Keine Frau sollte wegen ihrer Kleidung ermordet oder inhaftiert werden, doch dies ist die harte Realität für viele, die im Iran unter der autoritären Regierung des Landes leben.  

Seit Jahrzehnten werden Frauen im Iran misshandelt, zum Schweigen gebracht und durch die Durchsetzung strenger Gesetze ihrer Rechte beraubt. Frauen in diesem Land sind regelmäßig von Gewalt im Zusammenhang mit der Kleiderordnung betroffen, nachdem sie seit 1979 im Rahmen der Scharia (dem islamischen Rechtssystem) nicht mehr selbst entscheiden dürfen, ob sie einen Hijab tragen wollen oder nicht. 

Mahsa Jina Amini, eine 22-jährige Kurdin, wurde Berichten zufolge am 16. September von der sogenannten Sittenpolizei in Teheran brutal zu Tode geprügelt, weil sie ihr Haar unter dem Hijab zeigte. Ihr tragischer Tod löste einen Sturm der Entrüstung über die mangelnde Freiheit der Frauen im Iran, Massenproteste im ganzen Land und weltweite Solidarität aus. 

Seit mehr als zwei Wochen gehen iranische Frauen auf die Straße, verbrennen ihre Hijabs, schneiden sich die Haare und fordern ein Ende der Einschränkung ihrer Rechte. Mindestens 133 Menschen sind seit Beginn der Unruhen ums Leben gekommen, darunter viele Demonstrant*innen, aber auch Angehörige der Sicherheitskräfte. Da das Internet im ganzen Land ausgeschaltet ist, könnte die Zahl der Todesopfer noch höher sein. 

Tausende Menschen versammelten sich in Großstädten wie Paris, Rom, Los Angeles und Toronto, um die Proteste im Iran zu unterstützen und das harte Vorgehen des Landes gegen die Demonstrationen nach dem Tod von Amini zu verurteilen. Auch viele Prominente beziehen in den sozialen Medien und bei Konzerten und Preisverleihungen Stellung gegen die Ungerechtigkeiten, denen Frauen in dem Land ausgesetzt sind. Die Schauspielerin und Anwältin Angelina Jolie forderte Freiheit für iranische Frauen und die iranisch-britische Journalistin Nazanin Zaghari-Ratcliffe teilte ein virales Video, in dem sie ihr Haar zur Unterstützung der iranischen Proteste abschneidet. Der britische Sänger Yungblud nahm sich während seines Auftritts beim Firefly Music Festival Zeit, um über Aminis Tod zu sprechen und sagte: "Das Recht, sich auszudrücken, ist einzig und allein dein Recht." 

“Es ist der große Akt einer unverhofften und gleichzeitig so hoffnungsspendenden Revolution, wenn die Frauen im Iran ihre Kopftücher brennen lassen. Denn wenn der Ausdruck von Zwang brennt, dann freut sich am meisten die Freiheit. Die Freiheit des Denkens, also die des Lebens”, so Journalistin Büşra Delikaya gegenüber Global Citizen. “Wenn die Gewalt eines regressiven Systems greift, trifft es immer erst die Frauen. Nämlich mit allem, was sie sind. Auf ihren Körpern werden patriarchale Hoheitsansprüche entladen. Schon im Voraus wurde für diese Frauen qua Geschlecht entschieden, wonach sie ihre Leben künftig richten und ihre Kleidung wählen sollen. Eine klerikal diktierte Unmündigkeit, in die Wiege der Frau gelegt. Diese Wiege brennt im selben Feuer wie die Tücher und aus diesem Feuer lodert ein Kampfgeist, den die Frauen in Ostkurdistan, im Iran und in Afghanistan nahezu alleine tragen.”

Hier sind neun Möglichkeiten, mit denen du deine Solidarität für die Menschen im Iran ausdrücken kannst. 

