Die Zukunft von 26 Kindergartenkinder der Rio Vista Grundschule im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien hat vergangenes Jahr eine ganz neue, positive Wendung bekommen.

Denn das Ehepaar Marty und Seon Burbank, zwei Menschen, die zwar die Schule, aber keines der Kinder persönlich kennen, haben sich dazu verpflichtet, für alle 26 Kindergartenkinder die Kosten für eine zukünftige, zweijährige College-Ausbildung sowie zwei Jahre Universitätsgebühren (oder aber die gleiche Summe für eine gleichwertige Ausbildung) zu übernehmen. 

Eigentlich wollte das Paar sich von dem lange ersparten Geld ein Boot kaufen.
Aber nachdem sie ein weile darüber nachgedacht hatten, kamen sie zu dem Entschluss, dass „sich ein Boot zu kaufen irgendwie eine ziemlich egoistische Sache ist." 
Das Paar entschloss sich daher, die Boots-Pläne 'über Board zu werfen' und stattdessen die Kindergartenklasse zu unterstützen. Marty folgte dabei seinem Leitspruch: „Man sagt, man soll so lange geben, bis es finanziell anfängt zu schmerzen. Diese Spende schmerzt, aber es ist die beste Investition die wir seit langem gemacht haben."

Die 26 Kinder bilden zusammen eine Kindergartengruppe, da alle Kinder aus spanisch-sprechenden Familien stammen und in der englisch-sprachigen Schule auf Schwierigkeiten stießen. Wie die Klassenlehrerin, Tessa Ashton, berichtet, stammen fast alle Kinder zudem aus sozial schwachen Familienverhältnissen.

Im Gegensatz zu Deutschland ist eine College und Universitätsausbildung in den Vereinigten Staaten mit sehr viel Geld verbunden. Da kann ein Jahr an einem College oder einer Uni auch schon mal bis zu 40.000 US Dollar (ca. 35.000€) kosten (das lässt doch die deutschen Studiengebühren gleich in einem ganz anderen Licht erscheinen).

Für die Familien der 26 Kindergartenkinder mag das Thema College bzw. Uni zwar gedanklich noch weit weg gewesen sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass die meisten es sich nicht hätten leisten können. Schon gar nicht, wenn eine Familie mehr als ein Kind hat. 

„Ich dachte mir, wieso diesen Kindern und ihren Familien nicht die Last der Finanzierung nehmen und sie so dazu motivieren, sich für ein College bzw. eine Universität zu interessieren", erzählte Marty in einem Interview mit CNN.

Auch die Rio Vista Grundschule trägt ihren Teil dazu bei, ihren Schülern das Thema College und Universität im Rahmen einer neuen Initiative so früh wie möglich näher zu bringen. So sucht sich jeder Lehrer eine Universität aus, über die die Klasse dann für ein Jahr lang spricht. Tessa beispielsweise hat sich für dieses Jahr die Alma Mater Indiana Universität ausgesucht - daher tragen die Kinder auf dem Foto oben auch Pullover der Universität mit ihrem gedachten Abschlussjahr '2032' als Aufdruck.

Marty und Seon waren beide die ersten in ihrer Familie, die ein College besuchen konnten. Heute arbeitet Seon als Professorin an der Vanguard Universität und ihr Mann Marty als Anwalt. Beide wissen also um den Wert einer guten Ausbildung und die damit verbundenen Möglichkeiten für die eigene Zukunft. Und das Thema College und Universität ist für diese Schüler dank der finanziellen Unterstützung jetzt nicht mehr nur eine vage Option, sondern eine echte und vor allem garantierte Möglichkeit.

Marty und Seon haben ihre Unterstützung allerdings an eine Bedingung geknüpft: einmal im Jahr müssen die Kinder dem Ehepaar in Form eines gemalten Bildes oder aber in einem kurzen Aufsatz aufschreiben, was der Besuch eines Colleges bzw. einer Universität für sie und ihre Familien bedeutet.

„Ich war schon immer Freund davon, dass man seine Ziele visualisieren soll, und ich glaube, so sind die Kinder motiviert, sich für die nächsten 12 Jahre während der Schulzeit mit dem Thema College und Universität auseinanderzusetzen", erzählt Marty.

Marty und Seon ist bewusst, dass nicht jeder die Mittel hat, eine Klasse von 26 Kindern auf diese Art und Weise zu unterstützen. Und das ihre Aktion auch auf kritische Stimmen stößt. Was die beiden jedoch nicht davon abhält, das Versprechen trotzdem zu leisten und durchzuziehen.

Das Ehepaar betont, dass es ihnen wichtig ist, dass es nicht nur um die Höhe der Summe geht, sondern darum, dass jeder Mensch aktiv seinen Teil dazu beitragen kann, dass Kinder eine gute Ausbildung erhalten und somit die Chance auf eine gute, selbstbestimmte Zukunft. 

Oder wie Klassenlehrerin Tessa es auf den Punkt bringt: „Auf einmal können die Eltern über eine völlig neue Zukunft für ihre Kinder nachdenken, dass ist großartig."

Editorial

Armut beenden

Ehepaar spendet angespartes Geld, damit 26 Kinder zur Uni gehen können

Ein Beitrag von Brandon Blackburn-Dwyer