In einer idealen Welt müsste dieser Text nicht geschrieben werden.
Denn wir alle haben genug von der Coronavirus-Pandemie und ihren sozioökonomischen Auswirkungen, genug von den systemischen Barrieren, die den Zugang zu Impfstoffen und die Gewährleistung finanzieller Gleichheit behindern. Doch das sollte uns nicht davon abhalten, Maßnahmen zu ergreifen, die die systemischen Hindernisse beseitigen und dafür sorgen, dass jeder einzelne Mensch auf der Welt eine Chance hat, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Wir können es uns nicht leisten, genug von der Pandemie zu haben, wenn so viele Menschen immer noch von ihr bedroht sind. Millionen haben immer noch keinen Zugang zu Impfstoffen und rund 100 Millionen Menschen wurden durch die Auswirkungen der Pandemie für die Weltwirtschaft in die Armut getrieben.
Den Kampf aufzugeben, bedeutet, die Sicherheit der öffentlichen Gesundheit auf der ganzen Welt aufzugeben – auch deiner eigenen.
Im Rahmen unserer Kampagne “Extreme Armut beenden – JETZT und ÜBERALL” fordern wir, dass die systemischen Hindernisse beseitigt werden. Dazu gehört das Beenden der COVID-19-Pandemie, das Schaffen eines nachhaltigen Zugangs zur Gesundheitsversorgung und die Herstellung finanzieller Gerechtigkeit. Nur so können sich einkommensschwache Länder von der Pandemie erholen und ihre Bevölkerung mit dem Nötigsten versorgen.
Hier folgen nun elf wichtige Fakten, die zeigen, warum wir diese Hindernisse abbauen müssen.
1. 97 Millionen Menschen wurden durch die Pandemie in die Armut getrieben.
Die COVID-19-Pandemie und die daraus folgenden Schließungen haben die Volkswirtschaften überall schwer getroffen. Sie haben die schlimmste Wirtschaftskrise seit den 1930er-Jahren ausgelöst und zu Jobverlusten, Geschäftsschließungen und Einkommenseinbiusen geführt. Infolgedessen wurden schätzungsweise 97 Millionen Menschen in die Armut getrieben – und das zusätzlich zu denjenigen, die bereits vorher von Armut betroffen waren.
2. Milliardär*innen wurden während der Pandemie durchschnittlich um 54 Prozent reicher.
Die weltweite Schere zwischen Arm und Reich hat sich in den Jahren 2020 und 2021 noch einmal dramatisch vergrößert.
Das Vermögen der zehn reichsten Männer der Welt hat sich während der Pandemie sogar verdoppelt. Deshalb wurden Forderungen nach einer gerechteren Besteuerung laut – ein Thema, das auch auf dem diesjährigen G20-Gipfel im November diskutiert werden soll.
3. Pharmaunternehmen, die COVID-19-Impfstoffe herstellen, machen jede Minute 65.000 US-Dollar (rund 62.500 Euro) Gewinn.
Die Pharmaunternehmen Pfizer, BioNTech und Moderna verdienen nach Daten von Peoples Vaccine Alliance von November 2021 durch den weltweiten Bedarf an Impfstoffen jede Sekunde 1.000 US-Dollar (rund 962 Euro).
Dabei hat ein Großteil der Menschen in einkommensschwachen Ländern noch keine einzige Impfdosis erhalten. Deshalb fordern wir die Pharmaunternehmen auf, ihr Know-how und ihre Technologie zu teilen. Nur so kann es gelingen, das weltweite Impfstoffangebot zu erhöhen und die Preise zu senken.
4. 118 Länder sind weit davon entfernt, das COVID-19-Impfziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen.
Die WHO hat im Jahr 2021 ein weltweites Impfziel festgelegt. Demnach sollen alle Länder bis Mitte 2022 70 Prozent ihrer Bevölkerungen mit COVID-19-Impfungen versorgen. Viele Länder liegen weit hinter diesem Ziel zurück – Länder auf dem afrikanischen Kontinent am weitesten. Derzeit sieht es gar danach aus, als ob kein einziges afrikanisches Land dieses Ziel erreichen wird.
5. 60 Prozent der einkommensschwachen Länder sind stark gefährdet, in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten oder stecken bereits mitten drin.
