Die Erde ist ziemlich winzig, wenn man mal drüber nachdenkt. Ein winzig kleiner Planet, umgeben von einer schier unendlichen Masse an Planeten, Sternen, und was immer noch so da draußen rumschwebt. Was wir unter Zuhilfenahme riesiger Teleskope sehen können ist weniger als ein Bruchteil dessen, was wirklich da draußen ist. Ach ja, der Weltraum - so groß, so weit, und so sehr dem Schicksal ausgeliefert, von der Menschheit geplündert zu werden. 

Stopp. Warte mal. Hab ich das richtig gehört? Geplündert?

Ich muss gestehen, ich war ebenfalls echt baff als ich erfuhr, dass die Plünderung des Weltalls nicht nur eine fiktive Sache aus Filmen wie 'Guardians of the Galaxy' oder 'Star Wars' ist. Ganz im Gegenteil: bereits seit mehreren Jahrzehnten diskutieren Staaten darüber, wie man mit möglichen Ressourcen aus dem Weltall umgehen wird. 

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Bzw. wie Nick Levine es in seinem veröffentlichten Artikel für die Zeitschrift Jacobin beschreibt: bereits in den 60iger und 70iger Jahren wollten verschiedene Länder einen Entwurf über 'außerirdische Politik' auf die Beine stellen. Denn die Länder hatten Angst, dass der Weltraum wie die Erde behandelt wird: ein Reich, dass einfach geplündert wird, dominiert von den reichsten Ländern unserer Erde und somit schwerer Ungerechtigkeit unterworfen. 

77 Nationen, darunter Entwicklungsländer bis hin zu Schwellenländern, schlossen sich daraufhin zusammen um sich gemeinsam dafür stark zu machen, dass der Weltraum nicht rücksichtslos von Industriestaaten überrannt wird. Diese 77 Nationen wollten einen fairen und unabhängigen Ansatz der sicherstellt, dass jegliche Ressourcen, die irgendwann und irgendwie mal aus dem Weltall bezogen werden könnten, auch wirklich gerecht verteilt werden. 

Über 90 Nationen weltweit unterschrieben eine Resolution der Vereinen Nationen mit dem Namen 'The Outer Space Treaty of 1967', in der das Prinzip "res nullius" verankert wurde, was da bedeutet, dass kein Land die Hoheitsgewalt für sich beanspruchen kann und außerdem eine ganze Reihe an Regelungen für eine faire Verteilungen von Ressourcen beinhaltet.

Nun ja, so weit, so gut, könnte man sagen. Ein faires und gerechtes Weltall war geboren. 

Fast. Denn diese Vereinbarung ist inzwischen fast 50 Jahre alt und rate mal, wer die Vereinbarung von vornherein nicht unterzeichnet hat? Richtig, die USA. Neben anderen, ziemlich großen Akteuren, die in der Raumfahrt aktiv sind. Plus, es gibt immer Schlupflöcher aus solchen Koalitionen, oder etwa nicht? Jawohl.

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In unserer heutigen Zeit gibt es eine ganze Menge ziemlich eifriger Unternehmen, die Maschinen und allerlei technische Systeme bauen, um die Erdatmosphäre zu verlassen und um auf irgendeinem Planeten oder Asteroiden (oder was immer sich anbietet) landen und nach profitablen Ressourcen graben zu können.

Das Unternehmen 'Deep Space Industries' zum Beispiel will bereits im kommenden Jahr verschiedene Ressourcen von Asteroiden extrahieren. Oder aber 'Moon Express', die sich Platinum und Helium-3 vom Mond erhoffen. Und um nur mal eine Handvoll weiterer Unternehmen zu nennen: Space Adventures, Virgin Galactic und ConntectX sind alle fleißig dabei Projekte zu schmieden und umzusetzen, angefangen über Bitcoin delivery systems bis hin zu kommerziellen Reiseveranstaltung in die Weiten des Weltalls.

Und was macht eigentlich die USA?
Die haben letztes Jahr im US Kongress den sogenannten 'Asteroid Act' verabschieden, ein Gesetzesentwurf, maßgeblich von Wirtschafts-Befürwortern geschrieben, der letztendlich allen amerikanischen Unternehmen einen Freifahrtschein in Sachen außerirdische Expeditionen bescheinigt.

Okay, und warum sollte uns das alles interessieren? Man könnte ja die Meinung vertreten, dass wenn Unternehmen und Wirtschaftsbosse mutig und finanzstark genug sind, sich solcher Projekte anzunehmen, dann sollen sie doch da draußen machen was sie wollen.

Halt - denn genau da liegt das Problem. Denn egal wie Wahrscheinlich oder Unwahrscheinlich die Möglichkeiten sind, Ressourcen aus dem Weltall zu schöpfen - wenn wieder nur die Reichsten auf unserer Erde den Zugang dazu haben, dann setzen wir die Ungerechtigkeit, die wir hier auf unserer Erde haben, und die Ausbeutung und die Zerstörung von Ökosystemen jeglicher Art quasi einfach im Weltall fort.

Ich meine, unsere Welt hat jetzt schon schwer genug an uns zu tragen und Ressourcen werden knapper und knapper - wenn wir jetzt noch den Gedanken zulassen, dass die Möglichkeit besteht, außerhalb unseres Planeten Ressourcen zu finden, was sagt das über unsere derzeitige Einstellung, in was für einer Welt wir leben wollen?

Ich weiß, meine Gedanken sind ziemlich abstrakt. Und fast auch schon ein wenig von existenzieller Natur, denn immerhin spreche ich hier von unbewohnbaren Asteroiden oder aber schwindenden kleinen Lichtquellen in unserem Nachthimmel. Nichtsdestotrotz finde ich diesen Gedanken wichtig, denn er zeigt letztendlich, in was für einer Welt wir leben wollen, nicht nur jetzt, sondern auch wenn wir die Möglichkeit hätten, noch mal ganz von vorne anzufangen.

Ich für meinen Teil möchte in einer Welt leben, die frei von Armut und Ungerechtigkeit ist. Eine Welt, in der das Schicksal eines Menschen nicht davon bestimmt wird, wo und unter welchen Umständen er geboren wurde. In einer Welt, in der allen Lebewesen, Menschen und Tiere gleichermaßen, respektvoll begegnet wird. Und ich möchte in einer Welt leben, in der diese Prinzipien und Wertvorstellungen sich nicht nur auf einen Planeten beschränken, sondern für das ganze Weltall gelten.

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Editorial

Umwelt schützen

Das Weltall - ein Ort voller Ungerechtigkeit und Unrecht?

Ein Beitrag von Joe McCarthy