Am 17. Mai war es wieder soweit: ein weiteres Mal wurde an diesem Tag weltweit auf die Themen Homophobie, Transphobie und Biphobie aufmerksam gemacht. Begangen wird der Aktionstag nun schon seit über zehn Jahren. Und dass genau der 17. Mai dafür ausgewählt wurde, kommt nicht von ungefähr: 26 Jahre zuvor beschloss die Weltgesundheitsorganisation (WHO) genau an diesem Tag, Homosexualität von der Liste ihrer psychischen Krankheiten zu streichen. Damals ein absoluter Meilenstein!

Unter dem Twitter Hashtag #IDAHOT16 haben Länder und Aktivisten auf der ganzen Welt geziegt, wie sie gemeinsam gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie vorgehen und ein Recht auf Gleichberechtigung fordern. Diese drei Orte auf der Welt haben dabei für besonderes Aufsehen gesorgt:

1. Londons neuer Bürgermeister Sadiq Khan hisst Regenbogenflagge vor dem Rathaus

Am 5. Mai wurde Sadiq Khan zum ersten muslimischen Bürgermeister Londons gewählt und zwei Tage danach in sein Amt vereidigt. Nun setzte er 10 Tage später bereits ein herausragendes Zeichen, in dem er die Regenbogenflagge neben der Nationalflagge des Vereinigten Königreichs vor dem Rathaus in London hissen ließ!

Gegenüber der britischen Webseite PinkNews sagte er: „Ich wurde mit dem Versprechen gewählt, ein Bürgermeister für alle Londoner zu sein, und ich werde mit der LGBT+-Community - so wie mit allen anderen Gemeinschaften auch - zusammenarbeiten, um alles in meiner Macht stehende zu tun, damit London ein toleranter und fairer Platz zum Leben wird“.

In den meisten Teilen Großbritanniens können homosexuelle Paare seit 2013 die Ehe eingehen und werden vor dem Gesetz gleich behandelt. Ihnen steht auch das Recht zu, Kinder zu adoptieren. Khan war und ist einer der bekanntesten muslimischen Politiker, der für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern eintritt. 2013 erhielt er aufgrund seiner offenen Haltung Todesdrohungen von ultrakonservativen Muslimen. Das hielt ihn allerdings bis heute nicht davon ab, für eine politisch offene Weltstadt zu kämpfen. Khan hat für dieses Jahr bereits seine Teilnahme am London Pride Festival im Juni angekündigt. Damit wird er ein weiteres Zeichen in die richtige Richtung setzen.

2. In Kanada sind ab sofort alle Menschen vor dem Gesetz gleich, egal ob Mann, Frau oder Transgender

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau kündigte am Dienstag in Montreal ein neues Gesetz an, das Transgender vor Hassreden und Diskriminierung noch besser schützen wird. Transgender sind Menschen, die sich mit der Geschlechterrolle, die ihnen bei der Geburt aufgrund ihrer biologischen Merkmale zugewiesen wurde, nicht oder nur halb identifizieren können.

Der seit November 2015 amtierende Premierminister sagte, dass es trotz aller bisher erreichten Fortschritte noch immer Fälle von Ungerechtigkeit gegenüber Transgender gebe. Und das darf bei einer echten Gleichberechtigung aller Menschen schlichtweg nicht sein. Aus diesem Grund soll nun das kanadische Menschenrechtsgesetz geändert werden: neben Rasse, Religion, Alter, Geschlecht und sexueller Orientierung wird nun auch die Gender-Identität unter gesetzlichen Schutz gestellt.

Damit ist Kanada selbst der WHO voraus: zwar strichen diese am 17. Mai 1990 Homosexualität von ihrer Liste der psychischen Krankheiten, doch Transsexualität wird nach wie vor als psychische Störung angesehen. Hoffen wir, dass Politiker wie Justin Trudeau als Vorbild für die WHO dienen und diese davon überzeugen können, auch Transsexualität ein für alle Mal von ihrer Liste zu streichen.

