Es ist mal wieder soweit: am 8. Mai ist Muttertag! Ein Tag, an dem Mütter mit Geschenken überhäuft werden, ihnen das Frühstück von ihren Lieben zubereitet wird, sie unzählige Male von ihren Kindern umarmt werden oder sie per Post mit einer Muttertagskarte überrascht werden (oh oh, hoffentlich kommt die Karte noch rechtzeitig an).

Jedes Jahr widmet sich dieser eine Tag also ganz alleine den Müttern. Was gut ist, denn Mütter leisten Großartiges - und schlecht, weil ein einziger Tag eigentlich nicht ausreicht, um den Verdienst von Müttern zu würdigen. Man kann diesen Tag aber zumindest zum Anlass nehmen, mal darüber nachdenken, welch entscheidende - und dennoch oft übersehene - Rolle sie im Leben ihrer Kinder einnehmen.

Die folgenden drei Mütter zum Beispiel sind so außergewöhnlich und überragend in dem was sie tun - und doch werden die wenigsten bisher von ihnen gehört haben. Sie sind die Heldinnen, die das Leben ihrer Kinder und das Leben ganzer Gemeinschaften zum Guten verändern.

Asseta: „Ich weigere mich, meine Tochter beschneiden zu lassen.“

Image: Jessica Lea / DFID

In Assetas abgelegenem Dorf in Burkina Faso wurde weibliche Genitalverstümmelung bisher mit der ganzen Gemeinschaft gefeiert.

Als sie sieben Jahre alt war, wurde sie während einer öffentlichen Zeremonie zur Beschneidung gezwungen. „10 oder 15 meiner Freundinnen im Dorf wurden ebenfalls beschnitten. Keine von uns hat das damals irgendwie in Frage gestellt”, erinnert sich Asseta.

Ihre Geschichte teilen viele andere Frauen in Burkina Faso. In dem afrikanischen Land werden 75% aller Frauen an ihren Genitalien beschnitten. Die Zahlen sprechen für sich. Der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) haftet in Burkina Faso eine lange Tradition und soziale Norm an. FGM wird als Voraussetzung und Vorbereitung auf die Ehe und das Mutterdasein gesehen. Was hingegen überhaupt nicht beachtet wird, sind die körperlichen und seelischen Auswirkungen eines solchen Eingriffs.

Doch dann nahm Asseta an einem Programm in ihrer Gemeinschaft teil, welches über die Konsequenzen der weiblichen Beschneidung aufklärte. Ins Leben gerufen und finanziert wurde das Programm vom britischen Ministerium für internationale Entwicklungshilfe. Am Ende des Programms beschloss Asseta, dass sie das letzte Mädchen in ihrer Familie sein wird, die die Torturen einer solchen Beschneidung durchgemacht hat.
Asseta hat sich bewusst gegen die Tradition und die soziale Norm in ihrem Dorf bzw. ihrem Land gestellt und so ihre eigene Tochter Awa, die bereits vorher bei der Beschneidung ihrer besten Freundin zusehen musse, geschützt.

„Ich hatte solche Angst, als ich sah, was meiner Freundin angetan wurde”, berichtet Awa. „Ich bin so glücklich und meinen Eltern so dankbar, dass sie mich nicht zur Genitalversümmelung zwingen.”

Doch das war noch nicht alles, was Asseta erreichen wollte. Sie sprach öffentlich mit allen Eltern in ihrem Dorf, um auch sie davon zu überzeugen, die Tradition der weiblichen Genitalverstümmelung endlich abzuschaffen. Dank Assetas Einsatz begannen die Menschen im Dorf offen über die Folgen der Beschneidung an Frauen zu sprechen, bis in ihrer Gemeinschaft die weibliche Genitalverstümmelung komplett abgeschafft wurde.

Wenn Asseta darüber nachdenkt, was sie alleine erreichen konnte, dann sagt sie: „Ich wünsche mir, dass meine Töchter ihr Leben lang gesund bleiben und hoffentlich ihre Töchter ebenfalls nicht beschneiden lassen. Ich hoffe, dass sie genau das gleiche für ihre Töchter tun, was ich für sie getan habe.”


Jacqueline: Als Vergewaltigungsopfer kämpft sie heute darum, Gewalt gegen Frauen zu stoppen

Im Zuge der heftig diskutierten Wahlen in Kenia im Jahr 2007, brach eine Welle an Gewaltverbrechen aus, die 1.000 Todesopfer forderte. Grund für den Ausbruch waren kulturelle Konflikte. Inmitten des Chaos wurden mindestens 900 Mädchen und Frauen Opfer sexueller Übergriffe.

