Es gibt viele bekannte Zitate über die Kraft der Musik, aber eines gefällt mir besonders gut:

"Musik ist ein moralisches Gesetz. Sie schenkt unserem Herzen eine Seele, verleiht unseren Gedanken Flügel und erfüllt unser Leben mit Harmonie und Glückseligkeit.” - Platon

Ich weiß, ziemlich gehaltvolle Aussage. Aber ich kann Platon nur voll und ganz zustimmen. Für den/die ein*e oder andere*n mag es vielleicht ein wenig übertrieben klingen, Musik solch eine gewaltige Kraft zuzuschreiben, aber ich finde, dieser Mann wusste, wovon er sprach.

Musik ist eine universelle Sprache, die wir alle verstehen. Indem Musik gezielt unsere Gefühle anspricht, hat sie die Fähigkeit, selbst komplizierte Situationen in ganz einfache, verständliche Konzepte wie Liebe, Freundschaft, Angst oder Verlust umzuwandeln. Musik erweitert unseren Horizont und hilft uns dabei, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Ich finde, Musik dazu einzusetzen, um Bewegungen ins Rollen zu bringen, gehört zu den wichtigsten Aspekten hier bei Global Citizen und macht unsere Organisation in meinen Augen so einzigartig. Auch wenn wir, zugegebenermaßen, nicht die Ersten und auch nicht die Letzten sein werden, die mit Musik Menschen inspirieren und Veränderungen in Gang setzen wollen.

Musik kann also die Welt bewegen und hier sind 16 Beispiele, die das beweisen:

1. Bob Dylan: “Times They Are A-Changin’”

Bob Dylan ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Vor allem seine sozialkritischen Lieder im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung in Nordamerika zu Beginn der 60er Jahre machten ihn weltweit bekannt. Sein Hit "Times They Are A-Changin'" avancierte damals unter den jungen Leute, die gegen Rassentrennung und politische Unterdrückung demonstrierten und nach Veränderung strebten, zu einer Art Hymne. Und ich bin mir sicher, dass die tiefsinnige Bedeutung des Songs mit Sicherheit auch zukünftige Generationen noch inspirieren wird.

2. Haiti mon amour: ein weltweiter Spendenaufruf für das vom Erdbeben erschütterte Land 

In diesem weltweiten Spendenmarathon, der am 22. Januar 2010 stattfand, wurden Gelder zur Unterstützung Haitis gesammelt, nachdem das Land einige Tage zuvor von einem schweren Erdbeben erschüttert wurde. Während des Konzerts, bei dem unter anderem Madonna, Coldplay und Shakira auftraten, spendeten insgesamt 83 Millionen Zuschauer*innen die stolze Summe in Höhe von 58 Millionen US-Dollar (rund 53 Millionen Euro). Im Rahmen dieses Konzertes entstand zudem ein eigenes Lied mit dem Titel "Stranded (Haiti mon amour)", gesungen von Bono, The Edge, JAY-Z und Rihanna.

3. “Sun City”

Im Jahr 1985 formten der Aktivist Steven Van Zandt und Musikproduzent Arthur Baker die Gruppe "Artists United Against Apartheid” (zu Deutsch: Musiker*innen gemeinsam gegen Apartheid), um gegen Apartheid in Südafrika zu protestieren. Mit Hilfe des Journalisten Danny Schlechter trommelten die zwei damals eine Gruppe an bekannten Musiker*innen zusammen – unter anderem Bruce Springsteen und Miles Davis— um das Protest-Lied “Sun City” aufzunehmen. Dem Lied folgte später auch ein ganzes Album sowie eine Dokumentation.

4. Bob Marley und die Wailers: “Them Belly Full (But We Hungry)"

Auch bekannt als "die Stimme der Dritten Welt“, gehörte Marley ebenfalls zu den Musiker*innen, die mithilfe ihrer Musik politische und soziale Statements zum Ausdruck brachten. Der Song "Them Belly Full (But We Hungry)" wurde von Bob Marley und der Band ‘The Wailers’ erstmals im Jahr 1975 aufgeführt und prangert ein politische Ungleichgewicht in der Gesellschaft an, verbunden mit der subtilen Warnung, dass hungernde Menschen zu zornigen Menschen werden.

