Es klingt kaum vorstellbar, aber jede Sekunde werden in Deutschland 313 Kilogramm Lebensmittel weggeschmissen. Ja, richtig gehört. 313 Kilogramm pro Sekunde. Und dabei handelt es sich auch noch um Lebensmittel, die noch genießbar wären.

Das konnte der gemeinnützige Frankfurter Verein ShoutOutLoud, der sich für Umweltschutz, multikulturellen Austausch und Nachhaltigkeit engagiert, nicht weiter mit ansehen. Deshalb will der Verein im Rahmen seines lokalen Programms „Resteküche - Beste Küche” Deutschlands ersten Foodtruck auf die Straße bringen, der in erster Linie leckeres Streetfood aus geretteten Bio-Lebensmitteln herstellt.

Und der Traum eines solchen Foodtrucks ist jetzt zum Greifen nah.

Image: Fotos zur Verfügung gestellt von Resteküche - Beste Küche

„Mit der 'Resteküche-Beste Küche' wollen wir das Problem der Lebensmittelverschwendung in den Mittelpunkt stellen. Wir wollen nicht unseren moralischen Zeigefinger erheben. Wir wollen nur zeigen, dass man mit Essen, dass viele schon längst in die Mülltonne geschmissen hätten, noch immer leckere Gerichte zubereiten kann", sagt Daniel Anthes, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Vereins ShoutOutLoud und Leiter des Resteküche-Projekts, im Interview mit Global Citizen. 

Einer Studie des WWF zufolge schmeißen die Deutschen pro Jahr über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll. Manchmal, weil schlicht viel zu viel eingekauft wurde aber auch dann, wenn einem das Haltbarkeitsdatum anzeigt, dass die Lebensmittel nicht mehr zu genießen sind (was, aber meist nicht der Fall ist).

Häufig werden Lebensmittel erst gar nicht an Supermärkte geliefert, weil zum Beispiel so manch krummes Gemüse nicht 'der Norm' entspricht - auch wenn das den Geschmack nicht im geringsten beeinträchtigt. 

Das ist nicht nur eine immense Verschwendung kostbarer Lebensmittel, sondern trägt auch noch zu Umweltschäden bei - zum Klimawandel zum Beispiel. Weil in Industrieländern wie Deutschland nämlich viel zu viele Lebensmittel produziert werden, steigt der CO2-Ausstoß durch die Maschinen, die für die unnötige Produktion laufen.

Zeit, dass endlich ein Umdenken stattfindet. Und genau da kommt der Foodtruck ins Spiel.

So sollen zum Beispiel auf Streetfood- und Wochenmärkten leckere vegetarische Gerichte wie Suppen, Sandwiches und wechselnde Tagesgerichte wie Pizza oder Quiche angeboten werden, die aus Lebensmitteln hergestellt werden, die ansonsten in der Tonne gelandet wären.

Denn „Suppen und Sandwiches kann man immer recht gut aus 'Gerettetem' herstellen", sagt Daniel Anthes. Darüber hinaus soll der Foodtruck aber auch als Pop-up Think-Tank fungieren, um mit verschiedenen Organisationen und Einrichtungen wie Schulen ins Gespräch über nachhaltigen Umgang mit Nahrungsmitteln zu kommen.

Der Traum des Foodtrucks ist zum Greifen nah. Per Crowdfunding-Kampagnekonnte ShoutOutLoud bis jetzt über 30.000 Euro sammeln, um den Foodtruck zu organisieren. Besser wären allerdings 50.000 Euro. Denn damit ließen sich auch Kosten wie TÜV und Versicherung decken. Und jeder kann sich an dem Traum des Foodtrucks beteiligen - bis zum 20. Januar.

„Mit dem Geld, das durch den Verkauf der Gerichte eingenommen wird, sollen andere soziale und nachhaltige Initiativen unserer Partner unterstützt werden. Initiativen zum Beispiel, die Kinder für das Thema Lebensmittelverschwendung sensibilisieren und ihnen zeigen, wie man nachhaltiger mit Lebensmitteln umgehen kann", sagt Danitel Anthes. 

Der Foodtruck soll erstmal keinen festen Standort haben, sondern verschiedene Streetfood-Märkte und Szene-Hotspots wie den Friedberger Markt und den Korrekt im Gallusviertel anfahren.

Für ein Wochenende hat sich die Resteküche einen Foodtruck ausgeliehen und ihr Konzept ausprobiert.

Die Idee des Foodtrucks macht definitv Appetit auf mehr! Hoffentlich erreicht die Resteküche bis Ende der Woche noch die erhofften 50.000€. Zwar kann ein Foodtruck allein nicht alle Lebensmittel in Frankfurt (und erst recht nicht in ganz Deutschland) vor der Tonne retten. Aber es ist ein toller Anfang und wird hoffentlich dabei helfen, mehr Menschen für das Thema Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren.

Wer meint, einer alleine könne nichts gegen die große weltweite Verschwendung ausrichten, wird von Daniel Anthes eines Besseren belehrt: „Sobald man versteht, wie sehr jeder - vom Produzenten bis zum Endverbraucher - in der Lebensmittelproduktion miteinander verknüpft ist, merkt man, dass jeder zum Problem beiträgt. Deshalb kann auch jeder zur Lösung beitragen." Stimmt.

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Ein Beitrag von Katrin Kausche