Wer kennt das nicht: da sitzt man im Auto auf dem Weg zur Arbeit, ist gut gelaunt, weil gerade „Happy“ von Pharrell Williams im Radio lief, und dann das: Stau. „Morgen fahr ich mit der Bahn“, denkt man sich. Doch da steht man dann wie eine Sardine im Gang und versucht beim nächsten Stopp nicht gegen seinen müden Nachbarn zu fallen. Fahrrad? Gute Alternative, aber selbst da muss man sich mit den übrigen Autofahrern um ein bisschen Platz auf der Straße streiten.

Warum nicht mal etwas neues ausprobieren und stattdessen zur Arbeit schwimmen?!

Ja, richtig gehört: schwimmen. Der Münchner Benjamin David machts vor und schwimmt jeden Morgen die Isar flussabwärts zu seiner Arbeitsstelle.

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„Das Verkehrschaos ist hier inzwischen so wild auf der Isar-Parallelen [...], dass das echt keine Freude macht”, sagt der 40-Jährige in einem Interview mit dem englischen Sender BBC. „Ich bin tatsächlich schwimmenderweise am schnellsten und ganz nebenbei dann auch am entspanntesten unterwegs.”

Jeden Morgen checkt David den Pegel der Isar, die Wassertemperatur und die Strömungsgeschwindigkeit, denn je nachdem muss er schon mal schneller schwimmen oder kann sich treiben lassen.

Danach wird die „Arbeitstasche” - der Wickelfisch - gepackt: Der funktioniere wie ein wasserdichter Schwimmsack und bietet Platz für Anzug, Schuhe, Smartphone und sogar den Laptop, sagt David. Erfunden wurde die Tasche von einem jungen Designer aus Basel, denn auch hier haben Pendler den Fluss zurückerobert und kommen lieber schwimmend als fahrend zur Arbeit.

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Selbst im Winter schwimmt Benjamin David zur Arbeit, dann aber in einem Neoprenanzug und auch nicht ganz so häufig wie im Sommer.

Und so geht es gute zwei Kilometer den Strom hinunter bis zum Kulturstrand am Deutschen Museum - der Arbeitsstelle des 40-Jährigen. „Das schöne ist, dass ich die Stadt und die Natur aus einer völlig anderen Perspektive erlebe, die sonst nie jemand erlebt”, schwärmt David. Er könne nur jedem empfehlen, es selbst einmal auszuprobieren.

Auf dem Weg schwimmt David unter so mancher Brücke her. Oben bleiben oft die Leute stehen und fragen sich, was der Mann denn da eigentlich macht. Die meisten winken ihm aber dann doch zu.

Einige scheint der Münchner mit seiner Idee schon angesteckt zu haben. In einem Video ist zu sehen, wie „voll” es auf dem Wasserweg schon geworden ist.

Ganz ohne Tücken ist der Arbeitsweg aber nicht. Man sollte sich schon vorher gut überlegen, wo man seinen Weg beenden möchte, denn es gibt nur wenige Ausstiegsstellen und die Uferwände sind sehr steil. Und ganz legal ist das Schwimmen in der Isar auch nicht - aber fast. „Es ist so: In den ersten 70 bis 80 Prozent der Strecke darf man schwimmen. In den letzten 20 Prozent ist es nicht erlaubt”, erklärt David. Aber die Stadt München sei da sehr liberal: zwar stehen an bestimmten Stellen in München Warnschilder, aber die Stadt überlässt es den Bürgern, das Risiko selbst einzuschätzen.

Könnte Benjamin Davids Idee ein Modell für die Zukunft sein? Vielleicht, wenn sich mehr Städte und Regierungen für den Umweltschutz einsetzen würden. Zur Arbeit zu schwimmen würde der Gesundheit gut tun, Geld sparen und gleichzeitig die Umwelt schonen. Allerdings kann man nur in Gewässern schwimmen, die sauber genug sind. Auch bei Global Citizen kann man sich für den Schutz unserer Gewässer einsetzen.

Editorial

Umwelt schützen

Dieser Münchner fährt nicht zur Arbeit - er schwimmt

Ein Beitrag von Katrin Kausche