Warum das wichtig ist
Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose haben schon vor der COVID-19-Pandemie vielen Menschen das Leben gekostet. Durch den Coronavirus, der Gesundheitspersonal, Labore und Testgeräte für sich beanspruchte, sind die Zahlen der anderen Infektionskrankheiten weiter gestiegen. Das Global Goal 3 der Vereinten Nationen (UN) zielt darauf ab, die Gesundheit und das Wohlergehen aller zu gewährleisten. Dafür müssen Impfstoffe, Tests und Behandlungsmethoden für alle überall zugänglich gemacht werden, um Infektionen und eine weitere Verbreitung einzudämmen. Du kannst dich uns hier anschließen, um zu diesem Thema aktiv zu werden.

Wenn wir uns jetzt gerade gegenseitig wünschen”gesund zu bleiben”, dann geschieht dies meist im Hinblick auf die COVID-19-Pandemie, die uns alle täglich begleitet. Doch andere Krankheiten bestehen weiterhin – und haben sich durch den Ausbruch des Coronavirus teilweise verschlimmert.

Tuberkulose (TB) gehört mit Malaria und HIV/AIDS zu einer der häufigsten Infektionskrankheiten, an der jährlich etwa neun Millionen Menschen erkranken und fast 1,4 Millionen ihr Leben lassen. Dabei handelt es sich hier um eine behandelbare Krankheit.

Der Globale Fonds, eine multilaterale Organisation im Kampf gegen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose ein bestätigte, dass die COVID-19-Pandemie verheerende Auswirkungen auf seine Bemühungen hatte. So mangelte es an Ressourcen wie Labore, Testgeräte und Gesundheitspersonal, die für COVID-19 eingesetzt wurden. 

Zudem gab es einen dramatischen Rückgang von Tuberkulosetests, der die Fortschritte bei der Suche von Menschen mit Tuberkulose, die nicht erkannt, behandelt oder gemeldet werden und so zur weiteren Übertragung und Ausbreitung der Krankheit beitragen, rückgängig gemacht hat. So sind die Zahlen der Tests in 13 Ländern mit hoher TB-Belastung im Jahr 2020 im Vergleich zum vorherigen Jahr um 29 Prozent gesunken. 

COVID-19-bedingte Lockdowns haben sich auch erheblich auf die TB-Programme in Georgien ausgewirkt und dazu geführt, dass weniger getestet und weniger Fälle entdeckt wurden. Für viele Menschen mit Tuberkulose und HIV sind die Corona-Einschränkungen zudem mit wirtschaftlichen Nöten verbunden. Über den COVID-19-Krisenreaktionsmechanismus hat der Globale Fonds das Land bei der Bewältigung der COVID-19-Kise unterstützt. 

Maka Danelia leitet das TB-Programm der georgischen Seuchenschutz- und Gesundheitsbehörde (NCDC). Mit ihr hat der Globale Fonds ein Interview geführt:

Georgien verzeichnete bei der Bekämpfung von Tuberkulose gute Fortschritte. Was hat sich durch COVID-19 geändert?

Georgien hat in den letzten Jahren große Fortschritte in der TB-Bekämpfung gemacht. Die gemeldeten Fälle gingen um durchschnittlich neun Prozent pro Jahr zurück und neue Medikamente sind für alle Patient*innen verfügbar. Auch haben wir verschiedene neue Ansätze verfolgt, beispielsweise ein integriertes Screening auf TB, HIV und Hepatitis C.

Während COVID-19 haben unsere Gesundheitsbehörden erhebliche Anstrengungen unternommen, um die TB-Versorgung aufrechtzuerhalten und anzupassen: Mehr Betroffenen wurden videogestützte Behandlungen angeboten, und die direkt überwachte Therapie (DOT) wurde in eine monatliche Medikamentenverteilung umgewandelt, um die Kontakte der Patient*innen zu reduzieren. Aufklärungskampagnen und Schulungen fanden online statt.

Keine Gesundheitseinrichtung, in der das TB-Programm angeboten wird, musste geschlossen werden, so dass die Versorgung überall sicher war. Die Programmbudgets wurden nicht beeinträchtigt.

Über den COVID-19-Krisenfonds des Globalen Fonds bekam Georgien zusätzlich 1,2 Millionen US-Dollar (rund eine Million Euro). Damit konnten wir beispielsweise die gestiegene Nachfrage nach Schutzausrüstung decken und häuslicher Versorgungsmodelle entwickeln.

