Was genau ist Bildung? Jeder von uns legt diesen Begriff ein wenig anders aus. Der eine assoziiert Bildung mit der Schulzeit, in der man Eselsbrücken für Grammatik und Algebra beigebracht bekommen hat, dem nächsten fällt dieses Studienfach ein, von dem man überzeugt war das richtige zu studieren, nur um dann im Berufsleben was völlig anderes zu machen. Und wieder jemand anderes denkt an das erste Mal, als er ein Fahrrad ohne Stützräder fahren konnte.

Nun gut, den Blick in die Wissenschaft spare ich mir jetzt, denn dort gibt es mit sicherlich noch mal genauso viele unterschiedliche Begriffsauslegungen. Mir persönlich gefällt diese Version hier am besten: Bildung ist ein Prozess der Erleuchtung, der das eigene Leben bereichert.

Leider haben über 60 Millionen Kinder weltweit immer noch keinen Zugang zu Bildung. Und warum nicht? Manchmal scheitert es an Dingen und Begebenheiten, auf die man so nicht kommen würde.
Hier sind die sechs größten Hürden, die weltweit zwischen Kindern und Bildung stehen:  

1. Mangelnde Transportmöglichkeiten

Image: Flickr: Asian Development Bank

Bezeichnenderweise leben die meisten Kinder, die nicht zur Schule gehen ziemlich konzentriert in einer Handvoll Länder. So leben 74% aller Kinder, die keinen Zugang zu Bildung haben, in Subsahara-Afrika oder Südwest Asien. In diesen Ländern mangelt es in erster Linie oft an soliden Straßen und Gebäuden, so dass Kindern erst gar nicht die grundlegenden Mittel haben, um überhaupt zu lernen. In einigen ländlichen Gegenden ist es für die dort ansässigen Kinder durchaus üblich, jeden Tag zwei bis drei Stunden zu laufen, um die Schule überhaupt zu erreichen. Wenn diese Distanz dann auch noch auf leeren Magen und mit einem oftmals unterernährten Körper bewältigt werden muss, gehen die Chancen auf eine kontinuierliche Bildung gegen Null.

Vor allem in Indien gehört ein Mangel an Transportmöglichkeiten zu den ausschlaggebenden Faktoren, warum gerade Mädchen keine Bildung erhalten. Spätestens ab der weiterführenden Schule steigt die Zahl der weiblichen Schulabbrecher im Vergleich zur männlichen Schülerschaft enorm, aus Angst vor gewalttätigen und sexuellen Übergriffen auf dem Schulweg.

2. Kosten und Schulgebühren

Wenn wir schon mal von Schulabbrechern sprechen: es gibt eine Barriere, die, wenn sie denn erst einmal abgeschafft ist, einen maßgeblichen Effekt auf eine erhöhte Rate an Schulgängern haben wird. Jawohl, die Rede ist von Schulgebühren. Denn auch wenn die UN Deklaration für Menschenrechte festlegte, dass der Besuch einer Grundschule und die Ausbildung in fundamentalem Grundwissen grundsätzlich kostenfrei sein sollte. gibt es immer noch Regionen, die eine jährliche Schulgebühr von ihren Schülern verlangen, oder diesen ansonsten den Zugang verwehren.

Hinzu kommt, dass es allzu häufig auch noch versteckte Kosten gibt. Selbst ohne Schulgebühren, müssen Kinder oft genug für ihre Schuluniform, Textbücher, Materialien, Tische usw. zahlen. Die Liste könnte ewig gehen.

In einem ersten Schritt müssten daher alle Schulgebühren ratzekahl eliminiert werden. Und im Sinne von guter und effektiver Regierungsführung müssten dann alle Schulmaterialien, Bücher, Lehrer und Gebäude zur Verfügung gestellt werden, um die Kosten für Bildung auf der Seite der Bildungsempfänger so gering bis nicht existent wie möglich zu halten. Erst wenn sich jeder auch wirklich Bildung leisten kann, hat man einen barrierefreien Zugang zu Bildung geschaffen.

Kleines Beispiel aus der Welt: als in Kenia die Schulgebühren wegfielen, stieg der Zahl der Schulgänger auf 1.3 Millionen Kinder! 

3. Keine echte Gleichberechtigung zwischen Jungen und Mädchen

Image: Flickr: Gates Foundation

In vielen Entwicklungsländern haben Mädchen immer noch mit sozialen Stigmata zu kämpfen, die es Ihnen enorm erschweren, Schulbildung zu erhalten. In Indien beispielsweise, schicken vor allem in ländlichen Gegenden Eltern eher ihre Söhne zur Schule als die Töchter, da diese zu Hause gebraucht werden, um im Haushalt mitzuhelfen und/oder um auf die jüngeren Geschwister aufzupassen. Diese ungleiche Rollenverteilung führt dazu, dass Mädchen entweder nicht zur Schule gehen können oder aber ab einem gewissen Alter die Schule entsprechend abbrechen. Ich will damit nicht sagen, dass Familien grundsätzlich nicht gerne alle ihre Kinder zur Schule schicken würde, aber aufgrund der familiären Umstände in Kombination mit alltäglichen stereotypischen Auffassungen über unterschiedliche Rollenverteilungen, ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass Jungs eines Schule abschließen können als Mädchen.

