Unter dem blauen Himmel am Strand von Beirut haben libanesische Aktivisten Hochzeitskleider zwischen Palmen aufgespannt. Diese gespenstische Szene wurde aus Protest gegen ein libanesisches Gesetz aus den 40iger Jahren entworfen, das Vergewaltigern immer noch erlaubt, ihrer Strafe zu entkommen, indem sie ihr Opfer heiraten.

Aktivisten fordern schon seit Jahren, dass dieses sexistische Gesetz, bekannt als Paragraph 522, endlich gekippt wird. Im Dezember 2016 hat die ABAAD, eine gemeinnützige Organisation, die mit Überlebenden häuslicher Gewalt zusammenarbeitet und für die Rechte von Frauen eintritt, die Aktion „Blutige Bräute“ inszeniert. Gekleidet in blutbespritzten Hochzeitskleidern als eindrucksvolle Erinnerung an die Gewalt, die keine Hochzeit verdecken kann, forderten die Aktivisten die Abgeordneten dazu auf, das Gesetz zu widerrufen.      

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Noch im gleichen Monat wurde im Parlamentsausschuss dann endlich angestoßen, den Paragraphen 522 aufzugeben. Doch erst jetzt wird eine Regierungsabstimmung am 15. Mai endgültig darüber entscheiden.

Laut der Zeitung „Independent“ setzen die Aktivisten ihre Hoffnung auf genau diese Abstimmung – und die 'Hochzeitskleider am Strand' Aktion sollte Politikern den Anstoß dazu gegeben, das Gesetz endlich Geschichte werden zu lassen.

Jean Oghassabian, Ministerin für Frauenangelegenheiten, beschreibt den Paragraphen laut der „Agence France Press“ als „aus der Steinzeit“ stammend: „Wie soll es für eine Frau sinnvoll sein, vergewaltigt und dann an ein Gefängnis verkauft zu werden?“

Mireille Honein ist die Künstlerin hinter der Hochzeitskleider-Aktion und erzählte der AFP, dass Paragraph 522 die Frauen „ohne eine Identität“ zurücklasse und „beschämend für diejenigen sei, die sich auf deren Kosten darauf berufen“.

Ihre Installation zeigt 31 Hochzeitskleider, die symbolisch für die Anzahl an Tagen pro Monat stehen und den tagtäglichen Horror von Vergewaltigten und zur Ehe mit ihrem Vergewaltiger gezwungenen Frauen aufzeigen soll.

Der libanesische Premierminister hat seine Unterstützung für die Kampagne zur Abschaffung des Gesetzes zum Ausdruck gebracht, ein vielversprechendes Zeichen für die kommende Abstimmung im Mai.

„Human Rights Watch” fordert den Libanon zudem dazu auf, seine Gesetze rund um Sex in der Ehe zu ändern, da das Strafgesetzbuch Vergewaltigung in der Ehe nicht verbietet.

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Sollte der Libanon es wirklich schaffen, das Gesetz, das Vergewaltigern erlaubt, ihre Opfer zu heiraten, abzuschaffen, dürfte das Land sich zu einer Reihe anderer Länder gesellen, die in den letzten Jahren ebenfalls einiges dafür getan haben, frauenfeindliche Gesetze zu eliminieren. So zum Beispiel: Costa Rica (2007), Uruguay (2006), Rumänien (2000), Peru (1998), Frankreich (1994), Italien (1981), Malta und Ägypten (1999) und Marokko (2014).

Das Kabinett von Jordanien hat erst dieses Jahr dafür gestimmt, die Gesetzeslücke, welche eine Heirat für Vergewaltiger zuließ, zu schließen – jetzt muss die Entscheidung nur noch von den Mitgliedern der Regierung bestätigt werden. Die Entscheidung des Kabinetts wurde als „Traum, der endlich wahr wurde“ gefeiert.

Dem gegenüber gibt es allerdings immer noch viel zu viele Länder, die weiterhin Gesetze haben, die es Vergewaltigern erlauben, durch die Ehe mit ihren Opfern straffrei davonzukommen. Zu diesen Ländern gehören: Algerien, Bahrain, der Irak, Kuwait, Libyen, Palästina, Syrien und Tunesien.

Jede dritte Frau weltweit erlebt in ihrem Leben eine Form von sexueller oder körperlicher Gewalt – schockierende 70% der Taten werden von einem ihnen vertrauten Partner begangen. Global Citizen und CHIME FOR CHANGE kämpfen für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und gegen das Gesetz, das es erlaubt, ungestraft davonzukommen. Unterzeichne die #LeveltheLaw Petition, um dich dafür einzusetzen, Frauen zu schützen.

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Libanon: Protest in Weiß gegen ein grausames Vergewaltigungsgesetz

Ein Beitrag von Yosola Olorunshola