Hand auf's Herz. Wem ist das wirklich noch nie passiert? Man kommt aus dem Urlaub / dem langen Wochenende / Kurztrip zurück nach Hause, macht den Kühlschrank auf und - es stinkt. Die Tomaten sind matschig, der Käse mit hellem flauschigen Schimmel bedeckt, das Brot nur noch ein blau-grün-grauer Schimmelklumpen, Joghurt und Milch schon seit Tagen abgelaufen, und die Bananen, ach, wie die jetzt aussehen, darüber wollen wir gar nicht erst reden.

Hut ab vor all denen, die jetzt mit dem Kopf schütteln und keine Ahnung haben, wovon ich spreche. Alle anderen: seid gewiss, ihr seid nicht allein. Zu meiner Schande muss ich sogar gestehen, dass mir das schon mehr als einmal passiert ist. Und das Traurige daran: wir Deutsche werfen Unmengen an gutem Essen weg, im Durchschnitt etwa 82 kg pro Person pro JAHR! Dagegen müssen wir wirklich etwas tun! 

Uns der Initiative 'Foodsharing' anschließen, zum Beispiel. Denn die haben sich etwas Geniales überlegt! In 62 deutschen Städten stehen jetzt quasi öffentliche Kühlschranke und Regale, in die man Lebensmittel, die man nicht mehr braucht, reinstellen kann, und somit für andere zugänglich macht. Die Kühlschränke stehen an so genannten 'Fair-Teiler' Stellen:

“Fair-Teiler sind öffentlich zugängliche Sammelstellen mit Kühlschränken und Regalen, in die man Lebensmittel hineinstellen kann, die noch genießbar sind, aber nicht mehr benötigt werden.“ - foodsharing

Wie mega genial ist das denn bitte!? Also, vor dem Urlaub sich einfach mal durch den Kühlschrank wühlen, alles was in der Zeit der Abwesenheit schlecht werden kann einpacken und bei so einem Fair-Teiler vorbeischauen! Jeder kann dort etwas abgeben, und jeder kann was mitnehmen — und zwar gratis!
Und wem das zu zeitaufwendig ist: das ganze geht auch für Privathaushalte. Einfach eintragen, was und wo man was abzugeben hat und schon wird man auf einer Karte angezeigt und man kann mit Interessierten eine Abholung vereinbaren.

Hinter diesem Projekt steckt weit mehr als 'nur' Nahrungsmittel vor dem Müll zu retten. Das Ziel ist es, nachbarschaftliche Kontakte zu fördern, Menschen aus unterschiedlichen Schichten zusammenbringen und vor allem, Bedürftigen zu helfen.

Foodsharing

Die Initiative Foodharing arbeitet bereits seit 2013 daran, der Lebensmittelverschwendung ein Ende zu setzen. Auf der Internetplattform foodsharing.de können Privatpersonen, Händler als auch Produzenten jegliche Lebensmittel, die noch genießbar sind, aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr gebraucht / verkauft werden, kostenlos anbieten.

Klar gibt es auch ein paar Regeln, die aber alle durchweg logisch sind. So müssen Lebensmittel selbstverständlich noch genießbar und hygienisch unbedenklich sein und stark empfindliche Lebensmittel wie Fleisch, Geflügel und Hackfleisch dürfen nur unter ganz bestimmten Vorrausetzungen angeboten werden. Ein Ratgeber auf der Foodsharing Plattform gibt handliche Übersicht.

Seit dem Start von foodsharing.de im Dezember 2012 haben sich bereits über 90.000 Menschen registriert. Zusätzlich gibt es inzwischen in fast allen großen Städten sogenannte Foodsaver (Lebensmittelretter), die mit Supermärkten, Bäckereien, Gastronomie­ und anderen Lebensmittelbetrieben zusammen arbeiten und sich gemeinsam gegen eine Lebensmittelverschwendung einsetzen. Die 'geretteten' Lebensmittel werden von den Foodsavern in den Nachbarschaften, an Menschen ohne festen Wohnsitz, angemeinnützige Projekte, Vereine, Tafeln, Suppenküchen und über die Foodsharing-Plattform verteilt.

So wurden dank Foodsharing inzwischen über 2 Millionen Kilo Lebensmittel vor dem Wegwerfen bewahrt, davon über ein Viertel (27%) allein in Berlin! Generell zählt Berlin derzeit zu der aktivsten Stadt bei Foodsharing, dicht gefolgt von Köln mit etwa 20%.

Also, Schluss mit der Lebensmittelverschwendung! Du wirfst damit nämlich nicht nur dein eigenes Geld in die Tonne, sondern auch die kostbaren Ressourcen unserer Erde, die für die Herstellung, Vertrieb und Transport dieser Lebensmittel verbraucht wurden. Durch Initiativen wie Foodsharing kann jeder ganz einfach mitmachen und Gutes tun. Und ab sofort mit gutem Gewissen in den Urlaub fahren. 

Editorial

Armut beenden

Öffentliche Spielplätze, Toiletten…Kühlschränke? Geniale Sache.

Ein Beitrag von Saskia Vallendar