Fadumo Dayib ist eine inspirierende Persönlichkeit - in jeder Hinsicht.

Geboren in Kenia und aufgewachsen in Somalia, konnte Fadumo bis zu ihrem 14. Lebensjahr weder Lesen noch Schreiben. Das hat sie allerdings nicht aufgehalten, sich selbst hohe Ziele zu stecken.  
Heute hat sie drei Masterabschlüsse (einen davon aus Harvard) in der Tasche und arbeitet gerade an ihrer Doktorarbeit zum Thema 'Women’s governmental participation and empowerment in post-conflict regions'.

Jap, Fadumo weiß was sie will - und ihre Ambitionen hören hier (zum Glück) nicht auf.  

Ganz im Gegenteil - Fadumo bewirbt sich gerade um die Position als erste weibliche Präsidentin Somalias.

Inzwischen ist es 26 Jahre her, dass ihre Familie aus Somalia flüchten musste und Fadumo daher in Kenia zur Welt kam. Doch es dauerte nicht lange nach ihrer Geburt, bis anhaltende Konflikte zwischen Somalia und den Nachbarländern dazu führten, dass Fadumos Familie verhaftet und zurück ins zerrüttete Somalia geschickt wurde. Zwischen all dem Krieg und der schlechten gesundheitlichen Versorgung in Somalia verlor Fadumo's Mutter 11 Kinder. Heute ist Fadumo das einzige Kind ihrer Mutter, das noch lebt. 

Fadumos Familie floh erneut, dieses Mal nach Finnland. Hier bekam Fadumo zum ersten Mal die Chance, Lesen und Schreiben zu lernen - und sie nutzte die Chance ausgiebig. Zu dem Zeitpunkt war sie bereits 14 Jahre alt, doch davon ließ sie sich nicht entmutigen: „Als ich nach Finnland kam, hat man mich hier nicht aufgegeben." erzählt Fadumo in einem Interview mit NPR.

Fadumo heiratete und wurde stolze Mutter von insgesamt vier Kindern. Sie machte eine Ausbildung als Krankenschwester und danach ihren Masterabschluss in Naturwissenschaften und Gesundheitswesen.

Doch Fadumo sagt, irgendwas fehlte noch in ihrem Leben. 


In 2005 beschloss Fadumo daher, dass sie ihre Energie darauf konzentrieren wollte, den Menschen in Somalia zu helfen. Sie verließ Finnland, um nach Puntland in Somalia zu gehen und dort die UNO darin zu unterstützen, Geburtskliniken zu errichten.
Danach schloss sie einen weiteren Master (ja, noch einen) in 'Public Administration' an der renommierten 'Harvard's Kenndy School of Policy' ab.

Als sie danach nach Somalia zurückkehrte, fühlte sie sich endlich zu Hause. „Die erste Nacht hab ich tief und fest geschlafen. Ich wusste, ich bin zu Hause. Ich hatte nur eine Matratze, aber es war das Beste, das ich je in meinem Leben getan habe."

Heute, ein Jahrzehnt später, will Fadumo noch einen Schritt weiter gehen, um sich für ihr Land stark zu machen. Da liegt eine Kandidatur als Präsidentin doch nahe, oder? Ganz genau.

Und Fadumo weiß ganz genau, worauf sie sich einlässt. Denn das Land hat mit einigen Herausforderungen zu kämpfen: mit 68% herrscht eine enorm hohe Arbeitslosenquote unter Jugendlichen. Mädchen und Frauen haben nicht immer die gleichen Rechte wie Männer und Jungen, wenn es um den Zugang zu Bildung, Gleichberechtigung vor dem Gesetz und Schutz vor sexueller Gewalt geht.

Keine leichte Aufgabe also für Somalias zukünftiges Regierungsoberhaupt. Doch Fadumo bleibt optimistisch, denn Somalia sei ihre Heimat und sie will Somalia zu einem besseren Ort für alle Einwohner machen: „1.2 Millionen Somalier im Land haben keine feste Bleibe, mussten ihr Zuhause verlassen und sehnen sich nach einem würdigen Leben.", erzählte sie weiter.

Nicht alle sind von ihrer Idee begeistert. Fadumo hat sogar schon Morddrohungen gegen sie und ihre Kinder erhalten. Doch -wenig überraschend- lässt Fadumo sich auch davon nicht abschrecken. 

„Wenn der Tag kommt und du die entsprechenden Fähigkeiten hast, dann musst du für Demokratie kämpfen. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Schlechte das Gute besiegt." - Fadumo Dayib. 

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Gerechtigkeit fordern

Sie ist kurz davor, Somalias erste weibliche Präsidentin zu werden

Ein Beitrag von Meghan Werft