Ein Beitrag von Anastasia Moloney
BOGOTA, 12. Dezember (Thomson Reuters Foundation)
2010 wurde die Hauptstadt Haitis, Port-au-Prince, von einem schweren Erdbeben erschüttert, bei dem zwischen 220.000 und 550.000 Menschen ums Leben kamen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen schickte daraufhin weitere 3.500 Blauhelmsoldaten zur Unterstützung in das Land.
10 haitianische Frauen haben nun Klage gegen die UN und einzelne UN-Friedenssoldaten eingereicht. Die Frauen sagen, Soldaten der in Haiti stationierten U.N. Friedenstruppe bekannt als MINUSTAH, hätten mit ihnen Kinder gezeugt. Die Frauen fordern Kindergeld und Vaterschaftsanerkennung.
Eingereicht wurden die Klagen von der in Haiti ansässigen Menschenrechtsorganisation Bureau des Avocats Internationaux (BAI). Soldaten der MINUSTAH Truppen stammen aus Uruguay, Argentinien, Nigeria und Sri Lanka, erläuterte Mario Joseph, einer der Anwälte.
Zehn Mütter von insgesamt elf Kindern, die, wie die Frauen sagen, UN-Truppenmitglieder als Väter haben, fordern nun finanzielle Unterstützung von diesen. Eine der Mütter war zudem lediglich 17 Jahre alt, als sie ihr Kind zur Welt brachte, was nach dem Gesetz in Haiti als Vergewaltigung gilt.
„Kinder zu zeugen und zurückzulassen gehört nicht zu den offiziellen Aufgaben eines UN-Friedenssoldaten - daher argumentieren wir, dass die Zuständigkeit von Vaterschafts- und Kindergeldansprüchen einem haitianischen Gericht unterliegen sollte", sagt die mit dem Fall betraute Anwältin Nicole Phillips vom amerikanischen Institut für Gerechtigkeit und Demokratie in Haiti (IJDH).
Im Rahmen der ‘Null-Toleranz-Politik’ der Vereinten Nationen wird von einer sexuellen Beziehungen zwischen einem Friedenssoldaten und Bewohner eines Landes, in dem eine Mission der Vereinten Nationen stattfindet, vehement abgeraten.
Farhan Haq, ein Sprecher des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Antonio Guterres, sagte gegenüber der Thomson Reuters Foundation, dass die Verantwortung für die Unterstützung von Kindern bei ‘der Person liege, die nachweislich Kinder gezeugt habe'.
„... die Vereinten Nationen selbst können nicht automatisch Vaterschafts- oder Unterhaltsansprüche begründen... Entschädigung ist eine Frage der persönlichen Verantwortung, die im Rahmen nationaler Rechtsprozesse festzulegen ist", teilte Haq per E-Mail mit.
Die letzten Blauhelmtruppen verließen im Oktober dieses Jahres das Land, nachdem sie dort vor ca. 13 Jahren hingeschickt wurden, um ein von politischen Unruhen geplagtes Land zu stabilisieren.
Die haitianischen Mütter haben Mühe ihre Kinder großzuziehen. „Diese Mütter und ihre Kinder müssen sich schweren wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Diskriminierung stellen", sagt Mario Joseph und fügt hinzu, dass sechs der Mütter obdachlos wurden, nachdem Hurrikan Matthew im letzten Jahr den Inselstaat verwüstete.
(Berichterstattung von Anastasia Moloney @anastasiabogota, Bearbeitung von Ros Russell; Bei Weiterverbreitung bitte die Thomson Reuters Foundation als Quelle angeben; Weitere Informationen: http://news.trust.org)