Tatsache: 795 Millionen Menschen auf der ganzen Welt haben tagtäglich mit ständigem und lebensbedrohlichem Hunger zu kämpfen. 795 Millionen Menschen, dass entspricht fast 10-Mal der Einwohnerzahl Deutschlands. Hunger ist ein immenses Problem, darüber müssen wir sicherlich nicht diskutieren. Was viele allerdings unterschätzen (und ich gebe zu, auch ich gehörte dazu) sind die weiteren 2 Milliarden Menschen -ja richtig gehört, 2 Milliarden- die so eben an der Hungersgrenze vorbei kommen, sich allerdings mit wenig bis kaum nahrhaften Lebensmitteln über Wasser halten. Was ich damit meine? Nahrhafte Lebensmittel sind das, was uns letztendlich die richtige Energie und Kraft gibt, was Kinder gesund wachsen lässt und schwangere Frauen hilft, gesunde und wohlgenährte Kinder zur Welt zu bringen. Lebensmittel sind nicht gleich Lebensmittel, ich denke das sollte uns allen bewusst sein. Oder etwa nicht?

Interessanterweise kommt die Zahl 2 Milliarden Menschen noch mal ins Spiel: denn genauso viele Menschen werden derzeit weltweit als übergewichtig bzw. fettleibig eingestuft.

Ja, so sieht es aus. Fast doppelt so viele Menschen sind fettleibig im Vergleich zu den 795 Millionen, die tagtäglich hungern.

Die Wahrheit ist, Fettsucht ist weltweit betrachtet inzwischen ein genauso großes Problem der Menschheit wie Hunger - und dabei spreche ich nicht nur von den reichsten Ländern unserer Erde.

Okay, aber sind wir mal absolut ehrlich: es ist ja nicht so, als ob alle Menschen sich bewusst dafür entscheiden, sich die ganze Zeit über ungesund zu ernähren. Dank cleverem Marketing und weit verbreiteten Irrglauben über Lebensmittel, ist es manchmal zugegebenermaßen schwierig zu beurteilen, was heutzutage wirklich noch gesund ist und was nicht.

Wer es selber mal ausprobieren will: hier sind typische Beispiele aus unserem Nahrungsangebot und die Frage, was davon ist 'nahrhafter'?  

1) Sushi oder Burger?

Ein frischer, saftiger Burger: das Geschenk an alle Dokumentarfilmer, die einen Film über Übergewicht drehen wollen. Ein einziger Big Mac enthält exakt die Hälfte der Menge an Fett und ca. ein Drittel an Kalorien die ein Erwachsener für einen ganzen Tag braucht. Was soll da schon eine kleine Rolle Reis und Fisch im Vergleich sein?
Immer sachte, kann ich da nur sagen. Diätspezialistin Rachel Beller weist darauf hin, dass eine Sushi-Rolle mehr als 300 Kalorien enthalten kann und genauso viele Kohlenhydrate wie in 4 Scheiben Brot. (Achtung: an alle die wissen, wie Sushi hergestellt wird: mit Rolle wird die 'ganze' Rolle gemeint, bevor sie in Häppchen geschnitten wird). Die Kalorien stecken maßgeblich in dem weißen Reis, der für Sushi unabdingbar ist. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass die meisten Sushi-Gerichte aus mindestens zwei, meistens sogar mehreren Rollen bestehen, dann ist der Unterschied zwischen Burger und Sushi plötzlich nicht mehr so groß.

2) Cola oder Sportgetränk?

Ich kann euch rufen hören: das ist doch keine Frage! Ah ja, wirklich nicht?
Werfen wir mal einen Blick auf die Zahlen bezüglich der zwei bekanntesten Getränke aus dieser Kategorie:  

Cola: das wohl weltweit bekannteste Getränk kommt pro 100ml mit sage und schreibe 10,6 Gramm Zucker und 42 Kilokalorien daher.
Bekanntes Sportgetränke, dass mit G anfängt: das Sportgetränk hat pro 100ml 6 Gramm Zucker und 25 Kilokalorien.

