Was haben die Musikikonen Neil Young und Joni Mitchell mit Prinz Harry und Meghan, Herzog und Herzogin von Sussex, gemeinsam? Sie gehören zu den prominenten Persönlichkeiten, die sich gegen die Verbreitung von Fehlinformationen über Impfstoffe im Internet aussprechen – eine Bewegung, die in den letzten Tagen rapide gewachsen ist und in den sozialen Medien trendet.

Was genau ist geschehen?

Ende Januar geriet der US-amerikanische Podcaster Joe Rogan unter Beschuss, weil er in seinem Spotify-Podcast The Joe Rogan Experience falsche Informationen über COVID-19 verbreitet hatte, die von vielen kritisiert wurden. 

Nobelpreisträger Neil Young forderte Spotify daraufhin auf, sich zwischen ihm und Rogan zu entscheiden und beschuldigte die Plattform, "tödliche Fehlinformationen über COVID" zu verbreiten. Zuvor hatten hunderte von Wissenschaftler*innen, Professor*innen und Mediziner*innen einen offenen Brief verfasst, in dem sie Spotify aufforderten, eine Episode von Rogans Sendung mit dem Virologen Dr. Robert Malone zu entfernen. Die Gesundheitsexpert*innen machten deutlich, dass der Podcast "mehrere Unwahrheiten über COVID-19-Impfstoffe" verbreitete.

Auch Young schrieb einen eigenen offenen Brief, indem er auf die Gefahr von Fehlinformationen hinwies: "Die meisten Hörer, die die unsachlichen, irreführenden und falschen COVID-19-Informationen auf Spotify hören, sind 24 Jahre alt, leicht zu beeindrucken und leicht auf die falsche Seite der Wahrheit zu ziehen. Diese jungen Leute glauben, dass Spotify niemals grob unsachliche Informationen verbreiten würde. Da liegen sie leider falsch."

Diese Briefe schlugen sofort Wellen im Internet. "Ich stehe zu Neil Young" und "#CancelSpotify" wurden zu Aufrufen in den sozialen Medien. Twitter war übersät mit Ankündigungen von Fans, die ihre Abonnements kündigen wollen.

Wer ist noch beteiligt?

Nachdem das ganze ins Rollen kam, schloss sich ein weiteres musikalisches Schwergewicht dem Spotify-Protest gegen Anti-Impf-Inhalte an – so sagte Joni Mitchell: "Unverantwortliche Leute verbreiten Lügen, die Menschen das Leben kosten... Ich bin solidarisch mit Neil Young und der weltweiten wissenschaftlichen und medizinischen Gemeinschaft."

Auch Prinz Harry und Meghan, die einen Millionenvertrag mit der Streaming-Plattform haben, haben ihre Bedenken geäußert. In einer Erklärung schrieb ein Sprecher des Paares: "Wir haben Spotify gegenüber weiterhin unsere Bedenken geäußert, um sicherzustellen, dass Änderungen an der Plattform vorgenommen werden, um diese öffentliche Gesundheitskrise zu lösen.”

Der Herzog und die Herzogin von Sussex haben sich unermüdlich für die Impfstoffgerechtigkeit eingesetzt, nicht zuletzt bei VAX LIVE von Global Citizen im Mai 2021. In ihrer Rede auf dem Konzert sagte Markle: "Jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten hat ein fundamentales Recht, diesen Impfstoff zu bekommen."

Inzwischen hat sich auch Bruce Springsteen Gitarrist Nils Lofgren den beiden Musiklegenden Mitchell und Young angeschlossen und forderte "alle Musiker*innen, Künstler*innen und Musikliebhaber*innen überall auf der Welt auf, sich mit uns allen zusammenzutun und die Verbindung zu Spotify zu kappen".

Ohne den Teufel beim Namen zu nennen, kündigte die renommierte US-amerikanische Autorin und Podcasterin Brené Brown an, dass sie ihre beiden Spotify-exklusiven Podcasts – Unlocking Us und Dare to Lead – bis auf weiteres pausieren wird.

Wie reagiert Spotify darauf?

Bislang hat sich die Streaming-Plattform auf die Seite von Rogan geschlagen. Das kann mitunter daran liegen, dass er bis 2020 100 Millionen US-Dollar (rund 88 Millionen Euro) für seine Show bezahlt hat, die mit einer geschätzten Hörerschaft von elf Millionen der beliebteste Podcast auf der Plattform ist.

Am Wochenende veröffentlichte Daniel Ek, der Geschäftsführer von Spotify, jedoch eine offizielle Erklärung, in der er seinen Plan zur Bekämpfung von Fehlinformationen darlegte, zu denen auch Hinweise auf virusbezogene Inhalte gehören. 

Rogan hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet und ein zehnminütiges Instagram-Video veröffentlicht, in dem er seinen Podcast herunterspielt, da es sich "nur um Gespräche" handele, die "als ... Spaß" begonnen haben. Er beschrieb den Podcast auch als "einen außer Kontrolle geratenen Moloch, den ich kaum unter Kontrolle habe" und versprach, mehr Expert*innen einzubeziehen und "in Zukunft mein Bestes zu tun, um die Dinge auszubalancieren."

Warum sind Fehlinformationen rund um COVID-19-Impfungen so gefährlich?

All das geschieht zu einer Zeit, in der die Zahl der COVID-19-Fälle in ungeimpften Gebieten weiter in die Höhe getrieben wird. In Deutschland sind 19 Prozent der Menschen, die in der Altersguppe mit zugelassenem Impfstoff sind, nicht geimpft. 

Laut einer von der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC durchgeführten Studie hatten diejenigen, die nicht gegen COVID-19 geimpft waren, ein elfmal höheres Risiko, an der Krankheit zu sterben, als diejenigen, die geimpft waren. 

Die CDC beschreibt Fehlinformationen als "falsche Informationen, die von Menschen weitergegeben werden, die nicht die Absicht haben, andere in die Irre zu führen", während Desinformationen "mit böser Absicht erstellt und verbreitet werden." Um die Verbreitung dieser Art von schädlichem Material zu bekämpfen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf ihrer Website eine Liste von "Mythbusters" zum Thema COVID-19 zusammengestellt. Auch die Bundesregierung und die Europäische Kommission setzen alles daran, Falschinformationen aufzudecken und aufzuklären. 

Global Citizen Explains

Armut beenden

Warum diese Stars auf Spotify gegen Fehlinformationen zu Impfstoffen kämpfen

Ein Beitrag von Tess Lowery