1. Schreibe an deine Abgeordneten und fordere sie auf, sich öffentlich für die Rechte der iranischen Frauen einzusetzen

Das iranische Regime verletzt die Menschenrechte und unterdrückt sein Volk. Es liegt an uns, sie in ihrem derzeitigen Kampf zu unterstützen. Eine Maßnahme, die du ergreifen kannst, ist, deinen Abgeordneten zu schreiben, um zu zeigen, dass dir dieses Thema wichtig ist und um zu fordern, dass deine Regierung ebenfalls Stellung bezieht. Wenn immer mehr Länder auf der ganzen Welt die iranische Diktatur verurteilen und Sanktionen verhängen, kann sich die politische Situation verändern. 

Hier findest du die Abgeordneten aus deinem Wahlkreis.

​​2. Spende an oder unterstütze Menschenrechtsorganisationen 

Schon vor dem Tod von Mahsa Jina Amini gab es weltweit zahlreiche Organisationen und Vereine, die sich für die Rechte iranischer Frauen, Kurd*innen und vom Regime unterdrückten Minderheiten einsetzen. Hier sind einige der Organisationen, an die du entweder spenden oder, wenn das Budget knapp ist, deine Hilfe anbieten kannst:

  • Das Center for Human Rights in Iran (CHRI) setzt sich für den Schutz der Menschenrechte im Iran ein, indem es Menschenrechtsverletzungen im ganzen Land recherchiert und dokumentiert und sie der Öffentlichkeit bekannt macht. 
  • Das Woman* Life Freedom Kollektiv in Berlin hat sich nach dem Tod von Jina Mahsa Amini gebildet und setzt sich für die Menschen im Iran ein. Unter anderem organisieren sie Demos und achten auf ein sehr inklusives und barrierefreies Miteinander. Die Organisation der Reden, Unterkünfte für Iraner*innen und der Proteste haben die Mitglieder ehrenamtlich getragen. Unterstützen kannst du sie mit einer Spende oder indem du dich an den Protestmärschen beteiligst. 
  • Das Abdorrahman Boroumand Center ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich für die Rechte aller Opfer von Menschenrechtsverletzungen einsetzt und durch Forschung, Dokumentation, Veröffentlichungen und Öffentlichkeitsarbeit die Würde der iranischen Bevölkerung wiederherstellt.  
  • IKWRO ist eine eingetragene Wohltätigkeitsorganisation im Vereinigten Königreich, die Frauen und Mädchen aus dem Nahen Osten, Nordafrika und Afghanistan berät und unterstützt. Außerdem bietet sie Schulungen an, um ihnen ihre Rechte zu vermitteln. 
  • Als globale Bewegung hat Amnesty International nicht gezögert, Maßnahmen zu ergreifen und eine Petition bereitgestellt, die du unterzeichnen kannst.  
  • Flamingo e.V. ist ein gemeinnütziger Verein in Deutschland, der geflüchtete Frauen und Kinder unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Aufenthaltsstatus dabei unterstützt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. 
  • HÁWAR.help ist eine eingetragene Nichtregierungsorganisation in Deutschland und im Irak, die sich durch internationale Aufklärungs- und politische Kampagnen für den Schutz der Menschenrechte für alle Menschen einsetzt, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrem Glauben oder ihrem Lebensstil.

3. Schließe dich den Protesten an

Die weltweite öffentliche Empörung über den Tod von Jina Mahsa Amini zeigt eine noch nie dagewesene Unterstützung für die Menschen im Iran. Menschenmengen rufen "Frauen, Leben, Freiheit", schneiden sich aus Solidarität die Haare und fordern ein Ende des iranischen Regimes. 

Wenn auch du Solidarität zeigen willst, dann geh mit auf die Straße. Auf der Website deines Bundeslandes oder bei der Polizei kannst du Informationen zu anstehenden Demos finden oder kannst selbst eine aufstellen

In Berlin fand am 22.10. eine Demo mit rund 80.000 Protestierenden statt, die vom Woman* Life Freedom Kollektiv organisiert wurde. Auch noch Wochen nach dem Tod von Jina Mahsa Amini finden Bewegungen statt, weswegen du mit Sicherheit noch Zeit hast, selbst an einer teilzunehmen. 

