Viele von euch haben sich wahrscheinlich gefragt, warum wir gestern ausgerechnet Bill Gates interviewt haben. Was hat der reichste Mann der Welt, der somit der am wenigsten ärmste Mensch der Welt (bitte? ergibt das überhaupt Sinn?) Also, nochmal: was hat der reichste Mann der Welt mit der Bekämpfung von Armut zu tun? Eine Idee? Nein? Hier kommt die Erklärung und ich verspreche: alles ergibt Sinn.

William Henry Gates III, eher bekannt als Bill Gates, ein 59 Jahre alter Amerikaner, hat im Jahr 1967 die Firma Microsoft mitbegründet. Und um es schlicht auszudrücken: Microsoft wurde zu einem sehr erfolgreichen Geschäft und Bill Gates wurde zu einem sehr reichen Mann. 

Im Jahr 2008 entschloss Bill sich dazu, nicht mehr Vollzeit bei Microsoft zu arbeiten und im Jahr 2014 trat er von seiner Position als Vorsitzender der Firma zurück. Seitdem ist er 'nur noch' ein 'technischer Berater' in seinem eigenen Unternehmen - was ihm die Zeit gibt, sich anderen Dingen zu widmen. 
Tja, und was macht ein Mann, der nun mehr jede Menge Zeit und jede Menge Geld hat? Die Möglichkeiten sind unendlich - inklusive der Option, einfach nix zu tun. Aber Bill beschloss, seine Zeit einer enorm großen Herausforderung zu widmen: extremer Armut ein Ende setzen.

Bill und seine Frau Melinda gründeten vor 15 Jahren eine Stiftung für wohltätige Zwecke: die ‚Bill & Melinda Gates Foundation‘. Und für ihre Arbeit und die außergewöhnlichen Erfolge, die ihre Stiftung bereits erzielten, verlieh ihnen das Time Magazin im Jahr 2005 den Titel „People of the Year“.

Image: Prashant Panjiar / Bill & Melinda Gates Foundation

Man könnte davon ausgehen, dass der reichste Mann der Welt extreme Armut dadurch beseitigen kann, indem er sein Vermögen einfach den Armen gibt. Wenn er seine 80 Milliarden Dollar also aufteilen würde, könnte jeder in extremer Armut lebende Mensch etwa 67 Dollar bekommen. Und dieser Geldbetrag würde deren Leben für ein paar Wochen sicherlich verbessern. Aber was passiert danach?! Das ist also keine langfristige Lösung. Um für die 1.2 Milliarden Menschen dauerhafte positive Veränderungen zu erzielen, müssen Projekte und Initiativen ins Leben gerufen werden, die einen Dominoeffekt auslösen.
Das Ziel der Stiftung ist es daher, Menschen und Gemeinden nicht nur aus extremer Armut zu befreien, sondern sie darin zu befähigen, dem Teufelskreis der Armut aus eigener Kraft fern zu bleiben.

Und die Stiftung hat erkannt, was zu tun ist, um solche Dominoeffekte zu erzielen. So haben sie in der Vergangenheit beispielsweise verbesserte Wasser- und Sanitäranlagen gebaut, intensive Forschung in den Themenbereichen Medizin & Krankheiten bis hin zur Landwirtschaft betrieben, aber ebenso praktische Dinge getan, wie Malaria-Mückennetze zu verteilen.

Im Rahmen der Stiftung hat Bill bisher über 28 Millionen Dollar im Kampf gegen extreme Armut investiert. Zudem hat er weitere wohlhabende Menschen dazu inspiriert, sich seinem Vorhaben anzuschließen, wie beispielsweise den amerikanischen Investor Warren Buffett, der über 15 Millionen Dollar aus eigener Tasche an die Gates-Stiftung gespendet hat.

