Madame Metty hat einen kleinen Kiosk in Ampasimbe Manantsatrana - das liegt im östlichen Teil Madagaskars. Sie verkauft Kaffee, Kuchen und für Ihre Gäste auf der kleinen Terrasse vor dem Kiosk auch kleine Mahlzeiten für Zwischendurch. Und hinter dem Kiosk hat Madame Metty für Ihre Kunden eine brandneue Toilette, die in ganz Madagaskar von bester Qualität ist. 

„An meinem Kiosk verkaufe ich vor allem Lebensmittel. Früher war ich besorgt, dass die freilaufenden Hühner ihren Weg in die Toilette finden, die damals sehr spärlich und eher provisorisch gebaut war, und dann Krankheiten überall hintragen."

Unter Anleitung der Organisation 'Global Sanitation Fund' lernte Madame Metty nach und nach die Risiken für sich und ihre Gäste kennen, die eine provisorisch gebaute Toilette mit sich brachte. Die Fäkalien aus der provisorischen Toilette und die freilaufenden Hühner - da war die Gefahr einer Kontaminierung durchaus hoch. Madame Metty sah schnell ein, dass die Hühner wegsperren ein erster Weg war, aber um das gesamte Risiko zu reduzieren, nur der Bau einer qualitativ hochwertigen Toilette helfen kann.

Im Dezember 2012 beschloss sie daher, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen und eine anständige Toilette zu bauen. Ein Maurer aus dem Dorf hob eine Grube aus und baute ihre eine funktionierende Toilette, was sie stolze 400.000 Ariary (ungefähr 156€) kostete.

Frauen in Madagaskar sprechen sich unter Freunden traditionell mit dem Namen ihres Erstgeborenen Kindes an, so dass Madame Metty auch unter dem Namen 'Maman de Zina' bekannt ist - und so hat sie auch ihren Kiosk benannt.
Der Kiosk ist eine durchaus bekannte Adresse in der Stadt - und inzwischen noch viel mehr, seit dem Madame Metty eine hochwertige und saubere Toilette bietet.

„Überhaupt hat die ganze Stadt ihr Verhalten zum Thema Sanitäranlagen verändert.", sagt auch der Bürgermeister von Ampasimbe, Jacob Honoré. "Früher hat die Stadt schlichtweg nach Fäkalien gerochen. Das war fast schon unser Erkennungszeichen. Jetzt ist der Gestank weg."

Einen großen Teil dazu beigetragen hat sicherlich auch ein vor Ort durchgeführtes Programm, genannt Fonds d’Appui pour l’Assainissement (FAA), dass vom Global Sanitation Fund (GSF) in Madagaskar unterstützt wird. Im Jahr 2014 unterstützte GSF insgesamt 17 solcher Unterprogramme, die sich alle maßgeblich auf Aktivitäten rund um die Verbesserung von Sanitäranlagen und Hygieneeinstellungen konzentrierten ("scaling-up community-led total sanitation" (CLTS). Die gesamte Arbeit des Global Sanitation Funds kann inzwischen auf 7000 Dörfer und somit auf rund 900.000 Menschen zurückblicken, die allesamt mit Toiletten und Sanitäranlagen ausgestattet wurden.  

Auch Bürgermeister Honoré begrüßt diese Fortschritte für seine Stadt. Auch wenn ihm bewusst ist, wie hart das Umdenken für viele Menschen gewesen sein muss: „Die Menschen waren einfach nicht daran gewöhnt, eine Toilette zu benutzen. Sie kannte es bis dahin nur, einfach unter freiem Himmel ihr Geschäft zu verrichten. Es war durchaus eine Herausforderungen, die Menschen zum Umdenken und Neu-Handeln zu bewegen."
Honoré ließ sogar ein Verbot aussprechen, dass die Verrichtung von Bedürfnissen unter freiem Himmel verbot, ebenso wie Abfälle auf der Straße zu entsorgen. Verstöße dagegen werden mit einer Geldstrafe geahndet, die in etwa 30,000 Aviary (ca. 11€) entspricht. Und wer sogar 'auf frischer Tat' ertappt wird, muss mit einer Strafe bis zu 50,000 Aviary (ca. 19€) rechnen.
20,000 Aviary hingegen kommen der Person zu Gute, die einen solchen 'Gesetzesverstoß' meldet. Zusätzlich zu der Geldstrafe ist zudem jeder 'Täter' dazu verpflichtet, eine Toilette zu bauen.

Die Straßen von Ampasimbe sind inzwischen um ein Vielfaches sauberer und auch das gesundheitliche Wohlbefinden der Bewohner ist signifikant angestiegen. Und Madame Metty? Madame Metty überlegt, zu expandieren. Zwei Toiletten, das wäre ihr Traum. 

Editorial

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Wie eine Toilette Madame Metty zu erfolgreichem Umsatz verhilft