Gut 25 Jahre ist es nun her, als Pamela Malhotra und ihr Mann Anil die ersten brachliegenden Flächen im Kodagu Distrikt im Süden Indiens aufkauften. Ihre Vision? Das, was vom Regenwald noch übrig geblieben ist, schützen und wiederaufforsten! Und ihre Rechnung ging auf: Mittlerweile konnten die beiden eine Fläche von über 120 Hektar - das sind um die 170 Fußballfelder (!) - zurück in einen üppigen Regenwald verwandeln.

Ihr „kleiner Garten hinter dem Haus” bietet nun Elefanten, Tigern, Leoparden, Schlangen, Vögeln und vielen anderen Lebewesen einen Zufluchtsort.

Das, was nun hier inmitten des Westghats Gebirges über die Jahre entstehen konnte, war vor 25 Jahren natürlich noch Zukunftsmusik: Pamela und Anil lernten sich in den 70er Jahren in den USA kennen. Als Anils Vater in den 80er Jahren verstarb, kamen sie nach Indien und waren geschockt von dem, was sie sahen:

„Überall wurden Wälder abgeholzt, die Holz-Lobbyisten hatten das politische Sagen und die Flüsse waren komplett verschmutzt. Und keinen schien das zu stören! Das war der Zeitpunkt, an dem wir uns entschlossen, nach Indien umzusiedeln und etwas dagegen zu tun”, berichtet Anil.

Schnell wurde den beiden bewusst, dass die größte Krise, die Indien in Zukunft überwinden muss, die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser sein wird: „Nicht nur Indien ist von der Wasserkrise betroffen. Die ganze Welt ist es”, davon war und ist Anil überzeugt.

Aber wie soll der Krise begegnet werden? Pamela und Anil brauchten nicht lange, um eine ambitionierte, aber dafür großartige Idee zu haben: Wir kaufen einfach brachliegende Ackerflächen von Bauern auf, schützen das, was vom Regenwald noch übrig ist und forsten ihn wieder auf. Denn R E G E N wälder sind eine entscheidende Quelle für - genau - Regen- und eben Trinkwasser.

Gesagt, getan. Pamela und Anil verkauften ihr Haus auf Hawaii und investierten ihr Erspartes in die ersten 22 Hektar Land. Bald wurde ihnen jedoch bewusst, dass die Pflege und Aufforstung des Waldes nichts bringt, wenn die Farmer auf der anderen Seite des Flusses weiterhin giftige Pflanzenschutzmittel beim Ackerbau einsetzten. „Sobald ein Stück Land auf der anderen Seite des Flusses zum Verkauf stand, griffen wir deshalb zu. Und war es nicht schwer, die Bauern davon zu überzeugen, uns das Land zu verkaufen. Die Kosten sind einfach zu hoch, um hier ordentlichen Ackerbau zu betreiben. Von daher waren sie froh, Geld durch den Verkauf zu erhalten”, erzählt Anil.

Und Pamela und Anil waren es auch. Sie pflanzten heimische Baumarten, wo es nötig war, und überließen es der Natur, den Rest zu erledigen. Und mit der Aufforstung kamen auch die Tiere zurück in das entstandene SAI (Save Animals Initiative) Sanctuary.

Die Tiere brachten allerdings eine andere Herausforderung mit sich: Wilderer! Gemeinsam mit dem indischen Ministerium für Umwelt, Forstwirtschaft und Klimaschutz stellten Pamela und Anil daher Kameras im ganzen Regenwaldgebiet auf, um Wilderer abzuschrecken. „Ich habe die Wilderer aber auch schon eigenhändig mit Baumstämmen in die Flucht geschlagen”, sagt Pamela schmunzelnd. Gleichzeitig haben sie und ihr Mann viel Zeit damit verbracht, in die umliegenden Dörfer zu gehen und die Bewohner über die Tiere und ihren Nutzen aufzuklären.

„Ohne Fauna könnte die Flora nicht existieren. Elefanten sind ein gutes Beispiel. Bis zu 30 verschiedene Baumarten würden ohne die großen Dickhäuter nicht existieren. Denn nur Elefanten schlucken die riesigen Samen der Bäume komplett und sind durch die Ausscheidung der Samen für die Verbreitung verantwortlich”. Ein weiteres Beispiel wären Vögel - von denen es in Pamela und Anils Regenwald über dreihundert verschiedene Arten gibt. Die hier lebenden Schwalben vertilgen pro Tag über 2000 Moskitos - pro Vogel! Das heißt also, dass weniger Stechmücken unterwegs sind, die uns Menschen mit Malaria, Denguefieber oder dem Zika-Virus anstecken könnten. Bitte weiter so, liebe Schwalben.

Um das Überleben des Regenwalds und der Tiere zu finanzieren, bieten Pamela und Anil Öko-Touristen eine Bleibe an und konnten damit sogar schon Preise gewinnen. 2014 zum Beispiel gewannen sie den Wildlife and Tourism Initiative of the Year Award. Ihre Unterkünfte werden nur durch Solar und andere alternative Energiequellen versorgt. Sollte es einmal heftiger regnen, sorgen 3 Windmühlen für genügend Strom. Daneben betreiben die beiden ökologische Landwirtschaft und bestellen gut 4 Hektar Fläche mit eigenem Kaffee und weitere 6 Hektar mit dem Ingwergewächs Kardamom.

„Unser Ziel ist es, die Flora und Fauna - vor allem die des Regenwaldes - für die kommenden Generationen zu schützen. Wir glauben, dass wir, wenn wir sterben, der Erde das zurückgeben sollten, was sie uns gegeben hat”, sagt Anil. Und wie recht er hat.

Der Einsatz von Pamela und Anil in Indien ist unglaublich und unbeschreiblich inspirierend. Denn PRO SEKUNDE verlieren wir weltweit mehr als einen halben Hektar Regenwald. Das sind mehr als 32.000 Hektar Regenwald pro Tag oder aber 45.000 Fußballfelder weltweit! Und mit dem Regenwald gehen auch 137 Tier-, Pflanzen- und Insektenarten pro Tagfür immer verloren.

Die Regenwälder der Welt sind die grünen Lungen, die die Welt zum Atmen braucht und gleichzeitig versorgen sie uns mit Trinkwasser. Pamela und Anil haben dies erkannt. Hoffentlich tun es ihnen noch mehr Menschen in Zukunft gleich.

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Das ist Hingabe: Baum für Baum pflanzt dieses Paar in Indien einen neuen Regenwald

Ein Beitrag von Katrin Kausche