Berlin, 6. Dezember 2021. Anlässlich des "Nutrition for Growth“-Gipfels in Tokio fordern die NGOs Aktion gegen den Hunger, Global Citizen, Save the Children und die Welthungerhilfe von der neuen Bundesregierung einen verstärkten Einsatz gegen Hunger und Mangelernährung weltweit.
Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten Fortschritte in der Hungerbekämpfung gemacht wurden, nimmt der Hunger seit einigen Jahren wieder zu: Vor allem die Klimakrise, bewaffnete Konflikte und die COVID-19-Pandemie bedrohen die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen. Weltweit leiden bis zu 811 Millionen Menschen an Hunger. 149,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind chronisch unterernährt und von Wachstumsverzögerungen betroffen, 45,4 Millionen sind akut unterernährt – der extremsten Form von Hunger. Die langfristigen Folgen der Corona-Pandemie werden sich erst in den kommenden Jahren vollständig zeigen.
Die Bundesregierung ist einer der größten bilateralen Geber für ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung und hat sich damit als Vorreiterin im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung positioniert. Allerdings investiert sie bisher vergleichsweise wenig in Maßnahmen, die explizit auf die Verbesserung der Ernährungssicherheit ausgelegt sind – also die über die reine Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln hinaus gehen und durch einen sektorübergreifenden Ansatz alle Formen von Mangelernährung adressieren. Um diese Maßnahmen geht es bei dem Gipfel in Japan. Die vier NGOs fordern deshalb von der neuen Bundesregierung:
- Eine finanzielle Zusage von jährlich mindestens 250 Millionen US-Dollar (rund 210 Millionen Euro) für Ernährungssicherung (Nutrition)
- Eine sektorübergreifende Verankerung von Ernährungssicherheit in der Entwicklungszusammenarbeit, indem Ernährung in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung stärker in die Programmplanung einbezogen wird. Dazu sollten bis 2025 mindestens zehn Prozent der Ausgaben in diesen Sektoren Ernährungssicherheit einbeziehen ("nutrition-sensitive“)
- Transparenz zu ernährungsbezogenen Entwicklungsausgaben erhöhen, um die Nachverfolgung von Fortschritten zu ermöglichen. Dafür stellt die OECD mit dem "Nutrition Policy Marker“ ein Instrument zur Berichterstattung zur Verfügung, das übernommen werden sollte.
Das Recht auf angemessene Nahrung ist ein Menschenrecht, eine Welt ohne Hunger ist ein erklärtes Ziel der Globalen Nachhaltigkeitsagenda. Zudem hat die Weltgesundheitsversammlung (WHA) sechs Ziele zur Verbesserung der Kinder- und Mütterernährung bis 2025 vereinbart. Diese Ziele werden verfehlt, denn das Thema Ernährung erfährt nicht die politische Aufmerksamkeit und erhält nicht die notwendige Finanzierung, die angesichts der alarmierenden Entwicklungen angebracht wären. Der Gipfel ist ein entscheidender Moment, um dringend benötigte finanzielle und politische Zusagen von Gebern sicherzustellen, wie die Organisationen fordern.
Hintergrund: Am 7. und 8. Dezember 2021 findet der dritte internationale "Nutrition for Growth“-Gipfel (zu Deutsch: Ernährung für Wachstum) in Tokio statt. Vertreter*innen von Politik, Wirtschaft, Geberorganisationen und Nichtregierungsorganisationen nehmen daran teil, mit dem Ziel, die Weichen für eine Welt ohne Hunger zu stellen.
Pressekontakte
Aktion gegen den Hunger, Vassilios Saroglou, presse@aktiongegendenhunger.de
Global Citizen, Rick Nagelschmidt, presse@globalcitizen.org
Save the Children, Claudia Kepp, Claudia.Kepp@savethechildren.de
Welthungerhilfe, Simone Pott, presse@welthungerhilfe.de