Es ist für mich schon ziemlich zur Gewohnheit geworden, mich nach einem langen Arbeitstag hinzusetzen und Wiederholungen von „Law & Order“ anzusehen. Irgendwas an der taffen Art von Mariska Hargitay in Kombination mit den anspruchsvollen Plots, bei denen alles auf dem Spiel steht, hat mich völlig süchtig nach der Serie werden lassen. Aber mir geht die Frage nicht aus dem Kopf, ob die Seriendarstellung von jungen Frauen, die in die Prostitution gezwungen werden, eine treffende Darstellung von Menschenhandel ist; so wie er im wirklichen Leben aussieht.

Ich weiß, dass der Menschenhandel ein riesiges Problem ist. Die traurige Wahrheit ist, dass Frauen und Mädchen jeden Tag verschleppt, für sexuellen Ausbeutung verkauft und zur Sklavenarbeit gezwungen werden. Schätzungsweise werden jedes Jahr 800.000 Menschen  über Ländergrenzen geschmuggelt und 79% davon sind Frauen und Mädchen.

Als ich weiter über diese Statistik nachdachte, habe ich realisiert, dass mein Verständnis von Menschenhandel extrem von dem beeinflusst ist, was ich in Filmen und TV-Sendungen gesehen habe. Deshalb habe ich beschlossen, einige meiner Lieblingsserien und Filme einmal unter die Lupe zu nehmen, um herauszufinden, wie wahrheitsgetreu die Schilderungen von Menschenhandel sind. Und das hier habe ich dabei gefunden…

Flickr: ABC/ Bob D'Amico

In der TV-Serie „Revenge“ sind russische Gangster, wie Dmitri Bladov, die Betreiber der Sex- und Menschenhandel-Industrie.

In Wirklichkeit, „sind Menschenhändler so vielfältig wie in jedem anderen Feld: vereinzelte Zuhälter, Familienverbände, kleine Geschäftsmänner, lose verbundene, dezentralisierte kriminelle Vereinigungen oder international organisierte kriminelle Betriebe Menschenhändler sein“. Russische Gangster können Sexhändler sein, aber ebenso auch andere. Sexhandel ist keine Industrie, die nur von einer speziellen Gruppe von Menschen betrieben wird. Es ist eine Phänomen, das sich über Ländergrenzen hinwegsetzt und sich durch sämtliche Gesellschaftsschichten zieht.

anthonybehindthescenes

In dem Film „Taken“ wird Kim, ein Mädchen aus gutem Hause, entführt und verschleppt, als sie mit einer Freundin Paris besucht. Als ich den Film gesehen habe, glaubte ich selbst auch daran, dass nur abenteuerlustige, junge Frauen, die in fremde Länder reisen, gefährdet sind, verschleppt zu werden.

In Wirklichkeit werden 25 % der betroffenen Menschen aus ihren Heimatländer heraus verschleppt. Menschenhandel ist ein globales Problem, das 161 Länder überspannt.

Criminal Minds

In einer spannenden Episode von „Criminal Minds“ mit dem Titel „Angebot und Nachfrage“ werden gezielt Studenten als Opfer von einer unbekannten Menschenhändlergruppe ausgesucht.

In Wirklichkeit sind oft ungebildete, arme und junge Menschen das Ziel von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Zwangsarbeit. Diese verletzlichen Bevölkerungsgruppen werden für leichter zu manipulieren gehalten und haben deshalb ein höheres Risiko zur Beute von betrügerischen Menschenhändlern zu werden.

Lethal Weapon 4

In „Lethal Weapons 4“ werden Menschen aus China in die USA geschmuggelt und dort gezwungen, als Sklaven zu arbeiten. Ähnlich wird der Menschenhandel auch in der TV Serie „Nikita“ als Werkzeug benutzt, um Menschen über die Grenzen zu bringen.

Das führt zu einem sehr wichtigen Punkt bezüglich der Realität von Schmuggel und Handel. Menschen, mit denen gehandelt wird, werden gegen ihren Willen transportiert und ausgebeutet, während die geschmuggelten Menschen oft mit dem Transport einverstanden sind. Jedes Jahr werden zwischen 14.500 und 17.500 Menschen in die Vereinigten Staaten verschleppt. 

