Was hat man nicht schon alles auf Youtube gesehen. Auch: schrecklichste Taxifahrt aller Zeiten. Der Titel scheint bei selbstgedrehten Clips bis hin zu B-Horrormovies beliebt zu sein. 

Der folgende Videoclip könnte irgendwie den gleichen Titel tragen. Und zugebeben, auch hier hinter verbirgt sich ein 'Horror'.
Allerdings einer, den Frauen tagtäglich, überall auf der Welt, über sich ergehen lassen müssen.  

Das Video stammt aus der Feder der Kreativagentur OgilvyOne Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, gedreht wurde es für die Organisation Kafa Lebanon.

Kafa Lebanon ist die führende Frauenrechtsorganisation des Landes, sie setzt sich aktiv für Frauen- und Mädchenrechte ein und versucht, mit dem Schweigen über dieses Thema zu brechen. Die Organisation betreibt Kampagnen-Arbeit, gibt Seminare und Workshops und bietet eine Rufnummer an, unter der Frauen Missbrauch und Gewalttaten melden können. Kafas Arbeit ist ein leuchtender Hoffnungsschimmer in einem Land, in dem geschlechtsspezifische Diskriminierung immer noch an der Tagesordnung ist, aber kaum darüber gesprochen wird. 

Daher will Kafa Frauen dazu ermutigen, sich aktiv gegen Unrecht auszusprechen. Vor allem auch dann, wenn sie nicht selbst betroffen sind, jedoch Gewalt und Missbrauch beobachtet haben. Denn oft sind die Opfer selber zu gelähmt, um den ersten Schritt dagegen zu unternehmen.  

Das Experiment in dem Taxi ist nach Angaben der Organisation nicht gestellt, sondern die Reaktionen der Passagiere alle echt (bis auf die Fahrerin natürlich, die wurde vorher gebrieft). Zur Idee der Kampagne sagt die Organisation:   

The idea is simple: The more solidarity we build, the more women will speak up. The more women rise up, the more chance there is to stop abuse and demand better legal protection. Please share this video, help change the law, and pledge your support with #iwillspeakup

Alle Insassen bekommen kurz vor Ende der Fahrt bzw. kurz bevor sie aussteigen eine SMS mit einer Nachricht, in der sie aufgefordert werden, nicht wegzusehen und sich gegen Gewalt auszusprechen. 

Eine Minute und 45 Sekunden. So simpel, so kurz, und doch kann man eindrucksvoller nicht vor Augen geführt bekommen, das wir alle gefragt sind. Denn damit Gewalt gegen Frauen und Mädchen wirklich enden kann, müssen wir uns nicht nur öffentlich dagegen einsetzen, sondern dürfen die Augen vor allem dann nicht verschließen, wenn es passiert. Und wir vielleicht die einzigen sind, die es gesehen haben. Nicht passiv auf der Rückbank sitzen. Hinsehen, Stimme erheben, sich einsetzen. 

Man selber würde doch bestimmt solche Vorfälle melden. Klar. Oder etwa nicht? 
Würdest du?   

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Eine Taxifahrt, eine Frage: würdest du es anders machen als diese Frauen?

Ein Beitrag von Aileen Elsner