Eine Patientin beim Lungenfunktionstest in einer TB-Klinik in Georgien.
Image: National Center for TB and Lung Diseases

COVID-19 belastet das Gesundheitssystems zusätzlich und erschwert die Umsetzung von Gesundheitsprogrammen. Wie geht Georgien damit um?

COVID-19 hat gezeigt, wie sehr die Unterstützung des Globalen Fonds unser Gesundheitssystem gestärkt und eine schnelle Reaktion auf die neue Bedrohung ermöglicht hat. Die Kapazitäten und die Infrastruktur der HIV- und TB-Labordiagnostik spielten zum Beispiel eine wesentliche Rolle für den zügigen Aufbau von Diagnosekapazitäten für COVID-19. Mithilfe des Globalen Fonds konnten wir im ganzen Land Diagnosedienste einrichten und Testergebnisse innerhalb von 24 Stunden liefern. Das war entscheidend für die Eindämmung.

HIV- und TB-Kliniken haben in der COVID-19-Bekämpfung eine wichtige Rolle gespielt. Durch den Globalen Fonds war Georgien eines der ersten Länder in der Region, das einen PCR-Test für SARS-CoV-2 einführte. Dabei wurden GeneXpert-Maschinen, die normalerweise für TB-Tests verwendet werden, auf SARS-CoV-2 umgerüstet. Wir haben die Geräte im ganzen Land verteilt und damit auch in abgelegenen Regionen PCR-Tests schnell verfügbar gemacht.

Pflegekräfte in einem georgischen TB-Zentrum während der COVID-19-Pandemie: “Ich gehe für euch weiter zur Arbeit. Ihr bleibt für uns zu Hause!”
Image: National Center for TB and Lung Diseases

Inwiefern kommen Georgiens Erfahrungen mit TB und HIV der Eindämmung von COVID-19 zugute?

Wir konnten unsere Erfahrungen aus der HIV- und TB-Diagnostik und -Behandlung sehr gut nutzen, um wirkungsvoll auf COVID-19 zu reagieren. Gleichzeitig hat COVID-19 dazu geführt, dass alternative Modelle der Gesundheitsversorgung entwickelt wurden, die sich in einigen Fällen als besser und patientenorientierter erwiesen haben, beispielsweise häusliche Pflege, HIV-Selbsttests, Online-Gesundheitsdienste, Telemedizin und die Ausweitung videogestützter TB-Behandlung.

Bezüglich der Beschaffung von medizinischen Produkten konnten wir von den Mechanismen profitieren, die wir für die TB- und HIV-Versorgung aufgebaut haben. Auf diese Weise konnten wir zügig und kostengünstig COVID-19-Tests und Schutzkleidung beschaffen. Durch die Mittel des Globalen Fonds hatten wir Zugang zu Tests und GeneXpert-Systemen und konnten Laborkräfte für TB-, HIV- und COVID-19-Tests schulen.

Systeme zur Überwachung der epidemiologischen Entwicklungen und Fachkräfte, die wir für TB- und HIV-Programme aufgebaut haben, wurden landesweit für die epidemiologische Kontrolle von COVID-19 eingesetzt. Für die Nachverfolgung von Kontakten und die Eindämmungsmaßnahmen spielten sie eine wichtige Rolle. Auch die Standards für Infektionsschutz in Laboren und Gesundheitseinrichtungen ließen sich schnell anpassen, um den neuen Herausforderungen zu begegnen.

Gesundheitsbedrohungen nehmen weiter zu, darum braucht jedes Land eine Sicherheitsstrategie, um sich auf Epidemien vorzubereiten, auf sie zu reagieren, sie abzumildern und um sich wieder zu erholen. Die Widerstandsfähigkeit der Gesundheitssysteme sollte gestärkt werden, um im Notfall eine schnelle Anpassung zu ermöglichen.

Zugang zu hochwertiger Gesundheitsversorgung ist ein entscheidender Faktor für eine gerechte, nachhaltige Welt. Wenn auch du dich dafür einsetzen willst, dass eine gerechte Verteilung von Impfstoffen, Tests und Behandlungsmethoden ermöglicht wird, werde hier mit uns aktiv. 

Hinweis: Dieses Interview wurde aus Gründen der Lesbarkeit leicht abgeändert. 

Editorial

Armut beenden

Wie der Globale Fonds Georgiens Kampf gegen Tuberkulose unterstützt

Ein Beitrag von Nora Holz