Warum das wichtig ist
Polio gehört zu den unheilbaren Infektionskrankheiten. Vor allem Kinder unter fünf Jahren sind gefährdet – für sie kann eine Infektion tödlich enden. Präventive Impfungen sind möglich. Heute kommt Polio nur noch in Pakistan und Afghanistan vor, Nigeria steht kurz davor, als poliofrei zu gelten. Werde hier mit uns aktiv, damit dieses Ziel Wirklichkeit wird.

Saira ist 19 Jahre alt und lebt in Karatschi, Pakistan: einer der größten und gefährlichsten Städte der Welt. Während sich andere in ihrem Alter mit Klausuren herumplagen und keine Party versäumen, geht Saira einem lebensgefährlichen Job nach, um unzähligen Kindern das Leben zu retten.

Saira gehört einem 10-köpfigen Impfteam an, das in ihrer Nachbarschaft in Pakistans größter Stadt von Haus zu Haus geht und dabei hilft, Kinder gegen Polio zu impfen. Das hört sich an sich noch nicht gefährlich an. Aber die Helfer*innen werden nicht immer mit offenen Armen empfangen. Denn viele Gemeindemitglieder mißtrauen Saira und ihren Kolleg*innen: viele glauben, die Impfung sei nicht sicher, “unislamisch” oder ein vertuschter Angriff der westlichen Länder auf die pakistanische Bevölkerung. Die Gerüchte werden bewusst von der Taliban gestreut und halten sich bis heute. “Oft fragen mich die Menschen dann: ‘Bist du wirklich eine Impfhelferin oder bist du fake?’”, erzählt Saira der Los Angeles Times.

Saira kämpft für ein poliofreies Pakistan, trotz aller Gefahren

Weil die Impfteams in der Vergangenheit immer wieder brutal angegriffen und sogar getötet wurden, wurden Saira und andere Helfer*innen lange Zeit von Sicherheitskräften begleitet. Heute verzichten sie auf den Polizeischutz, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Jetzt ist Saira allein unterwegs. Um nicht zu viel Angriffsfläche zu bieten und sich weiterhin selbst zu schützen, verschleiert sie sich von Kopf bis Fuß bei ihren Runden durch die Nachbarschaft. Sie sagt selbstbewusst: “Das ist meine Nachbarschaft. Wir kommen auch gut ohne Polizei aus.”



Saira muss viel Aufklärungsarbeit leisten, wenn sie die Menschen in der Gemeinde besucht. Denn neben den vielen falschen Gerüchten, die sich hartnäckig halten, ist Polio vielen kein Begriff mehr.

In Deutschland gibt es die Viruskrankheit, die Lähmungen bei Kindern verursacht und deswegen auch unter dem Namen Kinderlähmung bekannt ist, seit den 90er Jahren nicht mehr. Flächendeckende Impfungen im frühen Kindesalter haben dafür gesorgt, dass die Krankheit hierzulande als ausgerottet gilt.

Die Krankheit lässt sich nur durch Impfungen verhindern –einmal an Polio erkrankt, gibt es kein Gegenmittel mehr.

Die Polio-Situation in Pakistan im weltweiten Vergleich

In einigen wenigen Teilen der Welt hingegen, gibt es die Krankheit leider immer noch. Pakistan ist eines der letzten Länder, in denen Polio heute noch auftritt und Kinder entweder tötet oder mit schlimmen Behinderungen zurücklässt. Kinder, die deformierte Füße und Beine haben und die ihr Leben lang Schwierigkeiten haben werden, ein selbstständiges Leben zu führen, einen Job zu finden und eine Familie zu ernähren. Ein Armutskreislauf, aus dem man in solch einer Situation nur schwer ausbrechen kann.

Das Problem in Pakistan ist nicht nur, dass die Menschen zu arm sind, um sich Impfungen leisten zu können. Fehlende Toiletten, fehlende Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen, und fehlender Zugang zu sauberem Wasser führen dazu, dass sich der Virus leicht ausbreiten kann. Zudem ist das Gesundheitssystem schwach und es gibt nur wenig ausgebildetes Gesundheitspersonal.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Anstrengungen unternommen, um Polio ein für alle Mal auszurotten. So gab es 1988 noch mehr als 350.000 neue Poliofälle, seit Jahresbeginn 2019 waren es 88 registrierte Fälle weltweit. 72 davon wurden in Pakistan, die restlichen 16 Fälle in Afghanistan gemeldet. Nigeria steht heute kurz davor, als poliofrei zu gelten. Seit drei Jahren wurde dort keine neue Polioinfektion mehr registriert – damit erfüllt das Land die zentrale Bedingung für die offizielle Zertifizierung durch die “Africa Regional Certification Commission (ARCC)”. Sollte Nigeria diesen Status erlangen und halten können, würde das den gesamten afrikanischen Kontinent für poliofrei erklären.

Diese Erfolge sind alles andere als selbstverständlich. Sie sind das Resultat jahrzehntelanger Arbeit und Impfaktionen, die vor allem durch die “Globale Initiative zur Ausrottung von Polio” (GPEI) vorangetrieben wurden.

Die GPEI ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die von nationalen Regierungen in Unterstützung mit den fünf Hauptpartnerorganisationen – der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Rotary International, den US-amerikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Bill & Melinda Gates Stiftung – geleitet wird. Dank dieses Zusammenschlusses konnte Polio weltweit zu 99,9 Prozent eliminiert werden.

Sairas Arbeit muss weiter unterstützt werden

Ohne engagierte Menschen wie Saira wäre die Welt im Kampf gegen Polio nie so weit gekommen. Ihre ganze Familie hat sich bereits im Kampf gegen Kinderlähmung eingesetzt. Ihre zwei Schwestern engagierten sich bis zu ihrer Hochzeit und ihre Mutter half 8 Jahre lang, Kinder gegen Polio zu impfen. “Sie hätte gern weitergemacht, aber sie ist glücklich, dass ich mich engagiere”, sagt Saira.

Sairas Einsatz sowie die Arbeit der anderen Helfer*innen zahlt sich aus – mittlerweile konnten sie zusammen bereits fast 900.000 Kindern unter 5 Jahren in Karatschi helfen und gegen Polio impfen. Das hat auch einen positiven Effekt auf die anderen Familien in Karatschi: Sie sehen, dass man den Mitgliedern der Impfteams vertrauen kann.




Unterstützt werden die Menschen vor Ort durch die notwendigen Gelder, die Deutschland und andere Länder in den vergangenen Jahren in die Ausrottung von Polio investiert haben. Damit kein Kind mehr auf dieser Welt an Polio erkranken muss, darf die Unterstützung der Weltgemeinschaft jetzt nicht aufhören.

Genau deshalb ist die Förderung der GPEI so wichtig. Die nächste Finanzierungsveranstaltung der GPEI findet im November 2019 statt. Hier wird sich zeigen, ob Menschen wie Saira und viele andere Impfhelfer*innen ihre Arbeit auch in Zukunft fortsetzen können.

Editorial

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