Sandrine lebt in dem kleinen Dorf Morro, ca. 20 km von der Stadt Berbérati im Südwesten der Zentralafrikanischen Republik entfernt. Heute bringt sie ihre sechs Monate alten Zwillinge Ose und Oseas zur Station von 'Ärzte ohne Grenzen' (Médicins Sans Frontières, MSF), um sie impfen zu lassen. Viele Mütter tun es ihr gleich und lassen hier ihre Kinder gegen acht der schlimmsten Kinderkrankheiten impfen.

Die Organisation 'Ärzte ohne Grenzen' konnte seit Beginn dieses Jahres bereits 73.000 Kinder impfen. Innerhalb der ersten fünf Tage wurden allein in Berébati und den Vororten sogar 14.000 Kinder geimpft. 

Warum die Kampagne von 'Ärzte ohne Grenzen' so wichtig ist, zeigen Statistiken des Gesundheitsamts der Zentralafrikanischen Republik: 2013 wurden gerade einmal 13% aller Kinder unter einem Lebensjahr ausreichend geimpft. Aufgrund der andauernden Krise im Land fiel die Zahl der Kindern, die gegen Masern geimpft wurden, von 65% im Jahr 2012 auf 25% im Jahr 2014. Diese Zahlen sind absolut alarmierend.

Deshalb startete Ärzte ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt eine Kampagne noch nie dagwesenen Ausmaßes. Bis zum Ende des Jahres 2016 sollen ein Viertel aller Kinder unter fünf Jahren - ca. 220.000 - in der Zentralafrikanischen Republik gegen 8 verschiedene Krankheiten geimpft werden: Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio, Masern, Hepatitis B und unterschiedliche Arten von Lungenentzündung und Meningitis.


„Die Kampagne begann in der Stadt Berbérati, eine Region, die momentan von Ausschreitungen weitestgehend verschont bleibt. Hier konnten wir 16 mobile Ärzteteams mit insgesamt 370 medizinischen Helfern an 43 verschiedenen Impfstätten stationieren, die den Kindern die Impfstoffe verabreichen.”, berichtet Thierry Dumont, Leiter der Mission in der Zentralafrikanischen Republik. „Von Berbérati aus werden wir die Kampagne dann nach und nach auf weitere Regionen ausweiten.”

Doch das Programm sieht sich großen Herausforderungen vor allem in finanziellen, logistischen und humanitären Bereichen gegenüber stehen: „Wir müssen sicherstellen, dass wir eine funktionierende Kühlkette für die Impfstoffe garantieren können, so dass jedes Kind eine effektive Impfung erhält. Wir kämpfen jedoch gegen hohe Temperaturen von bis zu 40 Grad. Gleichzeitig müssen wir unsere Ausrüstung in Gegenden transportieren, die sehr abgelegen und deshalb schwierig zu erreichen sind.”

Einige Regionen des Landes werden noch immer von Unruhen heimgesucht. Und auch das Vertrauen vieler Bewohner in die Mitarbeiter der Organisation ist häufig von Skepsis geprägt. Umso wichtiger ist daher die Arbeit lokaler Mitarbeiter, die von Tür zu Tür gehen, auf Märkten und außerhalb zahlreicher Kirchen über das Programm sprechen, um so Eltern und Erwachsene über die Impfkampagne zu informieren.  


In der Zentralafrikanischen Republik ist das Epidemie-Risiko extrem hoch, da aufgrund der anhaltenden Konflikte keine ärztliche Versorgung gewährleistet werden kann. Deshalb ist die Impfung für Kinder gegen Krankheiten, deren Ausbrüche dadurch vermieden werden können, enorm wichtig. Als weitere vorbeugende Maßnahme geben Ärzte ohne Grenzen zusätzlich Moskitonetze und Arzneimittel gegen Parasiten aus und untersuchen die Kinder auf Unterernährung.

Es sollte in allen Ländern dieser Welt gewährleistet sein, dass ansteckende Krankheiten erst gar nicht ausbrechen, wenn man dies durch eine Impfung ziemlich einfach vermeiden kann. 
Viele Kinder in der Zentralafrikanischen Republik haben in ihren jungen Jahren aufgrund der anhaltenden Krise bereits viel durchgemacht. Wenn es gelingt, mindestens 220.000 Kinder gegen diese acht Krankheiten zu impfen, wäre ihnen eine weitere Chance auf eine Zukunft gegeben. 

Ose und Oseas werden in einem Monat wieder zur Station kommen, um ihre zweite Impfung zu erhalten, so dass sie für viele weitere Jahre vor den Krankheiten geschützt sind.

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Editorial

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Ein Beitrag von Katrin Kausche