Sollte dieses Projekt Wirklichkeit werden, könnte sich das Leben von Menschen in Kenia, vielleicht sogar in ganz Afrika, verändern. Denn Kenia plant, im Laufe dieses Jahres 100 Millionen US-Dollar in den Bau einer Fabrik für antiretrovirale Medikamente zu investieren. Aktuell importiert Kenia den Großteil seiner Medikamente aus Europa.
Die geplante Fabrik wäre in Afrika die größte ihrer Art. Für ihre Entstehung kooperiert die kenianischen Regierung mit lokalen Pharmazie-Unternehmen und dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM).
Die meisten der dort hergestellten medizinischen Präparate sollen von europäischen Muttergesellschaften patentiert werden. Dadurch können die Kosten Kenias für den Import von antiretroviralen Medikamente reduziert und rund 1000 neue Jobs geschaffen werden. Die britische HIV und AIDS-Hilfsorganisation Avert schätzt, dass mindestens 1,5 Millionen Kenianer HIV-positiv sind.
Jedes Jahr treten in Kenia etwa 53.000 Neuinfektionen und 28.000 Todesfälle auf, die mit einer Infektion mit dem HI-Virus in Verbindung stehen. Gleichzeitig sind 75 Prozent der infizierten Erwachsenen in Behandlung, während 82 Prozent der infizierten Kinder antiretrovirale Medikamente erhalten.
“Durch diese Fabrik kann die Regierung ihren jährlichen Staatshaushalt für HIV-Medikamente von 38 Milliarden Schillingen (ca. 334,2 Millionen Euro) auf einen realistischen Betrag senken und dadurch weitere 300.000 Betroffene in Behandlung bringen”, sagt Kenias Gesundheitsminister Dr. Jackson Kioko.
Die Anlage soll die 23 Länder in Afrika versorgen, in denen HIV und AIDS bis heute eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen darstellt. In Ost- und Südafrika sind beispielsweise 19,6 Millionen Menschen HIV-positiv. Zudem gibt es in diesen Regionen jährlich ca. 800.000 Neuinfektionen und 380.000 Todesfälle; nur 66 Prozent der betroffenen Erwachsenen und 59 Prozent der infizierten Kinder werden aktuell behandelt.
In West- und Zentralafrika sind 6,1 Millionen Menschen HIV-positiv, mit 370.000 Neuinfektionen und 280.000 AIDS-bedingten Todesfällen jährlich, so Avert.
Indem Kenia die Herstellung von Medikamenten nun selbst in die Hand nimmt, kann das Land auch ein weiteres Problem angehen, das den Zugang zu einer angemessen HIV-Behandlung verhindert: Den Verkauf von gefälschten Präparaten.
Auf die Gefahren und den Umlauf gefälschter Medikamente in Kenia wurde erst diesen Januar aufmerksam gemacht, nachdem ein Mann für den Verkauf von antiretroviralen Medikamenten festgenommen wurde. Medienberichten zufolge hatte er seine Verkaufslizenz vom kenianischen Gesundheitsministerium erhalten.
“Durch die Zunahme von gefälschten Medikamenten auf dem Markt hat sich in einigen Fällen bereits eine Arzneimittelresistenz gegen die HIV-Therapie herausgebildet”, fügt Kioko hinzu. “Die Imitate werden durch nicht zugelassenes oder unautorisiertes medizinisches Personal verabreicht.”
Die neue Fabrik soll zudem Medikamente für Tuberkulose und Malaria herstellen. Während Tuberkulose eine der häufigsten Todesursachen weltweit ist, kommen 90 Prozent der Malaria-Todesfälle in Subsahara-Afrika vor.