Es ist schon eine verkehrte Welt: Ich kann in Deutschland einfach einen Hebel bedienen und schon fließt klares, sauberes Wasser aus dem Hahn. In vielen Ländern dieser Welt, insbesondere aber im Globalen Süden, müssen die Menschen bis zu 30 Minuten Fußweg auf sich nehmen, um überhaupt an eine Wasserquelle zu gelangen. 

Die Wasserknappheit in Afrika ist eine katastrophale Situation, die sich immer weiter verschärft. Da die Bevölkerung dort weiter wächst und die Klimakrise dem Kontinent diese lebenswichtige Ressource raubt, wird prognostiziert, dass bis 2025 fast 230 Millionen Afrikaner*innen mit Wasserknappheit konfrontiert sein und bis zu 460 Millionen in Gebieten mit Wasserknappheit leben werden. Das sind mehr Menschen, als in der ganzen Europäischen Union zuhause sind – schier unvorstellbar. 

Das Jahr 2025 steht schneller vor der Tür, als wir gerade denken. Da müssen wir nur einmal zurückschauen, was in den letzten Jahren passiert ist: Das Serienfinale von Game of Thrones wurde vor fast fünf Jahren veröffentlicht. Das Kinoereignis des Jahrzehnts, Avengers: Endgame, dominierte die Kinokassen und "Old Town Road" von Musiker Lil Nas X wurde vor vier Jahren zu unserem Ohrwurm. 

Diese Ereignisse fühlen sich an, als wären sie erst vorgestern passiert. Wenn wir uns also jetzt die Wasserkrise in Afrika angucken, können wir uns vielleicht eher vorstellen, wie nahe wir wirklich an einer Katastrophe dran sind.

Doch wie oft und auf welche Art kann man verdeutlichen, dass "die Zeit abläuft"? Wie viele Vergleiche braucht es, um aufzuzeigen, wie ernst die Situation bald sein wird, wenn die führenden Politiker*innen der Welt nicht sofort handeln? 

Es braucht deinen Einsatz – wir müssen zusammen zeigen, dass wir diese Katastrophe nicht einfach hinnehmen. Hier erfährst du mehr über Wasserknappheit in Afrika, wer die Hauptakteur*innen sind, die die Situation verbessern können und was wir alle tun können, um zu helfen.

Was ist Wasserknappheit und wie wirkt sie sich auf Afrika aus? 

Wasserknappheit beschreibt den zunehmenden Mangel an Zugang zu Wasser. Es gibt zwei Arten von Wasserknappheit: ökonomische und physische. 

Ökonomische Wasserknappheit bedeutet, dass Wasser aufgrund von institutionellen Versäumnissen wie mangelnder Planung, Investitionen und Infrastruktur nicht zur Verfügung steht. Physikalische Knappheit ist ein Nebenprodukt der Klimakrise und umfasst Dürren und Veränderungen der Wettermuster. 

Afrika hat mit beiden Arten zu kämpfen: Da die Bevölkerung des Kontinents rasant wächst, wird die Nachfrage nach Wasser weiter steigen und wenn es keine Planung und Vorbereitung gibt, um den Bedürfnissen der afrikanischen Bevölkerung gerecht zu werden, wird die ökonomische Wasserknappheit weiterhin ein großes Problem darstellen.

Andererseits hat Afrika mit einigen der schwersten Dürren zu kämpfen, die es je erlebt hat, da die Welt infolge der Klimakrise immer heißere Jahre verzeichnet. Seen und Flüsse, die früher reichlich Wasser lieferten, trocknen aus und Menschen müssen unerträgliche Entfernungen zurücklegen, um an lebensnotwendige Wassermengen zu gelangen. 

3 wichtige Fakten über Wasserknappheit in Afrika: 

Wer ist am meisten davon betroffen und warum? 

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass fast jede*r Afrikaner*in direkt und indirekt von Wasserknappheit betroffen ist. Die direkt Betroffenen haben keinen unmittelbaren Zugang zu Wasser und müssen weite Strecken zurücklegen, um ihre Haushalte und Unternehmen mit Wasser zu versorgen. 

Wasserknappheit ist auch ein massiver Konfliktfaktor: In gefährdeten Gebieten kommt es zunehmend zu Gewalt um diese Ressource. Beispielsweise ist es in den Gemeinden rund um den Tschadsee zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen denjenigen gekommen, die Wasser benötigen, und denjenigen, die nicht bereit sind, Kompromisse einzugehen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Streitigkeiten zwischen Landwirt*innen und Fischereigemeinden, aber auch um diejenigen, die Zugang zu Wasser für ihre Haushalte und für sanitäre Zwecke benötigen. Die Vereinten Nationen (UN) berichten von Massenvertreibungen und Zerstörung von Dörfern. 

