Warum das wichtig ist
Medien, FIlme und Werbung prägen unsere Sicht auf die Welt. Und allzu oft werden Frauen und Mädchen durch sie stereotypisiert, sexualisiert und diskriminiert. Das wirkt sich auf ihr Selbstbild aus und hält sie davon ab, die Positionen einzunehmen, die ihnen zustehen. Um das zu ändern, müssen mehr Frauen vor und hinter der Kamera stehen. Setz dich mit Global Citizen für Gleichberechtigung ein.

Wer einen Blick auf die Liste der Top-Filme von 2018 wirft, sieht vor allem ihn: Weiß, männlich und aus der Mittelschicht. Und, im Hintergrund, sie: Jung, weiblich und leicht bekleidet bis nackt. Wen man allerdings selten sieht: Alle anderen dazwischen, vor allem, die Vielfalt weiblicher Charaktere.

Dieses Bild ist nicht nur einseitig, sondern hat auch direkten Einfluss auf die Zuschauer*innen. Wie tiefgreifend diese Bilder unsere Psyche beeinflussen, zeigt der neueWelt-Mädchenbericht “Rewrite her story”. Er ist in einer Zusammenarbeit zwischen dem Kinderhilfswerk “Plan International” und der gemeinnützigen Forschungsorganisation “Geena Davis Institute on Gender in Media” entstanden. Und liefert Zahlen, die einmal mehr beweisen: Die Geschlechtergleichstellung ist im Film noch lange nicht angekommen.


Dafür hat die Studie über 10.000 Mädchen und Frauen aus über 19 Ländern nach ihrer Sicht auf die umsatzstärksten Filme aus dem vergangenen Jahr gefragt. Untersucht wurde, wie oft Frauen in diesen Filmen beispielsweise in Führungspositionen vorkommen, wie hoch ihr Redeanteil im Vergleich zu männlichen Protagonisten ist und welche Inzenierungsweisen von Frauen dominieren.

Das Resultat: In den größten Kassenschlagern 2018 waren insgesamt 67 Prozent der Rollen mit Männern besetzt. Die restlichen 33 Prozent gingen an weibliche Rollen – wobei der Großteil dieser Rollen als Nebenfiguren auftrat oder aufgrund ihres Körpers in den Vordergrund gerückt wurde. Zudem gibt es eine große Kluft, was die jeweilige Repräsentation der Geschlechter in Führungsrollen betrifft: Fast die Hälfte aller Männer – genauer 42 Prozent – sind in diesen Filmen Vorgesetzte oder Manager. Dagegen sind es nur 27 Prozent aller weiblichen Charaktere. Und selbst diese wurden oft sexualisiert und auf ihr Äußeres reduziert.


Diese Ungleichheit vor der Kamera ist eng verknüpft mit der Ungleichheit hinter der Kamera. Denn bei der Top 20-Liste 2018 war kein einziger Film dabei, bei dem eine Frau Regie geführt hat. Genau das braucht es aber, um weibliche Rollen auf der Leinwand neu zu definieren und zu fördern. Laut Bericht haben mehrere Studien aus den vergangenen Jahren gezeigt, dass es sich positiv auf die gleichberechtigte Verteilung von Rollen auswirkt, wenn Frauen Schlüsselfunktionen hinter der Kamera – etwa als Regisseurinnen oder Produktionsleiterinnen – einnehmen.


Mehr Frauen in Rollen, die sie als eigenständige, facettenreiche und gleichberechtigte Menschen darstellen, würde ein wichtiges Signal an alle Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt senden. Das Gleiche gilt auch für Werbung und die mediale Berichterstattung.
Der Bericht “Rewrite her Story” hat im Rahmen kleinerer Arbeitsgruppen junge Frauen aus fünf verschiedenen Ländern daher gebeten, sich Frauen in der Werbung genauer anzugucken. Nach Prüfung mehrerer Beispiele kamen sie zu dem Fazit: Um in dieser Gesellschaft sichtbar zu sein, müssen Frauen schön sein. Zudem gehören sie in eine häusliche Umgebung und nicht ins Büro, ihre Körper dienen vor allem dem Verkauf von Produkten.


Dass diese Bilder unsere Realität gestalten, zeigt sich an folgenden Zahlen aus dem wirklichen Leben: Obwohl Frauen über 51 Prozent der Weltbevölkerung einnehmen, sind nur 23 Prozent von ihnen in Führungspositionen und 11 Prozent Staatschefinnen.

Um dieses Ungleichgewicht geradezurücken, spielen Medien eine entscheidende Rolle und brauchen ein eindeutige Überarbeitung nach dem Prinzip “Von Frauen, für Frauen”. Und wer weiß – vielleicht zieht die Realität ja dann schneller nach, als wir es uns momentan vorstellen können.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Männer gehören in Führungspositionen und Frauen sind Sexobjekte*

Ein Beitrag von Pia Gralki