4. Folge Social Media Accounts

Soziale Medien sind nicht nur eine Quelle der Unterhaltung, sondern auch des Wissens. Du kannst den Accounts von Aktivist*innen und Organisationen folgen, die Frauen im Iran unterstützen, darunter Nazanin Boniadi, Schauspielerin und Botschafterin von Amnesty UK; Masih Alinejad, Aktivistin und Journalistin; das Abdorrahman Boroumand Center for Human Rights in Iran, eine gemeinnützige Organisation; Middle East Matters, eine Organisation; Naaz, eine kurdische Sängerin und Künstlerin; Human Rights Watch, eine Menschenrechtsorganisation; und Gissou Nia, Direktorin des Atlantic Council Strategic Litigation Project. Hilf dabei, ihre Botschaften zu verbreiten.

5. Teile Informationen und Beiträge zu Protesten

Wenn du dich nicht wohl dabei fühlst oder nicht in der Lage bist, auf die Straße zu gehen, kannst du auch deine sozialen Medien nutzen, um Informationen und Beiträge über Proteste aus dem Iran und der ganzen Welt zu teilen. Suche sie mit den Hashtags #mahsaamini, #iranprotests, #iranprotests2022 und #zhinaamini.

6. Lies Bücher

Um mehr über die Geschichte der Frauenrechte im Iran zu erfahren, empfehlen wir die folgenden Bücher: “Persepolis” von Marjane Satrapi, “Lolita lesen in Teheran” von Azar Nafisi, “Daughters of Smoke and Fire” von Ava Homa und “Die schönen Lügen meiner Mutter. Erinnerungen an meine iranische Familie” von Azar Nafisi.

7. Besuche Veranstaltungen, auf denen du mehr über unterdrückte Minderheiten erfährst

Es gibt keinen besseren Weg, etwas über ein Thema zu erfahren, als mit denjenigen zu sprechen, die von Menschenrechtsverletzungen betroffen sind. Organisationen veranstalten Podiumsdiskussionen, Workshops, Treffen und vieles mehr, um den von der iranischen Regierung unterdrückten Menschen eine Bühne zu geben und die Öffentlichkeit zu mobilisieren, aufzustehen und Veränderungen zu fordern. Du kannst in den sozialen Medien nach Veranstaltungen in deiner Nähe suchen oder auf die Website von Menschenrechtsorganisationen gehen.  

8. Werde aktiv

Als Global Citizen kannst du Solidarität zeigen, indem du deine Nachricht mit uns teilst, warum du dich für die Frauen im Iran einsetzt. 

9. Erhebe weiterhin deine Stimme

Im Moment ist der Tod von Mahsa Jina Amini in aller Munde, aber schon bald wird eine andere tragische Krise unsere Aufmerksamkeit fordern. Jedoch dürfen wir die Menschen im Iran und ihren Kampf für die Menschenrechte nicht vergessen. 

"Was meine Landsleute im Moment mehr als alles andere spüren, ist ein überwältigendes Gefühl der Einheit, Unterstützung und Solidarität. Ich habe das Gefühl, dass wir weiter kämpfen können, sei es in London, Paris oder überall auf der Welt”, sagt Naza Alakija, Gründerin der NGO Sage Foundation und leitende Beraterin von UNICEF. “Wenn wir die iranischen Frauen wirklich weiter unterstützen und solidarisch sind, kann sich etwas ändern. Ich hoffe nur, dass dies nicht auf Kosten von Tausenden von Menschenleben geschieht, was vielleicht schon der Fall ist. Und ich plädiere auch nicht für Chaos, sondern ich fordere Frauen, Männer, Individuen auf, herauszukommen und die Botschaft weiter zu verbreiten.

Steht mit uns! Danke, dass ihr uns zuhört. Danke, dass ihr uns unterstützt. Bitte hört nicht auf! So viele Menschen haben ihre Kinder, ihre Schwestern, ihre Ehefrauen verloren. Wenn wir jetzt diese öffentliche Unterstützung auf der ganzen Welt erhalten können, dann wird sich hoffentlich etwas zum Besseren wenden."

Advocacy

Gerechtigkeit fordern

9 Möglichkeiten, um Frauen im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini zu helfen

Ein Beitrag von Tess Lowery