4. Kinderarbeit

Image: Flickr: ILO in Asia and the Pacific

Wenn ihr den Film Zoolander gesehen habt, dann kennt ihr sichelich die Szene, in der Ben Stiller eine Gehirnwäsche verpasst wurde und er plötzlich glaubt, Kinderarbeit wäre großartig.
Und wer jetzt keine Ahnung hat von welchem Film ich spreche oder wer Ben Stiller ist, der stimmt mir zumindest hoffentlich darin zu, dass Kinderarbeit schlicht und ergreifend falsch ist.

Leider existiert Kinderarbeit vor allen in den Ländern, in denen der Großteil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt, eine allgemein instabile Infrastruktur vorherrscht, es kaum oder gar keine Gesundheitsversorgung gibt - und (als ob das nicht schon schlimm genug wäre) die häufig anfällig für Naturkatastrophen sind.
Wenn dann noch die Eltern und /oder Großeltern krank werden und nicht mehr arbeiten können, bleibt vielen Kinder oft nichts anderes übrig, als zwischen Schule und Arbeit zu pendeln oder aber die Schule der Familie wegen ganz abzubrechen.

Nichtsdestotrotz ist und bleibt Kinderarbeit illegal und allen voran für jedes Kind gefährlich! Ein Weg, den wir alle sofort einschlagen können, um dagegen vorzugehen: sich schlau machen, wo und von wem unsere Kleidung hergestellt wurde. Auch wenn man es kaum glauben mag, aber auch große Konzerne in Deutschland verschleiern gerne die Tatsachen, dass ihre Waren aus Ländern stammen, in denen sie keine vollkommende Kontrolle darüber haben, ob Kinder in der Herstellung arbeiten oder nicht. 

5. Zwangsverheiratete Kinder

Image: Flickr: Naga Rick

So erschreckend diese Zahl auch ist, sie spiegelt leider unsere Realität wider: jedes neunte Mädchen weltweit wird noch vor ihrem 15 Geburtstag verheiratet. Ich finde, man kann nicht oft genug erwähnen wie wichtig es ist, dass dies endlich ein Ende nimmt.

Aber warum gibt es überhaupt solche Kinderheirat?
Extreme Armut, kein Einkommen, mangelnde Gleichberechtigung und kulturelle Stigmata sind Faktoren, die eine Kinderheirat vorantreiben können.
Eine Möglichkeit, dem entgegen zu gehen, wäre beispielsweise die 'Tradition' der Mitgift zu beenden. Eine solche Mitgift müssen die Brauteltern der Tochter an den zukünftigen Ehemann und dessen Familie zahlen, um die 'Bürde' auszugleichen, welche die neue Familie auf sich nimmt, um die hinzugewonnene Tochter zu beherbergen. Wenn eine Braut allerdings noch recht jung ist, fällt die Mitgift entsprechend weniger aus, was für Familien in extremer Armut, die eine Tochter verheiraten wollen, natürlich ein Anreiz ist. 

6. Konflikte und Kriege

Image: Flickr: OXFAM

Laut der UNESCO ist die Zahl der Kinder, die die Schule abgebrochen haben, in den vergangenen Jahren gestiegen. Rechnerisch hatte im Jahr 2013 jedes 8 Kind keinen Zugang zu Bildung, während es im Jahr 2010 jedes 10. Kind betraf.

Wie kann das sein?
Die kurze Antwort lautet: Krieg. In den vergangenen Jahren sind 60 Millionen Flüchtlinge weltweit vor Gewalt und Krieg geflohen. Die Hälfte dieser Flüchtlinge waren Kinder.
Überflüssig zu erwähnen, das Krieg und Konflikte kaum ein Umfeld bieten, in denen Kinder sicher und regelmäßig zu Schule gehen können. In Syrien beispielsweise wurde im Jahr 2000 der kostenfreie Zugang zu einer Schule für alle Kinder ermöglicht. Dann brach Krieg aus. Und 1.5 Millionen Kinder mussten ihr Zuhause und damit auch ihre Schule verlassen.


Fassen wir zusammen: weltweiten Zugang zu Bildung für alle Kinder zu schaffen, mag vielleicht wie eine nicht zu bewältigende Aufgabe klingen - ABER es entspricht nicht der Wahrheit. Die vielen Fortschritte, die wir tagtäglich überall auf der Welt sehen, seien sie noch so klein, beweisen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir dürfen daher nicht aufhören, das Vorhaben für eine weltweite und kostenfreie Bildung für alle Kinder zu unterstützen!

Editorial

Armut beenden

Welche 6 Dinge stehen zwischen Kindern und Bildung?

Ein Beitrag von Meghan Werft