5. K'naan: “Wavin’ Flag”

Keinan Abdi Warsame, auch bekannt unter seinem Künstlernamen K'naan, ist in Mogadischu, Somalia, geboren und aufgewachsen. Als zu Beginn der 90er Jahre der Bürgerkrieg in Somalia ausbrach, bangte seine Familie um ihre Sicherheit, und so folgtem sie dem Vater erst nach New York und später weiter nach Kanada. K'naan selbst bezeichnet sich zwar nicht als politisch engagiert, nutzt jedoch seine Musik um vielen politisch-orientierten Begebenheiten Ausdruck zu verleihen. Beispiel hierfür ist sein Hit "Wavin' Flag", welcher im Jahr 2010 zur weltweiten Hymne für die Fußballweltmeisterschaft wurde. Im originalen Songtext geht es um Geflüchtete aus Kriegsgebieten und wie diese unter ihrer Vertreibung leiden – aber auch vom Frieden träumen.

6. Live Aid

Dieses Konzert aus dem Jahr 1985, organisiert von Bob Gedolf und Midge Ure, wird oft als das allererste Wohltätigkeitskonzert dieser Art angesehen, bei welchem 245 Millionen US-Dollar (rund 212 Millionen Euro) für die Hungerhilfe in Äthiopien gesammelt wurden. Das Konzert fand zeitgleich in London (England) und in Philadelphia (USA) statt und ganze 172.000 Menschen waren live dabei. Weltweit schauten etwa 1,9 Milliarden Menschen aus 150 Ländern zu.

7. Die '46664'-Konzerte 

Das erste ‘46664’ Konzert fand 2003 in Kapstadt, Südafrika, statt. Mit Nelson Mandela als Schirmherr und Gastgeber diente die Veranstaltung dazu, auf die Ausbreitung von HIV/AIDS in Afrika aufmerksam zu machen. Beyoncé, Youssou, N'Dour und Queen waren nur einige der vielen großen Namen, die auftraten. Der Name des Konzerts – 46664 – wurde in Anlehnung an Nelson Mandelas 25-jährige Gefängnishaft gewählt, und war seine damalige Insassen-Identifizierungsnummer. 

8. John Lennon: “Imagine”

Weltweit ist John Lennon für sein Lied "Imagine" bekannt, in dem er seinen Wunsch für Weltfrieden zum Ausdruck bringt. Die Inspiration zu diesem Song lieferte ihm ein Gedicht von Yoko Ono. Und auch heute trifft "Imagine" noch den Nerv unserer Zeit, während wir in die Zukunft blicken und uns für eine Welt ohne extreme Armut einsetzen.

9. Tsunami Aid: Concert of Hope

Diese weltweite Benefizveranstaltung kam den Tsunamiopfern zugute, die 2010 von dem schweren Erdbeben im Indischen Ozean betroffen waren. Mithilfe eines innovativen Ansatzes wurden Spenden gesammelt, in dem Zuschauer*innen die digitalen Versionen der Auftritte von Musiker*innen wie Madonna, Sheryl Crow, Eric Clapton und Roger Waters kaufen konnten. Schätzungen nach zu urteilen kamen so im Laufe der Live-Übertragung des Konzerts mindestens fünf Millionen US-Dollar (rund 4,32 Millionen Euro) zusammen.

10. Konzert für Bangladesh

Organisiert wurde dieses Konzert von den ehemaligen Lead-Gitarristen der Beatles, George Harrison und Ravi Shankar. Das Konzert fand am Sonntag, dem 1. August 1971 gleich zweimal hintereinander statt und machte auf die Situation der Geflüchteten Ostpakistans (heute Bangladesch) aufmerksam. Unter anderem sollten Spenden für Hilfsmaßnahmen gesammelt werden, um dem durch kriegsähnliche Gräueltaten gebeutelten Land zu helfen. 40.000 Zuschauer*innen erlebten Stars wie Harrison, Ex-Beatle Kollege Ringo Starr, Bob Dylan und Eric Clapton an diesem Tag live. Jahrzehnte später sagte Shankar über das Event: "In nur einem Tag kannte die ganze Welt den Namen Bangladesh. Es war ein tolles Ereignis…“