Der größte Teil der afrikanischen Länder südlich der Sahara ist von der Landwirtschaft abhängig und für fast die Hälfte der Bevölkerung ist die Landwirtschaft die Haupteinkommensquelle. Die afrikanischen Länder sind auch auf eine florierende Landwirtschaft angewiesen, um ihr Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu erhalten und zu steigern und die Ernährungssicherheit ihrer Bürger*innen zu gewährleisten. Da Dürren in den letzten Jahren in der gesamten Region zunehmend zur Norm geworden sind, sind die Volkswirtschaften anfälliger für Instabilität geworden und die Ernährungsunsicherheit hat zugenommen

Was bedeutet das für das Beenden extremer Armut und ihrer systemischen Ursachen?

Armut und Zugang zu Wasser sind eng miteinander verknüpft, denn Wassermangel erhöht die Anfälligkeit und führt dazu, dass die Regionen immer weiter von der Erreichung mehrerer Global Goals der UN entfernt sind, die gemeinsam auf das Ende extremer Armut abzielen. Das Problem hat direkte Auswirkungen auf das Global Goal 6, die Verfügbarkeit von sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, da der afrikanischen Bevölkerung der Zugang zu Wasser als grundlegendes Menschenrecht verwehrt wird.

Andere Global Goals, die direkt betroffen sind, wären 2 und 3, die ein Ende des Hungers und den Zugang zu guter Gesundheit und Wohlbefinden für alle Menschen fordern. Der Zugang zu Wasser wirkt sich auf die Ernährungssicherheit aus und erhöht somit die Hungerraten. Ohne Wasser für die Abwasserentsorgung ist es auch schwierig, Gemeinden eine medizinische Grundversorgung zu bieten und die Bürger*innen vor vermeidbaren Krankheiten zu schützen.

Schließlich ist die Klimakrise, die durch das Global Goal 13 für Klimaschutzmaßnahmen anerkannt wird, eine massive Ursache für dieses Problem. Solange keine Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung ergriffen werden, werden die Afrikaner*innen weiterhin mit austrocknenden Flüssen und Seen konfrontiert sein, obwohl sie am wenigsten zu der gegenwärtigen Klimakrise beigetragen haben.

Wer sind die Hauptakteur*innen bei der Verbesserung des Zugangs zu Wasser in Afrika? 

Auf dem Kontinent ist ein beeindruckender Anstieg junger Aktivist*innen und Fürsprecher*innen zu beobachten, die sich für die Bekämpfung der Klimakrise und ihrer Auswirkungen einsetzen. Dazu gehören Vanessa Nakate, Leah Namugerwa, Yola Gogwana, Ayakha Melithafa und viele andere, die auf die klimabedingte Wasserkrise in Afrika aufmerksam machen.

Eine dieser Aktivist*innen, Elizabeth Wathuti aus Kenia, berührte die Welt, als sie den Delegierten der UN-Klimakonferenz COP26 beschrieb, wie die Wasserkrise in Afrika tatsächlich aussieht. 

"Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie drei kleine Kinder am Ufer eines ausgetrockneten Flusses weinten, nachdem sie zwölf Meilen mit ihrer Mutter gelaufen waren, um Wasser zu finden", sagte sie

Während junge Menschen an vorderster Front das Ende der physischen Wasserknappheit fordern, gibt es Organisationen, die sich gegen die ökonomische Knappheit einsetzen. Zu diesen Organisationen gehören die Organisationen der UN, soziale Unternehmen wie Water Access Rwanda und globale lösungsorientierte Organisationen wie das Water Resources Institute

Welche Maßnahmen können wir alle ergreifen, um zu helfen? 

Die beste Maßnahme, die wir gegen Wasserknappheit ergreifen können, ist das sofortige Handeln gegen die Klimakrise und die Aufforderung an die Staats- und Regierungschef*innen der Welt, den Planeten in den Mittelpunkt zu stellen. 

Hier kannst du noch mehr zum Thema Umweltschutz lernen und herausfinden, wie du aktiv werden kannst, um die Klimakrise zu stoppen.

Global Citizen Explains

Armut beenden

Alles, was du über Wasserknappheit in Afrika wissen musst

Ein Beitrag von Khanyi Mlaba