Die weltweite Hungerkrise verschärft sich. Globale Konflikte und die Klimakrise haben der globalen Versorgung mit Lebensmitteln deutlich geschadet und sind zwei Hauptgründe dafür, dass wieder mehr Menschen in der Welt von Hunger bedroht sind. 

"Kaputte Lebensmittelsysteme sind nicht unvermeidbar. Sie sind das Ergebnis von Entscheidungen, die wir getroffen haben", sagte UN-Generalsekretär António Guterres in einer Ansprache an Staats- und Regierungschef*innen der Welt auf dem UN-Gipfel für Ernährungssysteme 2023 in Rom.

"Es gibt mehr als genug Lebensmittel auf der Welt. Es gibt mehr als genug Geld, um effiziente und nachhaltige Lebensmittelsysteme zu finanzieren, um die Welt zu ernähren und gleichzeitig menschenwürdige Arbeit für diejenigen zu unterstützen, die die Lebensmittel anbauen, die wir essen”, sagt er weiter. 

Deshalb ist eine der wichtigsten Forderungen von Global Citizen, in nachhaltige Lebensmittelsysteme zu investieren, indem die Arbeit von Kleinbauer*innen unterstützt wird. Denn sie erzeugen ein Drittel der Lebensmittel weltweit.

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Hier sind sieben Gründe, die massiv zu mehr Hunger in der Welt beitragen. 

1. Russlands Krieg in der Ukraine hat der globalen Nahrungsmittelversorgung geschadet

Der anhaltende Konflikt hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Hungersnöte zugenommen haben. Russland und die Ukraine waren die weltweit größten Produzenten von Getreide und Düngemitteln. Infolge des Krieges kam es zu Unterbrechungen der weltweiten Nahrungsmittelsysteme und der Versorgung derjenigen, die sie am dringendsten benötigen.

Zudem sind die weltweiten Getreidepreise in die Höhe geschossen und werden weiter steigen, weil Russland sich aus der Schwarzmeer-Getreide-Initiative zurückgezogen hat – einem Exportabkommen mit der Ukraine. Das Abkommen hat dazu beigetragen, die weltweite Nahrungsmittelversorgung aufrechtzuerhalten, indem es den direkten Transport von Getreide in Länder, insbesondere in Afrika und im Nahen Osten, ermöglichte.

2. Im Jahr 2022 galten 735 Millionen Menschen weltweit als unterernährt

Kriege, Klimakrise und die Pandemie führen zu einer wachsenden Zahl von hungernden Menschen weltweit. Die Weltgemeinschaft ist von ihrem Ziel, bis 2030 keinen Menschen mehr hungern zu lassen, weit entfernt. 

Im Jahr 2022 galten 735 Millionen Menschen weltweit als unterernährt. Das bedeutet, dass rund neun Prozent der Weltbevölkerung keinen Zugang zu ausreichend nahrhaften Lebensmitteln haben. 93 Prozent der betroffenen Menschen lebten in Asien und Afrika. Die Zahl der unterernährten Menschen lag damit etwas unter dem Wert des Vorjahres. 2021 galten weltweit rund 739 Millionen Menschen als unterernährt. Der Wert war aber immer noch deutlich höher als vor Ausbruch der Corona-Pandemie: 2019 hatten weltweit 613 Millionen Menschen nicht genug zu essen. 

3. Ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet im Müll

Die Tatsache, dass ein Drittel der weltweit für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel im Müll landet, macht deutlich, wie kaputt die Lebensmittelsysteme sind. Denn weltweit werden eigentlich mehr als genug Lebensmittel produziert, um alle Menschen zu ernähren. 

Rund 931 Millionen Tonnen Lebensmittel wurden 2019 weltweit von Handel, Gastronomie und Verbrauchern weggeworfen. Zu diesem Ergebnis kommt die UNEP in ihrem "Food Waste Index Report 2021".

"Mehr als 780 Millionen Menschen hungern, während fast ein Drittel aller produzierten Lebensmittel verloren geht oder verschwendet wird", so Guterres. "Mehr als drei Milliarden können sich keine gesunde Ernährung leisten."

Unsere Systeme müssen nachhaltiger werden, und diese Lebensmittel sollten stattdessen den Weg auf die Teller derjenigen finden, die sie am meisten brauchen. So formuliert es auch der Bürgerrat zum Thema “Ernährung im Wandel” in seinen Empfehlungen an den Deutschen Bundestag im Januar 2024. Lebensmittelverschwendung ist nicht nur ein Hungerproblem, sondern auch ein Klimaproblem: Schätzungen zufolge tragen Lebensmittelabfälle zu acht bis zehn Prozent der gesamten vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen weltweit bei. 

4. 60 Prozent der Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind, sind Frauen

Hunger ist auch ein Problem der Gleichberechtigung der Geschlechter: 150 Millionen mehr Frauen als Männer sind von Ernährungsunsicherheit betroffen.

Das ist darauf zurückzuführen, dass Frauen aufgrund von Geschlechterrollen in bestimmten Gesellschaften als Letzte essen. Das liegt oft auch daran, dass die Versorgung der Familie zu den unbezahlten Betreuungsaufgaben der Frauen gehört – was gleichzeitig dazu führen kann, dass Frauen auch am wenigsten essen. Dies gilt insbesondere in Konflikt- und Krisengebieten.

5. Afrika ist der Kontinent mit der höchsten Hungerrate weltweit...

...und doch hat es das Potenzial, die Kornkammer der Welt zu werden. Das heißt, mit den richtigen Investitionen und der richtigen Strategie könnte der Kontinent (auf dem sich mehr als 60 Prozent der weltweiten Ackerfläche befinden) genug Getreide produzieren, um es in den Rest der Welt zu exportieren.

Extreme Dürreperioden im Zusammenhang mit der Klimakrise und die anhaltenden Konflikte in den Subsahara-Regionen sind größtenteils für die zunehmende Hungersnot auf dem Kontinent verantwortlich. 

6. Investitionen in die Landwirtschaft können das Armutsniveau direkt verbessern

Dies ist ein wichtiger Zusammenhang, der zeigt, wie wir den Hunger bekämpfen und gleichzeitig Armut verringern können – denn keine der weltweiten Herausforderungen existiert in einem Silo, und die Bewältigung eines Problems wirkt sich oft direkt positiv auf ein anderes aus.

Investitionen in die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft sind ein wichtiger Schritt zur Beendigung von Hunger und laut Weltbank sind sie auch sehr effektiv bei der Bekämpfung von Armut.

Aus einem Bericht der Weltbank geht hervor, dass Investitionen in die Landwirtschaft das Einkommen der in Armut lebenden Menschen bis zu viermal wirksamer steigern als Investitionen außerhalb der Landwirtschaft. Dies ist von entscheidender Bedeutung, denn Investitionen in die Landwirtschaft und in Kleinbauern*innen können nicht nur direkt dazu führen, dass einkommensschwache Gemeinschaften etwas zu essen haben, sondern sie können auch das Einkommen dieser Menschen erhöhen. Dafür ist es notwendig, dass Staaten, wie Deutschland, Organisationen unterstützen, die landwirtschaftliche Entwicklung fördern und Forschung in diesem Bereich vorantreiben. Dazu gehören etwa der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) und die Consultative Group on International Agricultural Research, kurz CGIAR (auf deutsch: Beratungsgruppe für Internationale Agrarforschung).

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Ein Beitrag von Khanyi Mlaba