Es gibt einen neuen Stern am Schokoladenhimmel und der heißt fairafric. Das deutsch-ghanaische Food-Startup mit Sitz in München hat Großes vor: es will die fairste Schokolade der Welt herstellen.

Immer mehr Verbraucher machen sich heute Gedanken über das, was sie konsumieren: wo kommen eigentlich die Tomaten her? Aus Spanien oder China? Und der Kaffee, den wir trinken? Wie viel Lohn bekommt der Bauer, der in Guatemala die Bohnen erntet? Genauso verhalten sich viele Käufer auch bei Schokolade. Sie greifen immer häufiger auf Fairtrade-Produkte zurück, in dem Glauben, dass der Bauer mit dem Kauf der Fairtrade-Schokolade mehr Geld erhalten hat als bei einer herkömmlichen Tafel.

Das stimmt auch. Irgendwie. Trotzdem belegen immer mehr Studien, dass im eigentlichen Herkunftsland der Kakaobohnen - selbst bei Fairtrade - durchschnittlich gerade einmal 8 Cent vom Kauf einer 100-Gramm-Tafel ankommen. Beim Kauf einer Zartbitterschokolade kann es schon mal bis zu 20 Cent sein. Der restliche Gewinn geht an die Unternehmen in Industrieländern, denn die exportieren üblicherweise nur die Kakaobohnen aus den Herkunftsländern und lassen die Schokolade dann außerhalb Afrikas produzieren.

Genau da setzt fairafric an. Das Startup will sämtliche Arbeitsschritte, vom Ernten der Kakaobohne, über das Conchieren bis hin zur fertig verpackten Tafel, nach Westafrika, genauer gesagt zu seinen Partnern nach Ghana, verlegen. Damit will der Geschäftsführer Hendrik Reimers es schaffen, dass 70 Cent an Einnahmen im eigentlichen Produktionsland bleiben und so zu einem nachhaltigen und dauerhaften Wandel beitragen.

Durch die Verlegung der gesamten Wertschöpfung nach Ghana hofft Reimers, das Leben der Menschen vor Ort langfristig zu verbessern und auf diesem Wege etwas gegen extreme Armut auf der Welt tun zu können. In einem Interview mit Global Citizen sagt der 34-Jährige: „Wir wollen mit fairafric Arbeitsplätze schaffen, von denen die Menschen ihren Familien ein würdevolles Leben ermöglichen können und ihre Kinder so ausbilden können, dass Länder wie Ghana langfristig in Länder verwandelt, in denen es keine Armut mehr gibt.”

Bis jetzt konnte fairafric 24.212 Tafeln Zartbitterschokolade komplett in Ghana produzieren.

Dass die Wahl des Partnerlandes auf Ghana viel ist nicht verwunderlich, denn mittlerweile werden mehr als 70 Prozent des weltweiten Kakaos in Westafrika produziert. Als der gebürtige Bremer Hendrik Reimers dann 2015 die richtigen Partner gefunden hatte, stand der innovativen Idee nichts mehr im Wege. Per Crowdfunding konnten die ersten Zartbitterschokoladen bald produziert und ausgeliefert werden. Und die Kunden waren begeistert!

Genau damit will das Team von fairafric auch überzeugen: „Unsere große soziale Wirkung, gerade auch im Vergleich zu traditionellem, fairen Handel, hat uns viel Aufmerksamkeit gebracht. Dabei ist es der Geschmack unserer Schokolade, der die Menschen erst wirklich überzeugen wird.“

Fairafric beweist, dass sich soziales und umweltbewusstes Engagement und Genuss bestens miteinander kombinieren lassen. Werden zum Beispiel größere Mengen Schokolade über den Onlinehandel bestellt, werden in Ghana dafür Bäume gepflanzt - inzwischen sogar 7.000 Stück.

Die Schokolade gibt es inzwischen in knapp 100 Läden - überwiegend Weltläden - in ganz Deutschland zu kaufen. Und täglich kommen mehr Händler hinzu.

Die Idee des Münchner Schokoladenteams könnte hiermit fertig erzählt sein. Ist sie aber nicht! Denn das Unternehmen investiert nicht nur in eine bessere Gesundheitsversorgung, bessere Bildungschancen und besser bezahlte Jobs seiner Mitarbeiter und deren Familie, sondern stellt gleichzeitig auch sicher, dass die Hälfte(!) des Vorstands der Partnerkooperative in Ghana mit Frauen besetzt ist! Hut ab! 

Und last but definitely not least: der hohe Nachhaltigkeitsfaktor von fairafric. 

Für 2017 hat das Startup geplant, sechs weitere Schokoladensorten produzieren zu wollen. Gleichzeitig strebt das Team eine Biozertifizierung der Schokolade und eine Vergrößerung der Tafeln auf 100 Gramm bei gleichbleibenden Preisen an. Die Ziele sollen ebenfalls per Crowdfunding-Kampagne erreicht werden, die Kampagne hierzu läuft noch bis zum 11. Mai.

Hendrik Reimers würde sich persönlich besonders auf eine ganz bestimmte Schokoladentafel freuen: „Ich freue mich wahnsinnig auf die 80% Zartbitter, die ghanaischen Bohnen haben einen so wundervollen Charakter, das wird ein absolutes Highlight.”

Wer weiß, ab Juli kann vielleicht jeder Käufer seinen eigenen Favoriten aus ganzen sieben Sorten wählen. Wir drücken die Daumen. 

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Armut beenden

Wie ein Münchener Startup die fairste Schokolade der Welt schaffen will

Ein Beitrag von Katrin Kausche