Zugegeben, das ist etwas, um das ich sie schon immer ein wenig beneidet habe: eine Handvoll meiner Freunde haben einen Großteil ihrer Jugend auf Segelbooten rund um die Welt verbracht. Ja, richtig gehört. Ihre Schule war ein Boot und ihr Unterricht bestand aus all den spannenden Länder und Kulturen, in die sie eintauchen konnten. Und sicherlich haben sie dadurch anders (ich will jetzt nicht 'besser' sagen) gelernt, im Vergleich zur 'regulären' Schulbildung wie ich sie erfahren haben. Allerdings habe ich diese Art der Bildung immer auch als ein Privileg für diejenigen gesehen, die sich diese kostspielige Art der Bildung auch leisten konnten. Bis ich auf ein Boot gestoßen bin, dass ebenfalls Bildung bietet und das Leben von Kindern (vor allem Mädchen) in Bangladesch maßgeblich positiv beeinflusst!

Für ganze 5 Monate im Jahr (von Juni bis Oktober) herrscht Monsunzeit in Bangladesch. In dieser Zeit fällt 80% der gesamten jährlichen Niederschlagsmenge des Landes vom Himmel. Viele Städten, angefangen bei der Hauptstadt Dhaka bis hin zu kleinen Dörfern sind in dieser Zeit von starken Überflutungen betroffen, was tagtägliche Dinge wie zum Beispiel der Weg zur Arbeit oder Schule zu einer echten Herausforderung macht.

Während der Regenzeit ist das Land zu einem Drittel überflutet, in besonders heftigen Monsunzeiten sogar bis zu Zweidrittel. Ernte, Viehbestände, Häuser und Geschäfte sehen sich dadurch regelmäßig bedroht. Transportmöglichkeiten via Auto, Motorräder, Bus und selbst Fußmärsche sind stark eingeschränkt, je nach Höhe der Überflutung. Womit lediglich eine Transportmöglichkeit übrig bleibt: Boote.
Was aber, wenn man per Boot zwar zur Schule kommt, diese aber überflutet ist?

Die Organisation 'Shidhulai Swanirvar Sangstha' ist eine lokale NGO in Bangladesch, die jetzt eine Antwort auf diese Frage, und gleich weitere Fragen, gefunden hat. Denn Shidhulai hat Boote zu schwimmende Schulen, Büchereien, Ambulanzen und sogar Fortbildungszentren für Erwachsene umfunktioniert. 

Image: Flickr: Direct Relief

Eines der Boote, das zu einer schwimmenden Schule umgebaut wurde, bietet Platz für 90 Schüler und schwimmt auf dem Gumani Fluss in der Provinz Pabna in Bangladesch. Zwei Drittel dieser Schüler sind Mädchen.

Ohne diese schwimmenden Schulen wären Mädchen vollständig von Schulbildung ausgeschlossen, da der Weg über Land während der Regenzeit nicht nur erschwert, sondern für Mädchen noch mal besonders gefährlich ist. Da Wege teilweise unübersichtlich sind und sich täglich ändern, ist es für Mädchen kaum möglich, einen sicheren Weg zu finden der von Eltern überwacht werden kann. Somit sind die einem wesentlich höheren Risiko hinsichtlich Gewalttaten ausgesetzt. Während der Monsunzeit gehen daher gerade mal 7% aller Mädchen zur regulären Schule. Dank innovativer Ansätze wie den schwimmenden Schulen von Shidhulai Swanirvar Sangstha haben Mädchen allerdings wieder mehr Möglichkeiten, während der Regenzeit ihre Schulbildung weiterzuverfolgen. Die schwimmenden Schulboote holen die Mädchen nahe ihrem Zuhause ab bringen sie nach der Schule auch wieder dort hin. 

Image: Flickr: Direct Relief

Aber es kommt noch besser - die Organisation Shidhulai Swanirvar Sangstha hat das schwimmende Schulboot zusätzlich mit Solarzellen ausgestattet. Die Solarenergie versorgt das Boot mit Licht und Internet, so dass die Schüler ihre Hausaufgaben machen können.
Viele der Schüler kommen aus ärmlichen Familien, in denen die Eltern entweder Kleinbauern oder Tagelöhner sind. Lehrer wie Mosammat Reba Khatun, die drei Fächer auf einem der Shidhulai Schulboote unterrichtet, sagt zudem, dass der Effekt einer durchgehenden Schulbildung zudem die Heiratsrate unter den jungen Mädchen senkt, da die Mädchen das Jahr über durchgehend eine Schule besuchen können. Mosammat Reba Khatun trifft sich regelmäßig mit den Eltern ihrer Schüler um Aufklärungsarbeit darüber zu leisten, warum ein regelmäßiger Schulbesuch für Kinder so enorm wichtig ist. 

Image: Flickr: World Bank

Die schwimmenden Schulboote der Shidhulai Swanirvar Sangstha Organisation sind ein unglaubliches Beispiel dafür, wie Technologie dabei helfen kann, Barrieren zu überwinden um Kindern weltweit den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Wir sagen: weiter so und lasst uns solche Innovationen unterstützen!

Editorial

Armut beenden

Wie schwimmende Schulen in Bangladesch die 5-monatige Regenzeit überbrücken

Ein Beitrag von Meghan Werft