11. Live 8

Am 2. Juli 2005 fanden gleich eine ganze Reihe an Konzerten in den G8-Ländern und in Südafrika statt. Zum Auftakt des G8-Gipfels in Schottland sollten die Konzerte als Aufruf dienen, um erhöhte Hilfeleistungen für Länder mit niedrigem Einkommen zu fordern. Das Event war ein Erfolg: am 7. Juli 2005 verpflichteten sich die G8-Teilnehmer, die entsprechenden Gelder im Vergleich zu 2004 zu verdoppeln.

12. Patti Smith: “People Have the Power”

Sie scheut sich nicht davor, politisch Stellung zu nehmen: Patti Smith nutzt ihre Musik für politischen Aktivismus und missbilligt Krieg und die Verletzung von Menschenrechten. Ihr Lied “People Have the Power” ist eine tolle Erinnerung daran, dass man nicht passiv rumstehen, sondern mit anpacken sollte, um eine Welt zu schaffen, in der wir leben möchten.

13. Farm Aid

Seit 1985 organisiert Farm Aid jedes Jahr ein Konzert, um Familienbäuer*innen zu unterstützen und allgemeine Aufmerksamkeit für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln zu schaffen. Dank der Leitung der Vorstandsmitglieder Willie Nelson, Neil Young, John Mellencamp und Dave Mathews, die jedes Jahr auftreten, konnten inzwischen bereits 45 Millionen US-Dollar (rund 39 Millionen Euro) gesammelt werden.

14. Marvin Gaye: “What’s Going On”

Marvin Gaye nutzte sein Album "What’s Going On", um seine Stimme gegen den Vietnam-Krieg zu erheben als auch soziale Probleme wie Drogenmissbrauch und Armut anzusprechen. Trotz dieser ernsten Themen hat sein Song eine durchaus positive und motivierende Botschaft: “You know we've got to find a way to bring some lovin' here today”. Das Album hatte einen großartigen Erfolg und schaffte es im Jahr 2003 sogar auf Platz Nummer sechs der Rolling Stones Liste der “500 besten Alben aller Zeiten”.

15. Konzert anlässlich der Kampagne "It Takes Two"

Am 8. März 2014, dem Internationalen Frauentag, kamen 5000 Menschen in Kampala, Uganda, zusammen, um ein Zeichen gegen die hohe Anzahl an Teenagerschwangerschaften zu setzen. Das Konzert fand anlässlich des Launchs der Kampagne 'It Takes Two' statt – eine landesweite Kampagne, die Mädchen und Frauen in ganz Uganda Zugang zu einer sexuellen und reproduktiven Gesundheitsversorgungen sowie entsprechenden Informationen ermöglichen soll. Neben internationalen Reggae- und Hip-Hop-Künstler*innen waren ebenfalls zwei lokale Abgeordnete zu Gast, um die Kampagne zu unterstützen. 

16. Joni Mitchell: “Big Yellow Taxi”

Mit einem ganz anderen, aber nicht minder wichtigen Thema beschäftigt sich Joni Mitchells‘s Hit “Big Yellow Taxi” aus dem Jahr 1970. Joni selbst sagt über die Entstehung des Songs: "Ich schrieb ‘Big Yellow Taxi’ während meiner ersten Reise nach Hawaii. Als ich ankam, nahm ich ein Taxi zum Hotel, wachte am nächsten Morgen auf, schob den Vorhang zur Seite und sah diese großen grünen Berge in der Ferne. Dann blickte ich nach unten und alles was ich sehen konnte, war ein Parkplatz, so weit das Auge reichte und es brach mir das Herz… welch eine Narbe für ein Paradies. Ich setzte mich hin und schrieb dieses Lied.”

Musik ist eine Sprache, die weltweit gesprochen und verstanden wird und die weltweit ihre Anhänger hat. Musik kennt keine Grenzen. Und nicht wenige historische Momente in der Geschichte der Menscheit sind mit besonderen Songs und Künstler*innen verknüpft.  

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Musik, die die Welt verändert hat

Ein Beitrag von Christina Nuñez