Bill Gates und seine Stiftung haben also schon einiges bewirkt. Und es liegt ihm am Herzen, nicht mal so eben einen Sack Geld rüber zu werfen, sondern dafür zu sorgen, dass sich Menschen durch Unterstützung nachhaltig und selbstständig aus Armut befreien und ein langfristiges Leben fernab von Armut führen können. 

Und genau darüber haben wir gestern mit ihm gesprochen. Es ging also nicht um Microsoft, Computer oder sonstige Technologien für die Bill Gates vordergründig bekannt ist. Nein, hinter diesem Mann steht viel viel mehr. Es ging um seine Stiftung und sein großes Projekt, extreme Armut zu beenden. Und großartig wie wir sind (ja, ein wenig bescheidener Eigenlob darf auch mal sein) haben wir diese tolle Gelegenheit nicht für uns alleine genutzt, sondern Bill Gates EURE Fragen zu den wichtigsten Entwicklungsthemen unserer Zeit gestellt!

Wer das Interview verpasst hat, kann sich die Aufzeichnung hier ansehen. Oder aber die besten Fragen & Antworten hier nachlesen: 


Was kann zwischen heute und 2030 in Bezug auf die Bekämpfung extremer Armut bewirkt werden:

„Ich bin sehr optimistisch, dass wir mehr Fortschritte in den nächsten 15 Jahren machen können denn je zuvor, dank der Ressourcen, der Technologie und der Bewegung Global Citizen, die dieses Projekt vorwärts bringt.“

Welche Rolle spielen Frauen und Mädchen darin, extreme Armut zu beenden:

„Die Fähigkeiten von Frauen werden immer noch unterschätzt. Und in ärmeren Ländern merkt man das noch stärker. Es ist eines der wichtigsten Punkte, die wir ändern müssen, um extreme Armut zu beenden."

Was kann jeder einzelne junge Mensch tun, um zur Global Citizen Bewegung beitragen:

“Was wir vor allem brauchen sind Stimmen. Junge Menschen die ihre Stimme erheben und auf ihr Mitspracherecht pochen ist das wichtigste.“

Was muss geschehen, um Treibhausgase zu senken, die den Klimawandel antreiben und ärmere Ländern am stärksten treffen:

„Wir müssen damit aufhören, Treibhausgase freizusetzen. Das bedeutet, dass wir unsere Energie- und Transportsysteme ändern müssen. Umfassendere Recherchen und Innovationen werden immer wichtiger.“

Fortschritte in Afrika:

„Es herrscht ein gewisser Optimismus und Freude (in Afrika) darüber, dass die Lage der Gesundheitsversorgung sich so weit verbessert hat, dass nun endlich in die Landwirtschaft investiert werden kann. Die meisten der 10 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befinden sich inzwischen in Afrika und dies ist nicht nur dem Reichtum der Bodenschätze zugrunde gelegt, sondern geht weit darüber hinaus.“

Mit Hilfe der Bill & Melinda Gates Stiftung konnten neue Innovationen, neue Lösungen und neue Partnerschaften zwischen Gemeinden, Regierungen und dem privaten Sektor entwickelt werden. Und auch wenn Bill Gates mit seiner Computerrevolution in den 80er und 90ern die Welt bereits maßgeblich verändert hat, so wird das, was er jetzt macht, eines Tages mit Sicherheit als noch bedeutender angesehen werden!

Bill Gates ist ein Global Citizen im wahrsten Sinne des Wortes. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Thema und nutzt seine Stimme und sein Geld, um extreme Armut zu beenden. Jedoch muss man nicht so wohlhabend sein wie Bill (nicht mal ansatzweise!) um ebenfalls einen Unterschied auf unserem Planeten zu machen. Jeder Einzelne von uns kann dabei helfen und seinen ganz persönlichen Beitrag leisten, indem wir uns informieren, unsere Stimme nutzen und auf unser Mitspracherecht pochen! 

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Was hat der reichste Mann der Welt mit der Bekämpfung extremer Armut zu tun?

Ein Beitrag von Michael Wilson