Im Juni testete das chinesische Ministerium für Umweltschutz in den 74 größten Städten Chinas die Luft und das Ergebnis besagte: 19 Städte erfüllten die Mindestvoraussetzungen an guter Luftqualität, 55 fielen durch. Klingt auf den ersten Blick nach einem schlechten Ergebnis (naja, so ein bisschen ist es auch, aber wir wollen ja die positive Seite beleuchten). Und hier kommt die gute Nachricht: der Test wurde bereits letztes Jahr in genau den gleichen Städten durchgeführt und damals entsprachen gerade mal 5 Städte dem angemessenen Mindeststandard. 

Das sind also durchaus zuversichtliche Verbesserungen für eine Nation, die gerade einen beispiellosen Wandel durchlebt. Denn vor nicht mal einem halben Jahrhundert war China ein Land, das zum Großteil von Landwirtschaft lebte und weites gehend von der weltweiten Volkswirtschaft abgeschnitten war. Heute ist China mit seinen 1.3 Milliarden Einwohnern die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, in mindestens 40 chinesischen Städten leben über eine Millionen Menschen und Hong Kong und Shanghai gehören zu den Finanzzentren der Welt. Es ist daher keine Überraschung, dass ein Großteil dieser Veränderungen extrem laut und extrem schmutzig daher kommt und vor allem die Luftqualität unter dieser Entwicklung gelitten hat.

Die chinesische Regierung hat das Problem allerdings erkannt. Wenn ein Land seine natürlichen Ressourcen vollends ausschöpft und die Luft seine Bewohner krank macht, dann kann kein Land auf Dauer erfolgreich sein. Also erklärte die chinesische Regierung bereits letztes Jahr, dass sie der „Umweltverschmutzung den Krieg erklären würden”. Seitdem wird viel daran gearbeitet, um die Nation in Richtung erneuerbarer Energien zu steuern, den Kohleverbrauch zu reduzieren und Industrieproduktionen zu schließen, welche die Mindestanforderungen nicht erfüllen.

Allerdings hat China ein weiteres Problem, das nicht zu unterschätzen ist und enormen Einfluss auf den Erfolg solcher Maßnahmen hat: landesweite Korruption sowie eine Regierung, die mitunter stark inakkurate Informationen an die Öffentlichkeit weitergibt. Im April dieses Jahres kündigte der Vizeminister für Umweltschutz daher eine 2-jährige Kampagne an, in der er falsche oder manipulierte Informationen von lokalen oder städtischen Regierungen über die Luftqualität aufdecken will.

Image: WiNG / Wikimedia Commons

Machen wir uns nichts vor: China und seine Luftqualität zu reformieren ist ein ziemlich heftiger Job. Allein die schiere Größe des Landes als auch die Tatsache, dass Jahr für Jahr Millionen von Menschen innerhalb des Landes von kleinen Städten in die Metropolen ziehen, und nicht zu vergessen der sehr wichtige Punkt, dass immer noch Millionen Chinesen in Armut leben und tagtäglich darum kämpfen, dieser auf welchem Weg auch immer zu entfliehen, macht es mit Sicherheit nicht einfach, neue Gesetz umzusetzen, wie es beispielsweise sagen wir mal es in den USA oder in Deutschland der Fall wäre.
Aber als Land mit der weltweit größten Bevölkerungszahl, wird der Erfolg oder aber der Misserfolg der Chinesen darüber, ob sie ihr Umweltproblem in den Griff kriegen, massiven EInfluss auf den Rest der Welt nehmen. 

Wissenswerte Fakten über China:

# China ist weltweit Spitzeninvestor in erneuerbare Energien. Alleine im Jahr 2014 investierte China ganze 90 Milliarden US Dollar in diesen Sektor. Im Vergleich: die USA gab gerade mal 52 Milliarden US Dollar aus, Japan rund 41 Milliarden US Dollar.
# in 2013 war China für die Hälfte des weltweiten Kohlekonsums verantwortlich.
# das fünfgrößte Solarkraftwerk der Welt ist im Longyanxia Dam Solar Park in China und viele weitere sind in Planung.
# in 2010 stieg China zum größten Energieproduzent als auch -konsument der Welt auf - und das wird sich in den kommenden Jahren mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch nicht ändern
# der größte Windpark der Welt ist der Gansu Windpark in China - dieser Park ist sage und schreibe 4-mal größer als der zweitgrößte Windpark der Welt.
# Chinas Öl-Konsum hat sich zwischen 1993 und 2013 vervierfacht!  


Editorial

Umwelt schützen

Chinas Regierung stimmt zu: die Umwelt muss aktiv geschützt werden

Ein Beitrag von Michael Wilson