Was in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof passiert ist, muss sicherlich nicht mehr in voller Ausführlichkeit erwähnt werden. Die Übergriffe auf Frauen, ausgeführt von einer riesigen Gruppe Männer auf der Kölner Domplatte, sind als solches nicht nur schockierend, sondern derzeit auch Thema Nummer Eins in Deutschland.

Und während die Untersuchungen auf Hochtouren laufen und verlässliche Informationen eher langsam ans Tageslicht kommen, hat die Debatte über ‘Alltagsseximus’ bereits rauschende Fahrt aufgenommen. Nicht zuletzt durch eine Aussage, die Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor einigen Tagen während einer Pressekonferenz zu dem Vorfall von sich gab. Auf die Frage einer Journalistin, wie man sich als Frau besser schützen könne, sagte Reker wörtlich: “Es gibt immer eine Möglichkeit, eine gewisse Distanz zu halten, die weiter als eine Armlänge betrifft."

Zack. Und schon war es geboren, das Meme des Monats. Der Hashtag #einearmlänge verbreitete sich rasend schnell, vor allem auf Twitter:

Daneben machten auch visuelle Statements ziemlich schnell die Runde:




Die Aussage der Kölner Oberbürgermeisterin humorvoll darzustellen, ist das eine. Aber zwischen all den lustigen, empörten und verärgerten Statements sollte man nicht aus den Augen verlieren, was die Debatte in ihrem Kern so absurd macht: dass Frauen für solche Übergriffe niemals, nicht mal zu 0,000000001%, mitverantwortlich gemacht werden dürfen.

Der Ratschlag, auf sich Acht zu geben ist das eine. So wie man jemanden empfehlen kann, sich einen Jacke über zu ziehen, weil es draußen kühl ist. Aber Frauen ans Herz zu legen, dass sie ihr Verhalten oder gar ihr Aussehen anpassen, zurückhalten oder sonst wie auch nur ansatzweise verändern sollen, um Männer keinen Anlass zu geben, auf 'falsche' Gedanken zu kommen, ist schlichtweg der falsche Ansatz. Männer haben Frauen nicht zu belästigen. Punkt. Genauso wenig haben Frauen Männer zu belästigen oder irgendwer irgendwen. Belästigung kennt kein Geschlecht, sondern es zählt, dass kein Mensch belästigt werden sollte, schon gar nicht aufgrund seines Verhaltens oder Aussehens. DAS sollte die Debatte sein und die Grundlage der Überlegung, welche Konsequenzen wir aus diesem Vorfall ziehen wollen und wie wir solche Übergriffe in Zukunft vermeiden.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

So reagiert das Netz auf #EineArmlänge als ‘Verhaltensregel’ für Frauen

Ein Beitrag von Aileen Elsner