die am stärksten von Armut und Klimakrise betroffen sind, indem du die wichtigsten Regierungen aufforderst, sich zu engagieren und ihre SZR neu zuzuteilen.

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Armut beenden

Sonderziehungsrechte: Der Geld-Hack, im Kampf gegen die Klimakrise und Armut helfen könnte

Ein Beitrag von Tess Lowery