Warum das wichtig ist
Im Zuge der Globalisierung nimmt der Tourismus stetig zu – und leider auch der Sextourismus. Kinder in Entwicklungsländern werden dadurch oft zu Opfern sexueller Ausbeutung. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass alle wachsam sind und die Schwächeren schützen. Diese Geschichte ist ein fantastisches Beispiel dafür, wie man auf vermeintlichen Sextourismus reagieren kann. Leiste auch du deinen Beitrag und setze dich für die Rechte der Kinder weltweit ein.

David Bushell befand sich im Urlaub in Kenia, als er auf einen anderen Engländer aufmerksam wurde.

In einem Hotel beobachtete er wie Keith Morris, 72, viel Zeit mit einer Gruppe kenianischer Mädchen verbrachte – sie waren nicht älter als zehn Jahre.

Etwas stimmte nicht, also entschied sich Bushnell zu handeln.

Er beobachtete Morris drei Tage lang und fragte das Hotelpersonal, ob es etwas über die Mädchen, die ihn begleiteten, wisse, berichtete der britische Nachrichtendienst BBC.

Das Hotelpersonal verriet ihm, dass Morris, ein pensionierter Schlosser aus Hull, England, vorhatte, acht junge Mädchen zu adoptieren.

"Ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, aber ich war mir nicht wirklich sicher, warum bei mir die Alarmglocken losgingen", erzählte Bushnell gegenüber der BBC. "Am zweiten Tag wollte ich einfach nur hingehen und fragen: ‘Was haben Sie mit diesen Kindern vor? Was für eine Beziehung haben Sie zu diesen Mädchen?’”

Daraufhin wandte sich Bushnell an die National Crime Agency (NCA), die britische Strafverfolgungsbehörde für Kriminalität und zeigte Morris an. So kamen die jahrelangen Verbrechen des Sexualtäters schließlich ans Licht. Einige seiner Verbrechen liegen viele Jahre zurück.

Eine umfassende Untersuchung der NCA und der kenianischen Polizei ergab, dass Morris seit mehr als 20 Jahren immer wieder ein kleines Dorf in Kilifi, Kenia, besuchte. Er unterstützte dort Familien in Armut und verschaffte ihnen Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung. Auf diese Weise versuchte er sich in der Gemeinde als “vertrauenswürdige Person” zu etablieren.

2016 versuchte Morris der Vormund von acht Kindern im Dorf zu werden. Obwohl sein Antrag vom Gericht abgelehnt wurde, wurde er von den Familien unterstützt.

Später wurde behauptet, dass er zwischen Januar 2016 und Februar 2017 zwei junge Mädchen vergewaltigt und angegriffen habe, nachdem er sie dazu verleitet habe, bei ihm im Hotel zu wohnen.

"Er hat schlimme Dinge mit mir gemacht, wenn ich auf dem Bett schlief", berichtet ein Mädchen einer Jury im Gericht in Leeds, England, per Videobotschaft aus Kenia, so die britische Tageszeitung Hull Daily Mail. "Er zwang mich dazu, niemandem zu erzählen, was passiert ist."

Bei seiner Rückkehr nach England im Februar 2017 wurde Morris verhaftet. Er wurde in vier Fällen der Vergewaltigung, in vier Fällen der sexuellen Gewalt, in zwei Fällen der Gewalt durch Penetration, und in zwei Fällen der Behinderung der Justiz vom Gericht in Leeds schuldig gesprochen und zu 18 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

"Keith Morris verbrachte viele Jahre damit, sich in die örtliche Gemeinde in Kenia zu integrieren, was ihn zu einer vertrauenswürdigen Person machte", berichtet Graham Ellis, Einsatzleiter bei der NCA. "Dann missbrauchte er dieses Vertrauen auf die schlimmste Art und Weise."

"Er hat die Kinder nicht nur sexuell missbraucht und vergewaltigt, sondern auch versucht sie zu manipulieren und zu bestechen, damit sie ihm helfen, seine Unschuld zu beweisen", fügte Ellis hinzu. "Zum Glück sind seine Versuche gescheitert. Dank des Mutes seiner Opfer sitzt Morris nun für seine schrecklichen Verbrechen für eine lange Zeit hinter Gitter."

Ein einziges instinktives Telefonat führte schlussendlich zu seiner Verhaftung. 

"Wenn Sie am Ende falsch liegen, dann fügen sie der Person im schlimmsten Fall ein wenig Stress zu", sagte Bushell gegenüber der BBC. "Aber wenn Sie richtig liegen, dann können Sie jemandem das Leben retten oder eine Person vor den schrecklichen Handlungen eines ungeheuerlichen Menschen bewahren.”

Sextourismus gibt es mittlerweile rund um die Welt. Ein Übereinkommen der Vereinten Nationen (UN) soll Kinder unter 18. Jahren vor Sextouristen schützen.  Die Vereinbarung ist rechtsverbindliche und mit der Unterzeichnung verpflichtete sich England dazu, sie einzuhalten. Doch Kinder in ärmeren Ländern tatsächlich vor Sextourismus zu schützen, ist schwer.

Ein Bericht der Kinderschutzorganisation ECPAT über die sexuelle Ausbeutung von Kindern stellte fest, dass bei einem Verdacht auf Kindersextourismus, 23 Prozent der befragten Urlauber dem Reiseveranstalter Bescheid geben würden, 19 Prozent einen Verdacht der örtlichen Polizei melden würde, 15 Prozent es ihrem Hotel mitteilen würden, und nur 3 Prozent einen Verdacht komplett ignorieren würden.

Der allgemeine Tourismus ist von 527 Millionen in 1995 auf 1,1 Milliarden in 2014 angestiegen, betont ECPAT in einem weiteren Bericht und warnt, dass dieses Wachstum auch bedeutet, dass Straftäter mehr Möglichkeiten haben als jemals zuvor, Kinder im Ausland zu gefährden.

Deshalb ist es wichtig, dass Urlauber beobachten und im Zweifel aktiv werden, wenn sie etwas verdächtiges beobachten. "Bauchgefühle sind nicht zu unterschätzen", fügte Mike Canning, Manager der Kinderschutzorganisation NSPCC, hinzu. "Wenn sich etwas nicht richtig anfühlt, liegt es oft daran, dass etwas auch wirklich nicht stimmt.”

"Wir ermutigen jeden der Bedenken hat, uns anzurufen und darüber zu sprechen."

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Gerechtigkeit fordern

Das "Bauchgefühl" eines Engländers rettete Mädchen aus Kenia das Leben

Ein Beitrag von Carmen Singer  und  James Hitchings-Hales