Geht der Krieg in einem Land zu Ende, könnte man davon ausgehen, dass die Menschen endlich zu einem 'normalen' Leben zurückkehren und sowohl ihre eigene Existenz, als auch das ihres Landes wieder aufbauen können. Leider ist es nur in den aller seltensten Fällen so. Vor allem wenn zu Kriegszeiten Landminen und andere hochexplosive Gegenstände im Boden vergraben wurden, fordert der Schrecken des Kriegens auch nach Ende der Kämpfe seine Opfer.

Denn diese Minen sind auf keinen Fall zu unterschätzen! Nicht alle sind unmittelbar tödlich, aber sie alle sind mächtig genug, ihre Opfer so stark zu verletzen, dass diese im schlimmsten Fall entweder ihr Augenlicht und/oder Körperteile verlieren.

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Solche Tragödien und Verletzungen sind bitter, vor allem angesichts der Tatsache, dass diese Menschen dann eine noch geringere Chance haben, eventueller Armut zu entfliehen, in einem Land, dass von Krieg gebeutelt ist, mitunter keine gut funktionierende Infrastruktur hat und sich nur mühsam von den Kriegszuständen erholt.

Denn wo immer Landminen vergraben sind, kommt auch die Infrastruktur nur schleppend voran. Brücken, Schienennetze und Straßen lassen sich nur langsam bauen und ganze Landstriche können weder für den Hausbau noch für die Landwirtschaft genutzt werden, solange die Gefahr besteht, dass Mensch und Tier in die Luft gesprengt werden könnten. Landminen gehören zu den Faktoren, die nach Ende eines Krieges ganze Länder massiv daran hindern können, sich zu entwickeln.

Fassen wir also zusammen: Landminen sind eine schrecklich Sache und nach einem Krieg sollten sie so schnell wie möglich beseitigt werden. Leider leichter gesagt als getan.

Wie wird man Landminen los?

In unserer heutigen Zeit hat der technologische Fortschritt es möglich gemacht, Landminen wesentlich besser zu lokalisieren und sicher zu bergen. Metalldetektoren sind in der Lage, Minen aufzuspüren, die sich dicht unter der Erdoberfläche befinden und voll-automatische Maschinen können den Boden nach Minen 'durchpflügen'.

Es gibt allerdings auch eine Methode, die sich inzwischen als durchaus bewährt herausgestellt hat: der Einsatz von Ratten. Jawohl, richtig gehört. Ratten, bzw. in dem Fall hier spezielle Riesenhamsterratten. Diese werden darauf trainiert, Landminen zu erschnüffeln. Die Ratten (auch wenn sie ziemlich groß aussehen) sind leicht genug, um über ein Minenfeld zu laufen, ohne dabei die Mine auszulösen. Was Ratten damit wesentlich effektiver für diesen Job macht als zum Beispiel der Einsatz von Hunden.

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Apopo bildet Ratten aus

Okay, eins nach dem anderen. Wer bitte bildet Ratten zu solchen Minenratten aus und vor allem: wie? Antwort eins: unter anderem die belgische Organisation Apopo. Antwort zwei: mit Geduld und Bananen bzw. Bananenbrei.
Ins Leben gerufen wurde die Organisation bereits 1998 und nach jahrelanger Forschung wagte Apopo sich im Jahr 2003 an sein erstes echtes Entminungs-Szenario in Mosambik. Nach und nach kamen die Länder Thailand, Kambodscha, Tansania und Angola hinzu und die Arbeit der so genannten 'HeroRats' erlangte weltweite Aufmerksamkeit und Ruhm - und vor allem eins: die Gewissheit, dass langsam aber sicher all diese Länder minenfrei werden können.

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Bestes Beispiel: Mosambik

Weltweit werden immer noch über 70 Länder als 'durch Landminen gefährdet' eingestuft. Mosambik allerdings gehört seit einem guten Jahre nicht mehr dazu! Unter anderem Dank des unermüdlichen Einsatzes der HeroRats konnten insgesamt 13.274 Landminen aufgefunden und entschärft werden. Apopo hat zudem fünf Provinzen von Landminen gesäubert und somit den Menschen und Gemeinden vor Ort wertvolles Land für die Arbeit, Landwirtschaft und zur allgemeinen Nutzung zurückgegeben. Mosambik ist das allererste Land überhaupt, dass massiv von Landminen überzogen war und nach 22 mühsamen Jahren als Landminen-frei erklärt worden ist.

„Viele von uns sind davon ausgegangen, dass es hunderte von Jahre dauern würde, Mosambik völlig frei von Landminen zu bekommen. Letztendlich hat es uns weniger als 30 gekostet", sagt Albert Augusto, Direktor des 'National Demining' Instituts in Mosambik. "Und jetzt bin ich arbeitslos", fügt er schmunzelnd hinzu.

Albert ist glücklich, denn dieser Meilenstein bedeutet, dass Mosambik, das zu den ärmsten Ländern Afrikas gehört, sich endlich auf die Menschen und den Fortschritt im Land konzentrieren kann.


Meilensteine wie diese zu feiern sind wichtig. Denn einige der wichtigsten Schritte in der Bekämpfung von Armut werden nur langsam erreicht, erhalten nicht immer die verdiente Aufmerksamkeit und fühlen sich auch nicht immer wie echte Erfolg an. 22 lange Jahre, um Landminen loszuwerden, klingt nicht besonders aufmunternd, schon gar nicht in den Ohren der Länder, die noch von Minen geplagt werden. Aber es ist ein Zeichen, ein wichtiges Zeichens dafür, dass es zu schaffen ist. Und der Lohn für diese Ausdauer wird sich hoffentlich in ein paar Jahren zeigen, wenn Mosambik diese Chance genutzt hat um voran zu kommen! 

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Ein Hoch auf die 'HeroRats'! Dank der kleinen Nager ist Mosambik minenfrei

Ein Beitrag von Michael Wilson