In Deutschland wurden 2014 schätzungsweise 583 Menschen Opfer von Menschenhandel und weitere 557 Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung. Sogar unter den Menschen, die nicht verkauft wurden und sich freiwillig dazu entschieden haben, das Land zu betreten, kann das Schmuggeln oft in Sklavenarbeit und sexueller Ausbeutung enden.

CSI: New York

In der „CSI: NY“ Folge „Mädchenhandel“ werden zwei Mädchen, die als Model oder Tänzerinnen durchstarten wollen, in die Sex-Industrie hineingezogen.

Das ist die Wirklichkeit für viele verhungerte Künstler. „Menschenhändler machen Jagd auf Menschen, die auf ein besseres Leben hoffen und wenig Arbeitsmöglichkeiten haben“. Sie betrügen oft Menschen, die eine Anstellung oder andere Möglichkeiten suchen, holen sie in diese Industrie hinein und ziehen Vorteile aus deren Verletzlichkeit.

Law and Order: SVU

In meiner persönlichen Lieblingsserie „Law & Order: SUV“ werden junge Frauen einer Gehirnwäsche unterzogen, damit sie ihrem Zuhälter und Menschenhändler treu bleiben, sogar wenn sie befreit werden.

Das entspricht unglücklicherweise auch der Realität der Menschenhandel-Industrie. Menschenhändler und Zuhälter vollziehen an ihren Opfern enorme emotionale Misshandlungen, damit sich diese in ihren Grundbedürfnissen völlig abhängig von ihnen fühlen. Diese Isolation und die Misshandlung führen dazu, dass sich die Opfer hilflos und entrechtet vorkommen.

Trade

In dem Film „Trade - Willkommen in Amerika“ bricht der Bruder eines verkauften Mädchens zu der Mission auf, seine Schwester zu retten. So wird die Idee weitergeführt, dass die eigene Familie die Möglichkeit hat, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ein Familienmitglied vor dem Menschenhandel zu retten.

In Wahrheit werden viele Menschen von Mitgliedern ihrer eigenen Familie an Menschenhändler und in die Sklaverei verkauft. Familienmitglieder verkaufen ihre Nichten, Töchter oder Schwestern um Geld zu verdienen oder um jemanden loszuwerden, der Schande über die Familie gebracht hat. Oder um sich selbst von der Belastung anderer Angehöriger zu befreien.

In Lady Gagas weltbekanntem Musikvideo zu „Bad Romance“ wird Lady Gaga unter Drogen gesetzt und als Sexsklavin von einer Gruppe Supermodels an die russische Mafia verkauft. So verrückt das auch erscheinen mag, es zeigt doch einen wichtigen Punkt: Nämlich wie mit Frauen durch andere Frauen Handel betrieben wird.

Obwohl im Fernsehen und in Filmen oft die Männer als die hauptsächlichen Zuhälter und Übeltäter dargestellt werden, sind diese nicht die einzigen Täter. Frauen wurden auch schon für schuldig befunden, andere Frauen auszubeuten und in die Zwangsarbeit oder sexuelle Sklaverei zu zwingen.

So erschreckend die Filme und TV Serien auch wirken, die Realität ist noch viel schlimmer. Millionen von Frauen und jungen Mädchen werden in der Industrie des Menschenhandels verkauft und ausgebeutet. Opfer von Menschenhandel werden oft vergewaltigt, unter Drogen gesetzt, und angegriffen.

Die Wahrheit des Menschenhandels sieht so aus:

  • 27 Millionen Menschen befinden sich weltweit in der modernen Sklaverei.
  • Menschenhändler verdienen mehr als 21.800 Dollar pro Opfer. Das entspricht der Summe von beinahe 20.000 Euro.
  • 800.000 Menschen werden über die internationalen Grenzen hinweg jedes Jahr verkauft.
  • Um die zwei Millionen Kinder sind weltweit vom Sexhandel betroffen.

Auch wenn Filme und Serien das Thema immer wieder aufgreifen, sollte immer im Hinterkopf bleiben, dass die Realität ganz anders aussieht und diesem Fall sogar noch viel schlimmer ist als sie dargestellt wird.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Menschenhandel - wie Filme & Serien oft völlig an der Realität vorbeigehen