Kanada ist eines der liberalsten Länder der Welt. Das spiegelt auch das kunterbunte Kabinett wieder, das Trudeau zusammengestellt hat: darunter befinden sich ein Ex-Eishockeyspieler, ein Ex-Astronaut, ein Inuit, zwei Sikhs - und die dritt häufigste Kabinett-Sprache nach Englisch und Französisch ist tatsächlich Panjabi. Als ob das nicht schon cool genug wäre, ist auch noch die Hälfte des Kabinetts weiblich! Trudeau selbst sagt, sein Kabinett spiegelt halt Kanada so wieder, wie es ist. Recht hat er. Auf die Frage hin, warum ein so ausgeglichenes Kabinett denn so wichtig für ihn sei, hatte er die allerbeste Antwort parat:

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3. ¡Viva Mexico!: Homo-Ehe soll in allen 31 Bundesstaaten legalisiert werden

Mexiko ist das fünfte latein- bzw. zentralamerikanische Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe nun endlich in allen Bundesstaaten legalisieren will.

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto hat am 17. Mai einen Antrag auf Verfassungsänderung beantragt, der es allen Bundesstaaten untersagt, homosexuellen Paaren die gleichgeschlechtliche Ehe zu verweigern.  Denn bisher ist es homosexuellen Paaren nur in Mexiko-Stadt und drei weiteren Bundesstaaten möglich gewesen, die Ehe einzugehen. Das darf nicht sein, dachte sich Nieto, und will jegliche Art von Diskriminierung abschaffen. Gleiches Recht für alle!

Nieto folgt damit anderen lateinamerikanischen Ländern wie Argentinien, Uruguay, Kolumbien und Brasilien, in denen die gleichgeschlechtliche Ehe bereits landesweit anerkannt ist. 

Das war dem Präsidenten Mexikos aber scheinbar noch nicht genug, denn noch am gleichen Tag verfügte Nieto eine Änderung des Zivilregisters, so dass es Transgendern auch möglich sein soll, neue Ausweise zu beantragen und Geschlechterangaben zu korrigieren.

Und wie siehts bei uns aus?

Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde am 17. Mai durch verschiedene Aktionen auf das Thema aufmerksam gemacht. In Berlin zum Beispiel wird seit 2007 unter dem Motto „protect every kiss!” an diesem Tag der MANEO-Kussmarathon eingeleitet.

Doch trotz aller Aktionen und Demonstrationen dürfen homosexuelle Paare in Deutschland noch immer nicht die Ehe eingehen, sondern nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft beantragen, die den Paaren weitaus weniger Rechte einräumt als hetereosexuellen Paaren, die heiraten. Gleiches gilt leider auch in Österreich, der Schweiz und 12 weiteren EU-Staaten. In vielen Ländern wird zudem noch nicht einmal die eingetragene Lebenspartnerschaft anerkannt.

Beim Thema Adoptionsrecht sieht es noch düsterer aus. Viele Länder stellen in Frage, ob homosexuelle Paare einem Adoptionskind die gleiche Stütze im Leben sein können wie heterosexuelle Paare.

Die Bundesumweltministerin Barabra Hendricks (SPD), die selbst in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt, setzt sich dafür ein, dass endlich eine Änderung des Ehe-Gesetzes in Deutschland eintritt und fordert eine „echte Gleichstellung, so wie es das Grundgesetz vorsieht”.

Tage wie den 17. Mai, der uns jedes Jahr auf die Themen Homophobie, Transphobie und Biphobie aufmerksam macht, sind also nach wie vor wichtig. Nur durch Tage wie diese, Aktionen wie Kussmarathons und vor allem Politiker, die sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern einsetzen, kann ein weltweites Umdenken bewirkt werden. Denn Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen muss für alle und vor allem weltweit gelten: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen”.

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Ein Beitrag von Katrin Kausche