Länder mit niedrigem Einkommen sind am stärksten von den volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie betroffen. Sie müssen sich oft mit Krediten über Wasser halten.
Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben 60 Prozent dieser Länder Schuldenprobleme – und die kosten richtig viel, Schätzungen zufolge mehr als in den vergangen zwei Jahrzehnten.
6. Eine Handvoll reicher Länder wird 68 Prozent des finanziellen Rettungsschirms des IWF erhalten. Die ärmsten 44 Länder hingegen werden nur sieben Prozent bekommen.
Sonderziehungsrechte (SZR) sind vom IWF ausgegebene Finanzreserven, die zwischen Ländern oder mit dem IWF gehandelt werden können und als zusätzliche Notfallfinanzierung dienen. Im vergangenen Jahr hat der Internationale Währungsfonds wegen der Pandemie SZR in historischer Höhe von 650 Milliarden US-Dollar (rund 625 Milliarden Euro) ausgegeben.
Durch die derzeitige Verteilung der SZR erhalten die reichen Länder mit 442,8 Milliarden US-Dollar (rund 426,14 Milliarden Euro) den größten Teil. Die ärmsten bekommen hingegen nur rund 44,5 Milliarden US-Dollar (rund 42,83 Milliarden Euro).
7. Länder mit niedrigem Einkommen werden 3,5 Billionen US-Dollar (rund 3,37 Billionen Euro) benötigen, um mit COVID-19 umgehen und die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) erreichen zu können.
Die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) sind durch die Pandemie noch mehr in die Ferne gerückt. Schon vor der Pandemie gab es dafür eine Finanzierungslücke von schätzungsweise 2,5 Billionen US-Dollar (rund 2,41 Billionen Euro) – inzwischen ist diese Zahl um eine Billion auf 3,5 Billionen US-Dollar (rund 3,37 Billionen Euro) gestiegen.
8. Weniger als 20 Länder in der Welt verfügen über volle Impfstoff-Kapazitäten.
Sobald COVID-19-Impfstoffe verfügbar waren, kauften die reichen Länder übermäßig viel davon. Die Länder mit mittlerer und niedriger Wirtschaftskraft hingegen mussten warten, bis die Industrieländer genug hatten, um selbst bestellen zu können. Weltweit haben weniger als 20 Länder überhaupt die Technologie, die finanziellen Mittel und die Kapazitäten, um COVID-19-Impfstoffdosen herstellen zu können.
9. Nur 13 Prozent der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen sind geimpft. Zum Vergleich: Bei denen mit hohem Einkommen liegt die Quote bei 75 Prozent.
In wohlhabenden Ländern werden bereits zweite Auffrischungsimpfungen durchgeführt, obwohl eine große Zahl von Menschen in einkommensschwachen Ländern noch keine einzige Dosis erhalten haben– darunter allein über eine Milliarde Menschen auf dem afrikanischen Kontinent.
10. Die reichen Länder haben zwar zugesagt, ihre Impfstoffe zu verteilen, sind damit aber weit im Rückstand.
Die USA haben unter den G7-Ländern die meisten Impfstoffdosen zugesagt und auch gespendet. Trotzdem liegen sie mit 24 Prozent der zugesagten Menge noch weit hinter ihrem Spendenziel zurück. Bei den anderen G7-Staaten sieht es ähnlich aus – sie haben zwischen zehn (Vereinigtes Königreich) und 28 Prozent (Japan) der zugesagten Dosen geliefert.
11. Der afrikanische Kontinent stellt derzeit nur ein Prozent seiner Impfstoffe selbst her.
Da 1,3 Milliarden Menschen auf dem zweitgrößten Kontinent der Welt leben, wäre es sinnvoll, wenn man dort die eigenen Impfstoffe selbst herstellen könnte. Doch nach wie vor müssen 99 Prozent aller Impfstoffe importiert werden. Um das zu ändern, müssten Pharmaunternehmen den Zugang zu ihrem geistigen Eigentum ausweiten und Technologien zur Verfügung stellen, die den Aufbau von Impfstoffproduktionsanlagen auf dem afrikanischen Kontinent unterstützen.
Du kannst dich der Kampagne “Extreme Armut beenden – JETZT und ÜBERALL” anschließen, indem du dich als Global Citizen anmeldest (entweder hier oder indem du die Global Citizen App herunterlädst).