Warum das wichtig ist 
Obwohl der Klimawandel mittlerweile sicht- und spürbar ist und durch zahlreiche Studien bestätigt wird, leugnen ihn einige Menschen bis heute. Wenn die junge Generation – die am meisten von zukünftigen Klimakatastrophen betroffen sein wird – nicht nur ihre Eltern, sondern auch Politiker*innen weltweit dazu bringen kann, sich ihren Forderungen anzuschließen, hat die Weltgemeinschaft eine Chance, den Klimawandel einzudämmen. Sei Teil dieser Bewegung und werde hier aktiv. 

Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg ist zum Symbol einer jungen Generation geworden, die sich für den Klima- und Umweltschutz weltweit einsetzt.

Angefangen hat alles mit dem Entschluss der 16-Jährigen, jeden Freitag die Schule auszusetzen, um für den Klimaschutz vor dem Parlament in Stockholm zu demonstrieren. Innerhalb kürzester Zeit schlossen sich ihr Schüler*innen in zahlreichen Ländern an. Doch bevor sie die weltweite “Fridays for Future“-Bewegung ins Leben rief, musste sie zunächst ihre Eltern überzeugen, dass der Klimawandel dringlich genug ist, um der Schule fern zu bleiben.
Dafür bereitete sie überzeugende Argumente vor, die sie mit Fakten und Dokumentationen unterlegte.

“Nach einer Weile haben meine Eltern angefangen, mir zuzuhören“, erzählte Thunberg dem Guardian. “Da wurde mir klar, dass ich etwas verändern kann.“
Nach vielen Gesprächen mit seiner Tochter, entschied sich Thunbergs Vater dazu, vegetarisch zu leben und Gretas Mutter auf Flugreisen zu verzichten – als Opernsängerin keine leichte Entscheidung. 

“Über die Jahre gingen mir einfach die Argumente aus“, sagte Thunbergs Vater dem Guardian. “Sie hat uns immer wieder Dokumentationen gezeigt und wir haben uns gemeinsam zum Thema belesen. Davor wusste ich relativ wenig. Ich dachte, dass wir das Klimaproblem im Griff hätten. Greta hat uns verändert, so wie sie jetzt viele weitere Menschen verändert. Davon war in ihrer Kindheit noch nichts zu ahnen. Es ist einfach unglaublich. Wenn das passieren kann, ist alles möglich."

Dass es Thunberg geschafft hat, die Einstellung ihrer Eltern zu verändern, ist nach der kürzlich veröffentlichten Studie im britischen Magazin Nature Climate Change keine Überraschung. 
Das Team aus Ökolog*innen und Sozialwissenschafter*innen der North Carolina University hat festgestellt, dass Kinder besonders begabt sind, die Überzeugungen ihrer Eltern in Bezug auf den Klimawandel zu beeinflussen, so die US-Amerikanische Zeitschrift Scientific American.

Kinder sind – im Gegensatz zu ihren Eltern – nicht durch politische Sichtweisen vorbelastet und haben daher einen offeneren Blick auf die Welt. Eltern wiederum seien den Gedanken ihrer Kinder gegenüber aufgeschlossener, wenn es um heikle Themen wie den Klimawandel oder sexuelle Orientierung ginge, so Scientific American. Die Hauptautorin der Studie Danielle Lawson rechnet diese Offenheit dem Vertrauen an, “das in einem Gespräch zweier Erwachsener nicht im gleichen Maß besteht“.

Weiterhin fanden die Forscher*innen heraus, dass insbesondere Väter und konservativer eingestellte Eltern am häufigsten ihre Sichtweisen nach Gesprächen mit ihren Kindern ändern würden und dass Töchter darin erfolgreicher sind, als Söhne. Diese Feststellung folgt der Annahme, dass Mädchen kommunikativer seien oder sich mehr für den Klimawandel interessieren würden.

Die Forscher*innen hoffen nun, dass ihre Erkenntnisse die Menschen erreichen, die den Klimawandel trotz der gravierenden Faktenlage immer noch ablehnen. “Diese ermutigenden Ergebnisse zeigen, dass Kinder sich nicht nur mehr für ihre eigene Zukunft einsetzen, sondern auch die Besten darin sind, ihre Eltern zu überzeugen,“ sagt Klimaforscherin Katharine Hayhoe von der Texas Tech University gegenüber Scientific American. “Als Frau, die sich regelmäßig mit konservativen christlichen Gemeinden auseinandersetzen muss, begrüße es ich es umso mehr, dass es anscheinend Töchter sind, die besonders effektiv darin sind, ihre pragmatischen Väter umzustimmen.“

Nicole Holthuis, Forscherin für Wissenschaft und Bildung an der Stanford University, erklärt, dass Wissenschaftler*innen und Lehrer*innen oft davon ausgehen, dass Menschen Fakten verstehen und anerkennen würden, nur sei dies bei einigen politischen Debatten wie dem Klimawandel oft nicht mehr der Fall. “Diese Studie macht deutlich, dass es die komplexen gesellschaftswissenschaftlichen Zusammenhänge des Klimawandels für viele Menschen besonders schwierig machen, Fakten zu akzeptieren“, sagt Holthuis. “Vielleicht können wir uns diese besondere Verbindung zwischen den Generationen zu Nutze machen, um dies zu verändern.“

Die Forscher*innen haben zudem beobachtet, dass Menschen der Zugang zu diesem Thema erleichtert wird, wenn der Fokus eher auf lokalen Klimaveränderungen liegt, als auf globalen Problemen. Kinder stellten ihren Eltern eher Fragen wie: “Woran hast du gemerkt, dass das Wetter sich verändert?“ oder “Hast du schonmal gesehen, wie der Meeresspiegel steigt?“, sagt Lawson. “Wir wollten den Klimawandel zunächst ausklammern, damit er ideologisch neutraler wird.“

Jetzt beschäftigen sich Forscher*innen damit, inwiefern dieser Austausch zwischen den Generationen dazu beitragen kann, die wissenschaftliche Grundlage des Klimawandels in einer Welt, in der Verschwörungstheorien keine Seltenheit sind, zu stärken. 

“Dieses Modell des generationsübergreifenden Lernens hat einen doppelten Vorteil“, sagt Lawson. “[Es bereitet] Kinder auf ihre Zukunft vor, in der sie von der vollen Wucht des Klimawandels betroffen sein werden. Und es stärkt sie darin, Veränderungen voranzutreiben, da es eine Gesprächsgrundlage mit der älteren Generation schafft, um uns alle für den Klimaschutz zu begeistern.“

Editorial

Umwelt schützen

Wie Kinder ihre Eltern über den Klimawandel aufklären

Ein Beitrag von Lindsay Powers