Mit über 10.000 Athleten und tausenden von Trainern, Betreuern, Familienmitgliedern und Journalisten kann man mit großer Sicherheit sagen, dass bei den diesjährigen olympischen Spielen in Rio ziemlich viel Essen nicht nur über den Tisch gereicht wird, sondern auch als übrig gebliebene und nicht verzehrte Reste in die Tonne wandert.

Zwei weltweit renommierte Küchenchefs wollen dieser Lebensmittelverschwendung jetzt entgegenwirken und das ganze übrigbleibende Essen für einen guten Zweck nutzen!

David Hertz und Massimo Bottura, zwei Top Namen aus der Welt der Gastronomie, kamen zum ersten Mal 2015 zusammen, als Massimo David dazu einlud, mit ihm auf der Expo in Mailand an einem Projekt gegen Lebensmittelverschwendung zu arbeiten. Zusammen verwandelten die zwei Köche 15 Tonnen übrig gebliebener Lebensmittel von der Expo in 10.000 Mahlzeiten für obdachlose Menschen in Mailand. 


Dieses Jahr haben die Zwei wieder Ambitionen für ein ähnliches Projekt, dieses Mal allerdings in Rio!

Denn Nahrungsmittel sollten nicht nur eine Handvoll Menschen satt machen und dann in der Tonne landen, sondern erstens so effektiv wie möglich genutzt werden und zweitens der ganzen Gesellschaft zugute kommen. Das ist die Idee hinter 'Gastromotiva'. Die Initiative wurde von David Hertz in São Paulo / Brasilien zum Leben erweckt und will besonders schwachen Gemeinden unter die Arme greifen. 

David Hertz ist gebürtiger Brasilianer und als er 'Gastromotiva' in 2004 gründete, lagen ihm vor allem die vielen junge Menschen in sozial schwachen Gegenden am Herzen. Er wollte diese mit Hilfe von Arbeitsmöglichkeiten in der Gastronomie erreichen.

So unterstützt die Initiative seit über 10 Jahren junge Menschen darin, sich in einer innovativen Küche auszuprobieren und gleichzeitig etwas für ihr Leben und ihre zukünftigen Karrierechancen zu tun. Denn der Einstieg in ein gewisses Level der gehobenen Restaurantkultur ist oft denjenigen vorbehalten, die aus besser situierten Familien stammen. Die 'Gastromotiva' Teilnehmer hingegen stammen aus den Slums und Armenviertel der Stadt.

„Ich will die Gastronomie zu einem machtvollen Werkzeug machen, um jungen Menschen dabei zu helfen, Brücken zu schlagen. Essen ist nicht nur Essen, sondern besitzt eine extrem große, soziale Komponente. Ich will, dass Küchenchefs sich mehr einbringen", so David in einem Interview über seine Initiative.  

Das 'Gastromotiva' Programm hat inzwischen mehr als 1200 junge Menschen unterstützt - und 80% von ihnen haben nach ihrem Training mit 'Gastromotiva' eine feste Anstellung erhalten!


So weit so gut. Und wie steht es um die Idee für Rio dieses Jahr?


Bevor die olympischen Spiele in Rio vor knapp einer Woche losrollten, schufen David, mehrere Teilnehmer aus dem 'Gastromotiva' Programm und ein Dutzend weiterer Küchenchefs die Initiative 'ReffetoRio Gastromotiva', die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensmittelreste und übrig gebliebenen Speisen, die während der gesamten Olympiade anfallen, in einer Lebensmittel-Weiterverwertungs-Aktion aufzubereiten. Die daraus geschaffenen neuen Speisen sollen an obdachlose und sozial schwache Menschen in Rio verteilt werden. 

David und sein Team hoffen, mit ihrer Aktion insgesamt 5.000 Speisen nicht nur neu zu kreieren und die hierfür genutzten Lebensmittel vor der Tonne zu bewahren, sondern auch eine kulinarische Mischung aus brasilianischer und italienischer Küche anbieten zu können. 

Und was genau David da kulinarisches plant, klingt extrem lecker: aus übrig gebliebenem Brot will er zum Beispiel eine reichhaltige 'Breadcrumb Pasta' zaubern, während seine Studenten sich mehr auf brasilianische Geschmackseinflüsse konzentrieren wollen.
„Dieses Projekt, das sich mehr als ein kulturelles statt einem gemeinnütziges Projekt versteht, gibt uns die großartige Gelegenheit, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. Wenn wir es schaffen, die Menschen zum Umdenken zu bewegen, könnten wir so eine neue Tradition anstoßen", so David.

Wir drücken David und seinem Team die Daumen!

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Armut beenden

Küchenchefs machen aus übergebliebenem Essen im olympischen Dorf Mahlzeiten für Obdachlose

Ein Beitrag von Meghan Werft