Der 21-jährige Wissenschaftler und Erfinder, Boyan Slat, macht sich bereit, den wohl größten schwimmenden Müllhaufen mitten im Pazifik, den 'Great Pacific Garbage Patch', aufzuräumen. Und das macht er nicht, in dem er sich in einen Schwimmanzug zwängt und mit einer Handvoll Mülltüten rausschwimmt (was, nur mal so am Rande erwähnt, bei der unvorstellbaren Größe dieses Müllhaufens auch nicht möglich wäre).

Nein, seine Pläne sind ein klein wenig innovativer. Sagte ich klein? Sagen wir besser: gewaltig!

Was ist der Great Pacific Garbage Patch?

Jedes Jahr finden 8 Millionen Tonnen Plastikmüll ihren Weg in unsere Ozeane. Schätzungen errechnen, dass das ca. 5,25 Trillionen Plastikteile ergibt, die alle im und auf dem Wasser schwimmen.

Wo kommt das Plastik her?

Von überall. Der Großteil des Plastikmülls wird über Flüsse ins Meer geschwemmt. In vielen Ländern existieren Mülldeponien und wilde Müllkippen irgendwo in der Wildnis direkt an Flüssen, Sümpfen oder in Meeresküstennähe. Die Schifffahrt produziert Müll, aber genauso der Tourismus. Unter Meeres-Plastikmüll versteht man wirklich alles, was aus Plastik hergestellt werden, allen voran aber Plastiktüten, Wasserflaschen, Einwegrasierern, CD-Hüllen, Eimer, Kabeltrommeln, Zahnbürsten, Feuerzeugen und und und.   

Warum ist Plastik so beliebt?

Erstens ist es recht billig in der Herstellung. Zweitens ist es je nach Einsatz sehr leicht. Man denke mal an das Gewicht einer Plastikflasche, einer Einkaufstüte oder aber einer Tupperware Dose. Damit ist es einfach zu handhaben und flexibel einsetzbar. Außerdem ist es langlebig. Sehr langlebig. SEHR langlebig. Leider.

Plastikflaschen zum Beispiel benötigen laut Umweltbundesamt 450 Jahre für ihre Zersetzung, ein Fischfang-Nylonnetz sogar 600 Jahre. 600 Jahre! Und von diesen Netzen landen jedes Jahr 25.000 Stück irgendwo im Meer.

Diese Kombination - der hohe Gebrauch von Plastik und der gedankenlose Umgang damit - ist der Hauptgrund dafür, dass unsere Meere sich nach und nach zu Müllkippen entwickeln. Wir haben inzwischen mehr Plastik produziert, als wir und unsere kommenden sechs Generationen je brauchen werden.

Inzwischen ist also klar, dass wir ein Müllproblem in unseren Weltmeeren haben. Was weniger klar ist, ist, wie man das Problem lösen kann.


Einige Stimmen sagen, dass der Great Pacific Garbage Patch (der Größte unter den Müllstrudeln) doppelt so groß sein soll wie Nordamerika.

Versuche aus der Vergangenheit haben bisher nicht viel Erfolg gebracht. Das Problem ist so groß, dass die meisten Wissenschaftler resigniert aufgegeben haben. Kein Wunder also, dass Politiker und Regierungen inzwischen dazu übergegangen sind, den Schaden so gering wie möglich zu halten, statt eine echte Lösung für die Krise zu finden. Heißt, versuchen so wenig Plastik wie möglich in die Meere fließen zu lassen, statt den bestehenden Müll raus zu fischen. 

Den Plastikmüll zu regulieren und bessere Recyclingsysteme zu schaffen ist definitiv ein guter Schritt, aber die allumfassende Lösung kann es nicht sein.

Denn der Plastikmüll hat einfach zu viele schwerwiegende Konsequenzen. Jedes Jahr sterben Millionen Kreaturen daran, Millionen und Abermillionen Kreaturen vergiften und Milliarden weitere ökonomische Schäden entstehen. 

Plus, umso länger das Plastik im Meer schwimmt, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nach und nach in kleine Teilchen zersetzt, bis letztendlich Mikroplastikteilchen bis zu unter einem Millimeter entstehen, die es nahezu unmöglich machen, diese aus dem Meer zu fischen.

Es steht also nicht nur das Leben im Meer auf dem Spiel, sondern unser aller. Denn das Meer ist das wichtigste Ökosystem auf unserem Planeten.

Boyans Lösung

Boyan arbeitet nicht erst seit gestern an der Umsetzung seiner Idee. Seine Pläne haben bereits mehrere Jahre Prüfung und Überarbeitung durchlaufen, sowie Unterstützung von externen Experten und Organisationen. Sein Unternehmen nennt sich bezeichnenderweise 'The Ocean Cleanup'.

Image: The Ocean Cleanup

Und wie sieht der Plan konkret aus?

Boyan macht sich die natürliche Strömung des Meeres zunutze. Er will ein V-geformtes Areal durch schwimmende Barrieren bauen, in dass das auf dem Wasser schwimmende Plastik durch die Strömung hineingetrieben wird. Der Vorteil dieser Methode ist, dass dadurch keine Meeresbewohner mit eingefangen werden.

This 21-Year-Old is Cleaning Up Our Oceans

The largest ocean cleanup in history will begin by 2020, and a 21-year-old is leading the way.

Posted by The Huffington Post on Donnerstag, 11. Februar 2016

Mit Start in 2020, will das Team in nur 10 Jahren 42% des größten Müllstrudels abgetragen haben. Bis 2040, so rechnen sie sich aus, soll er dann ganz 'weggeräumt' sein. 

Die Pläne des 21-jährigen sind revolutionär im Vergleich zu den bisherigen Unternehmungen, die ganze 79.000 Jahre brauchen würden, den Müllstrudel zu beseitigen.

Eins sollte klar sein: unsere Meere und alle Meeresbewohner sind in höchster Gefahr und brauchen uns mehr denn je. Und während Boyan und sein Team ihr Bestes geben, die Ozeane von Müll zu befreien, sollten wir alle unser Bestes geben, das Problem vom anderen Ende anzugehen: die Meere nicht wie Müllkippen behandeln und einfach weniger Müll produzieren.

Editorial

Umwelt schützen

21-jähriger will Ozean von Plastikmüll säubern. Und er könnte es schaffen.

Ein Beitrag von Joe McCarthy