Als Trinitas (siehe Foto unten) zum ersten Mal ihre Periode bekam, hatte sie nicht den blassesten Schimmer, was da gerade passierte: „Plötzlich hatte ich da einen blutigen Fleck und dachte, ich hätte mich irgendwie verletzt ohne es bemerkt zu haben."

Trinitas war 12 Jahre als, als zum ersten Mal ihre Menstruation einsetzte und es erging ihr wie vielen tausenden Mädchen weltweit heute immer noch: Niemand hatte ihr vorab erklärt, was mit dem weiblichen Körper passiert, wenn er in die Pubertät kommt und niemand hatte sie über die monatliche Blutung aufgeklärt.

Zu der Zeit lebte Trinitas in Süd-Malawi, weit weg von ihrer Mutter. Und erst als Trinitas ältere Schwester mitbekam, was vor sich ging, kontaktierte sie eine Tante, die Trinitas dann endlich aufklärte. 

Trinitas Kunashe
Image: Tina Pads

„Meine Tante sagte, die Blutung bedeutet, dass ich nun erwachsen bin. Und sie gab mir ein Packet Watte [um sie als Einlage zu verwenden]." 

Doch die Watte war weder bequem noch ein adäquater Schutz. Trinitas war fortan von Monat zu Monat gezwungen, mit den Blicken und höhnischen Bemerkungen ihrer Klassenkameraden zu leben, wenn ihre Kleidung blutige Flecken davontrug.

Und als der Vorrat an Watte zu Ende ging, musste Trinitas improvisieren und sich Alternativen suchen - von Taschentüchern bis hin zu alten T-Shirts. 

„Keiner meiner Lehrer sprach je mit mir darüber oder erklärte mir, wie ich mit der Situation umgehen könnte."

Eine Erinnerung blieb Trinitas besonders schmerzhaft in Erinnerung: „Ich hatte ungefähr 3 Schichten schwarzen Baumwollstoffs übereinandergelegt, um eine Art Einlage zu basteln. Es war durchaus angenehmen zu tragen - doch eines Tages fiel es einfach raus und auf den Boden. Es war eine furchtbare Erfahrung. Mein Lehrer schickte mich nach Hause und ich hab mich für 2 Tage nicht zurück in die Schule getraut." erinnert sich Trinitas.

Diese Horrorvorstellung gehört leider immer noch zur tagtäglichen Realität für Millionen Mädchen weltweit, die keinen Zugang zu Hygieneprodukten für die Zeit ihrer Periode haben. Hinzu kommt mangelnder Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen, vor allem in Schuleinrichtungen, so dass Mädchen weltweit jeden Monat während ihrer Periode gezwungen sind, der Schule und somit dem Unterricht fernzubleiben.  

Nach ihrem Schulabschluss begann Trinitas als Teil eines Entwicklungsteams am Blantyre’s College für Medizin in Malawi zu arbeiten.

Im Rahmen ihrer Arbeit trifft sie sich regelmäßig mit Studiengruppen, die aus Jungen und Mädchen bestehen. Eines Tages tauchten in einer ihrer Gruppen von insgesamt acht Mädchen nur zwei auf. Als Trinitas nachfragte, wo denn die anderen sechs wären, war die Antwort die sie bekam, dass die anderen sich aufgrund ihrer Periode haben entschuldigen lassen. 

„Die Lehrer erzählten mir, dass diese Mädchen nicht genug Geld haben, um sich Hygieneprodukte für die Zeit ihrer Periode kaufen zu können. Da es ihnen peinlich war, bevorzugten sie es, lieber zu Hause zu bleiben." erzählt Trinitas.

Geprägt von diesem Moment und der schockierenden Erkenntnis, dass das Problem immer noch für sehr viele Mädchen besteht, beschloss Trinitas, dass es so nicht weiter gehen könnte und nahm die Sache kurzerhand selbst in die Hand. Sie kaufte sich eine alte Nähmaschine und begann, ihre eigenen, nachhaltigen und wiederverwendbaren Einlagen zu nähen - die Idee zu 'Tina Pads' war geboren.  

Hergestellt aus weichem, angenehm zu tragenden Stoff, der in der Gegend hergestellt, sind die 'Tina-Pads' ein riesen Hit unter den Mädchen in Trinitas Gemeinde. Nachdem sie verschiedene Stoffe und Designs testete, arbeitete Trinitas in einem nächsten Schritt mit Mädchen aus einer nahegelegenen Schule zusammen, um die Pads den Vorstellungen der Mädchen anzupassen und ein wasserundurchlässiges, praktisches und cooles Produkt herzustellen - etwas, das die monatliche Zeit der Scham endlich enden lässt.

Derzeit zwar nur als Prototyp erhältlich, hat Trinitas jedoch große Pläne für eine großflächige Produktion - und die Nachfrage ist definitiv da. 
Und auch das enthusiastische Feedback der Mädchen, die die Tina-Pads testen dürfen, macht Trinitas glücklich und bestärkt sie in ihrem Vorhaben:

'Das Material ist großartig und flauschig, es ist angenehm zu tragen.'

'Die Flügel mit dem Druckknopf an der Seite erlauben mir es endlich, mich ganz normal zu bewegen. Ich kann Seilchen springen und alles.'

Trinitas wünscht sich, dass ihre Erfindung Mädchen dabei helfen wird, neues Selbstbewusstsein zu gewinnen: „Ich wünsche mir, dass diese Pads für alle Mädchen in Malawi erhältlich sind - das wir Mädchen beibringen können, sie selbst herzustellen." formuliert Trinitas ihren großen Traum.

Fest entschlossen, dass kein Mädchen jemals auch nur eine Schulstunde mehr aufgrund ihrer Periode verpassen sollte, ist Trinitas außerdem fest davon überzeugt, dass Schulbildung der Schlüssel zu einem besseren Leben für jedes Mädchen ist.

„Ein Mädchen mit Schulbildung ist ein Mädchen mit Power. Schulbildung gibt Mädchen die Chance, für sich selbst einstehen zu können, das Beste aus ihrem Leben zu machen und auch 'Nein' sagen zu können zu Sachen, die nicht okay sind."

Und auch wenn Trinitas Traum hat gerade erst begonnen hat, ist sie bereits jetzt schon fest entschlossen, nicht zu stoppen bevor nicht jedes Mädchen in Malawi zur Schule gehen kann - und zwar zu jeder Zeit im Monat.  

Wer mehr über die 'Tina-Pads' erfahren will, kann Trinitas hier auf Facebook folgen. 

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Ein Beitrag von Yosola Olorunshola