Jacqueline Mutere war eine dieser Frauen. Ein Nachbarsfreund verschaffte sich Zugang zu ihrem Haus, in dem er sie anflehte, ihm Unterschlupf vor den chaotischen Zuständen auf den Straßen zu gewähren. Im Haus fiel er dann über sie her und wurde sehr gewalttätig. Jacqueline beschrieb die traumatischen Ereignisse bereits in einem Interview mit der Georgetown University. Der Mann vergewaltigte sie während ihre Kinder im Zimmer nebenan spielten. Jacqueline wurde daraufhin schwanger und sah für sich keine andere Möglickeit als das Kind abzutreiben, obwohl dies in Kenia illegal ist. Aufgrund von Komplikationen konnte sie das Kind jedoch nicht abtreiben. Ihre Tochter Princess ist heute 7 Jahre alt.

Ein Kind großzuziehen, welches durch Vergewaltigung gezeugt wurde, ist beim besten Willen keine leichte Aufgabe. Jacqueline begab sich in psychologische Betreuung und traf auf weitere Vergewaltigungsopfer, die schwanger wurden. Während zahlreicher Gespräche stellte sie fest, dass viele der Frauen ihr Trauma unabsichtlich auf ihre Kinder übertrugen.

„Ich konnte und wollte das meinem Kind nicht antun”, sagt sie. Aus dieser Überzeugung heraus gründete Jacqueline die gemeinnützuge Organisation 'Grace Agenda', die Frauen und Kindern psychologische Hilfe und weitere Unterstützung anbietet. Grace Agenda ist ein Ort, an dem sich Frauen über ihre Erfahrungen und die seelischen Herausforderungen austauschen können. Und nicht nur das. Die Organisation mischt auch auf politischer Bühne mit und setzt sich für die Rechte der Frauen und Vergewaltigungsopfer ein. Im 21. Jahrhundert muss es weltweit möglich sein, jeden Gewalttäter zur Rechenschaft zu ziehen!

Als Witwe, Vergewaltigungsopfer und Verfechterin der Frauenrechte ist Jacquelines Mut und Courage im Angesicht so vieler Steine in ihrem Weg eine wahre Inspiration für die Mädchen und Frauen in Kenia und weltweit.

Immacualte: Jedes Leben retten, ein Kind nach dem anderen

Image: Tara Carey / Sport Relief

An den meisten Morgenden war das Unterrichten das Letzte, über das Immaculate nachdachte. Denn in der Klasse der 39-jährigen Grundschullehrerin aus Uganda erkrankten die Kinder regelmäßig an Malaria.

Immaculate wusste, dass sie etwas dagegen tun musste. Sie verlor ihre eigene Schwester an Malaria, als diese gerade einmal 6 Jahre alt war. Noch dazu steckten sich Immaculates eigene Kinder immer wieder mit dieser Krankheit an. Das ist nicht nur angsteinflößend für jede Mutter, sondern fordert jedes mal auch einen hohen finanziellen Tribut - vor allem von einer Mutter mit 5 Kindern wie Immaculate.

Immaculate wollte aktiv werden und die häufigen Malariaerkrankungen eindämmen. Vom Malaria Consortium, einem Projekt welches durch Sport Relief finanziert wird, eignete sie sich wertvolles Wissen darüber an, wie die Krankheit schon bei den ersten Anzeichen zu erkennen sei, um Kinder zügig behandeln zu können.

All das Wissen über die Krankheit war mehr als nützlich, vor allem als eines Tages ihre Nachbarin Hadijjah panisch an ihre Haustür klopfte.

Hadijjahs dreijähriger Sohn Muzafulu hatte hohes Fieber. Sie war sehr verzweifelt. Erst ein paar Tage zuvor war ihr sechs Monate altes Mädchen an Malaria verstorben. Dem Mädchen wurden zur Behandlung nur verschiedene Heilkräuter gegeben. Dieses Mal wollte Hadijjah allerdings das Risiko nicht noch einmal eingehen. Immaculate erkannte die Anzeichen und handelte sofort. Dank Immaculate überlebte der kleine Muzafulu.

Es sind solche Anstrengungen und Eigen-Initiativen, wie sie Immaculate und viele weitere Helfer Tag für Tag zeigen, die dabei helfen, dass immer mehr Menschen über die Krankheit aufgeklärt werden können. Dank Wissensweitergabe und Menschen, die sich dafür interessieren, konnten sich die Malariafälle in den letzten 5 Jahren mehr als halbieren. Das Ziel ist allerdings noch nicht ganz erreicht und Bemühungen dürfen jetzt nicht einbrechen. Nur dann hat jedes Kind die Chance auf eine gesunde Zukunft.  


Asseta, Jacqueline, Immaculate - alle drei Frauen stehen für Hingabe, Hoffnung und Mut. Und der Einfluss dieser drei Mütter geht weit über ihre eigenen Familien hinaus. Asseta, Jacqueline und Immaculate konnten viele Dinge in ihren Gemeinschaften zum Guten verbessern und zeigen, dass jede engagierte Mutter - jeder engagierte Mensch - Berge versetzen kann. Ein Hoch auf Mütter!

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Ein Beitrag von Yosola Olorunshola