Aber hier kommt die Falle: während die meisten sich inzwischen bewusst darüber sind, wie viel Zucker und Kalorien in einer Cola stecken und viele gerade beim Sport auf solche Kalorienbomben verzichten wollen, guckt bei Gatorade kaum einer aufs Etikett. Ist ja ein 'Sportgetränk'. Und ruck zuck ist eine handelsübliche Flasche (500ml) ausgetrunken und die zweite zur Hälfte geleert ohne zu realisieren, dass man gerade 45 Gramm Zucker und 187,5 Kilokalorien zu sich genommen hat! Da ist die ganze Stunde Sport auch schon wieder futsch. 

3) Schokoriegel oder Müsliriegel? 

Schokolade ist der unangefochtene Champion unter den Dickmachern. Oder zumindest so der weitverbreitete Glaube. Aber das die sogenannten 'gesund klingenden' Snacks nicht viel besser sind, wird gern unerwähnt gelassen (vor allem von den entsprechenden Herstellern).
Zum Vergleich:
Mit stolzen 439 Kilokalorien je 100 Gramm hat der Müsliriegel Corny Schoko, der als 'gesunde Alternative' zu Schokoriegeln gehandelt wird, gerade mal 53 Kilokalorien weniger als der Schokoriegel Twix. Außerdem besteht ein Riegel aus gerade mal 10% Getreideflocken, dafür zu fast ein Drittel aus Zucker.
Hut ab vor dem Marketing-Genie, der mit dem Slogan 'Müsliriegel sind gesund' aufkam. 

4) Sahnetorte oder Milchschnitte?

Okay, ich denke spätestens jetzt ist allen klar, dass das Offensichtliche nicht immer zutrifft. Deswegen mach ich's kurz und schmerzlos: eine als 'locker leicht' angepriesene Milchschnitte kann pro 100 Gramm stolze 420kcal vorweisen, was somit dem gleichen Nährwert wie ein leckeres Stück Sahnetorte entspricht.
Es wundert daher auch nicht, dass die Organisation Foodwatch bereits im Jahr 2011 die Milchschnitte zur dreistesten Werbelüge des Jahres erkoren hat. 

5) Vollkorntoast oder Buttertoast?

Und um diese Liste abzuschließen: Mythos 'Vollkorn'. Ja, Vollkorn klingt gesund und kräftig und irgendwie gut für uns. Und es mag ja auch gesund sein (ich bin da immer so ein wenig skeptisch). Egal - Tatsache ist, dass unfassbar viele Menschen zu Vollkornprodukten greifen, weil sie denken, dass sie sich mit der Variante automatisch gesünder ernähren - selbst bei solchen Lebensmitteln, bei denen irgendwie klar sein sollte, dass der Zusatz 'Vollkorn' es nicht gesünder macht.
Toast zum Beispiel bleibt Toast, egal wie man es dreht und wendet. Und wer mir nicht glaubt, hier ein Blick auf die Nährwertangaben:
Vollkorntoast (25g = 1 Scheibe): 64kcal, und 1,1Gramm Fett
Buttertoast (25g = 1 Scheibe): 66 kcal und 1 Gramm Fett


Fassen wir also zusammen: es ist nicht alles Gold was glänzt. Schon gar nicht wenn es aus der Lebensmittelindustrie kommt. Aber zum Glück haben wir immer die Wahl, mal auf das Etikett zu schauen und unser Gehirn zu befragen. Und auch wenn ich es schon zu Anfang gesagt habe: wir alle brauchen 'echte' nahrhafte Lebensmittel, nicht nur wenn wir aufwachsen, sondern unser Leben lang. Unsere Gesundheit, unser Energielevel und unser Gehirn wird es uns danken. 

Editorial

Armut beenden

Kleiner Test gefällig? Lebensmittel unter die Lupe genommen.

Ein Beitrag von Hans Glick