Von Rina Chandran

BANGKOK, 22. Februar (Thomson Reuters Foundation) — Hast du dir auch schon mal gewünscht, deinem Ärger nach einem offensichtlich sexistischen Film nicht nur bei Familie und Freund*innen Luft zu machen?

Die neue App Mango Meter macht genau das möglich. Sie wurde im Februar dieses Jahres in Jakarta, Indonesien, auf den Markt gebracht. Ihre Gründerinnen beschreiben sie als die erste App für feministische Filmkritik.

Die Idee zu der App kam den sechs Gründerinnen während einer Diskussion darüber, wie Popkultur die öffentliche Wahrnehmung beeinflusst. Bei der Umsetzung wurden sie von dem Programm für Gender und soziale Gerechtigkeit der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt.

“Film ist ein so wirkungsmächtiges und einflussreiches Medium, in dem die Darstellung von Frauen und das Aufrechterhalten von Stereotypen problematisch bleibt“, sagt Devi Asmarani, eine der Gründerinnen von Mango Meter, gegenüber der Thomson Reuters Foundation.

“Deshalb haben wir eine App für die Bewertung von Filmen kreiert – ähnlich zu [der Filmplattform] Rotten Tomatoes, nur mit einem feministischen Fokus – um eine breitere Diskussion über Sexismus und Frauenfeindlichkeit in Filmen anzustoßen.“

Die App, die Filme aus Hollywood oder der indischen Version Bollywood, sowie aus China, Bangladesch und vielen weiteren asiatischen Ländern aufführt, erlaubt es ihren Nutzer*innen, jene Filme durch Angaben zu ihrer kulturellen Repräsentation, Wirkung, Sexualität und Diskriminierungsmechanismen zu bewerten.

Basierend auf diesen Angaben vergibt Mango Meter für die Filme eine bis fünf Mangos – je nachdem, wie sexistisch oder feministisch der jeweilige Film ausfällt.

Die bisher einzige App auf dem Markt mit einem ähnlichen Bewertungssystem ist der Bechdel Test, der durch den ältesten queeren Comicstrip "Dykes to Watch Out For“ der amerikanischen Comiczeichnerin Alison Bechdel bekannt wurde.

Der Bechdel Test bewertet Filme nach drei einfachen Kriterien: es müssen mindestens zwei Frauen auftreten, die miteinander sprechen und zwar über etwas, das nichts mit einem Mann zu tun hat.

“Unsere Fragen gehen noch ein bisschen mehr in die Tiefe“, sagt Asmarani, die Chefredakteurin bei einem indonesischen feministischen Magazin ist.

“Wir achten [zusätzlich] darauf, inwiefern der Film eine westliche Vorstellung von Schönheit darstellt, gesellschaftliche Randgruppen anspricht oder unterschiedliche Gesellschaftsschichten thematisiert“, sagt sie.

Die App kommt in einer Zeit, in der Frauen in Hollywood mithilfe der #MeToo-Bewegung ihren Einfluss nutzen, um Stereotypen hinter und auf der Leinwand aufzubrechen. Sie fordern Rollen, die ihnen mehr Entscheidungsmacht verleihen und beanspruchen den Regiestuhl immer öfter für sich.

In Asien geht dieser Wandel langsamer voran. Denn hier gäbe es noch immer zu wenige weibliche Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen, sowie hartnäckige klischeehafte Darstellungsweisen von Frauen, die laut Asmarani “sehr fragwürdig“ sind.

“Die Darstellung [dieser Filme] von missbräuchlichem Verhalten wie Stalking oder Nötigung als etwas Akzeptables hat reale Konsequenzen“, sagt sie.

In nur wenigen Länder Asiens gibt es Gesetz gegen Stalking. Frauenrechtsgruppen in Indien – wo es ein solchen Gesetz gibt – haben die nationale Filmindustrie bereits öffentlich angeprangert, jene Form von Gewalt, die schon zu mehreren gewaltvollen Todesfällen geführt hat, zu glorifizieren.

Zudem setzen sich jüngste Bemühungen der Frauenrechtsbewegung dafür ein, sexistische Songtexte in Filmen aufzuzeigen. Dazu gehörte auch ein Plädoyer gegen sogenannte “item numbers“ in Filmen – eingespielte Songs, die meist wenig mit der Handlung des Films zutun haben und typischerweise spärlich bekleidete Frauen zeigen.

Die Mango Meter-App soll dabei helfen, diese bereits angestoßene Debatte auszuweiten, so Asmarani.

“Dadurch können wir die Filmindustrie vielleicht dazu bewegen, diese Anliegen wahrzunehmen und etwas zu verändern“, sagt sie.

(Ein Beitrag von Rina Chandran @rinachandran; Überarbeitet von Michael Taylor. Bitte die 'Thomson Reuters Foundation' als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert / geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation liefert Beiträge über humanitäre Hilfe, Frauenrechte, Menschenhandel, Klimawandel und vieles mehr auf news.trust.org.)

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