Heiße Sommer, Regenstürme, schlimme Naturkatastrophen oder Nahrungsmittelknappheit – die Klimakrise trifft jeden Menschen auf der Welt.
Ganz klar eigentlich, denn sie ist ein planetarisches Phänomen. Wenn sich Treibhausgase in der Luft sammeln, speichert die Erde mehr Sonnenwärme. Da es so ähnlich funktioniert wie bei einem Treibhaus oder Gewächshaus im Garten, nennt man den Vorgang auch Treibhausgaseffekt. Das führt dann zu einem Temperaturanstieg.
Die Klimakrise zeigt zudem auch Ungleichheiten auf, denn die ärmsten Ländern der Welt sind am meisten von ihr betroffen, während die reichsten Länder die Krise noch verstärken und verlängern.
Klimaschutzmaßnahmen sind deshalb immer auch eine Frage von Klimagerechtigkeit. Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, der Ausbau erneuerbarer Energien und Investitionen in Kreislaufwirtschaften werden Armut, Gesundheitskrisen und andere Formen der Ungerechtigkeit mildern.
Im Rahmen der einjährigen Kampagne “Extreme Armut beenden – JETZT und ÜBERALL” ruft Global Citizen die Welt dazu auf, JETZT Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Die Staats- und Regierungschef*innen reicher Länder müssen die von ihnen versprochene Klimafinanzierung in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar (rund 94,94 Milliarden Euro) pro Jahr für internationale Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen bereitstellen. Wir brauchen kollektive Maßnahmen, die sich auf die Unterstützung einkommensschwacher Länder und die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius konzentrieren. Zudem müssen wir Lebensmittelsicherheit, Ernährung und Lebensunterhalt priorisieren, indem wir Gelder für die Klimaanpassung in ländliche Gemeinden und in kleinbäuerliche Betriebe lenken. Dafür müssen wir uns auch in Partnerschaften mit lokalen und marginalisierten Communities für den Schutz und die Wiederherstellung der Natur einsetzen.
Der jüngste Bericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) zeigt, dass die Technologie, die finanziellen Mittel und der öffentliche Konsens bereits vorhanden sind. Demnach steht dem Ganzen nichts mehr im Weg – lediglich eine Politik, die Profite vor Menschen und unsere Umwelt stellt.
Genau deswegen sind wir gefragt, um Druck auf die Staats- und Regierungschef*innen auszuüben und JETZT Klimaschutzmaßnahmen zu fordern. Dazu ist es absolut notwendig, den Umfang und das Ausmaß der Krise zu verstehen.
Hier kommen 15 Fakten über die Klimakrise, die erklären, warum wir mit Klimaschutzmaßnahmen nicht länger warten können.
1. Die Klimakrise könnte bis zum Jahr 2030 bis zu 132 Millionen Menschen in extreme Armut stürzen.
Die Klimakrise treibt Menschen auf unterschiedlichste Weise in die Armut, so die Weltbank. Eine steigende Anzahl von extremeren Stürmen zerstört Häuser und den Menschen fehlt anschließend ihre Lebensgrundlage. Dürren und Überschwemmungen beeinträchtigen die landwirtschaftliche Produktion und führen zu Preissteigerungen bei Lebensmitteln. Wenn keine wirksamen Klimaanpassungen getroffen werden, könnten Schätzungen zufolge die landwirtschaftlichen Erträge bis zum Jahr 2050 weltweit um bis zu 30 Prozent zurückgehen.
2. Die Welt ist rund 1,19 Grad Celsius wärmer als in der vorindustriellen Zeit.
Der Großteil der überschüssigen Wärme, die durch Treibhausgasemissionen gebunden wird, wird von den Weltmeeren absorbiert. Die haben sich dadurch kontinuierlich erwärmt. Inzwischen absorbieren die Meere jede Sekunde die Wärme von fünf Hiroshima-Bomben – und erwärmen sich stets weiter.
3. Das vergangene Jahrzehnt war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die wärmsten zehn Jahre lagen alle zwischen dem Jahr 2005 und heute.
Der Mensch hat eine eingebaute psychologische Bewältigungstendenz. Das bedeutet, wenn sich etwas in seiner Umgebung verändert, ändert sich auch die Basislinie für das, was wir als normal empfinden. Obwohl die Temperaturen seit mehr als einem Jahrhundert ansteigen, ist das für viele Menschen kein Alarmzeichen. Denn zeitgleich hat sich auch die Ausgangsbasis jedes Jahr ein Stück verschoben. Die folgende Daten-Visualisierung kann dabei helfen, das Ausmaß und das Tempo der globalen Erwärmung in die richtige Perspektive zu rücken:
137 years of #climate 🌡 anomalies visualized. Wait for it...
— Daniel Moser (@_dmoser) April 21, 2022
🎥@anttilippic.twitter.com/cHR4Hmjwbw
4. Der Nord- und der Südpol erwärmen sich dreimal so schnell wie der Rest der Welt.
In der Antarktis wurden kürzlich Temperaturen gemessen, die rund 32 Grad Celsius über dem Normalwert liegen. Die beschleunigte Erwärmung in den Polarregionen führt zu weitreichenden Zerstörungen.
5. Die Antarktis verliert alle 40 Stunden eine Milliarde Tonnen Eis.
Das Eis schmilzt immer schneller, weil die Temperaturen steigen und Rückkopplungsschleifen in Kraft treten. In den vergangenen 20 Jahren sind so 28 Billionen Tonnen Eis geschmolzen. Eine Menge, die ausreichen würde, um das Vereinigte Königreich mit einer 100 Meter dicken Eisschicht zu bedecken.
6. Alleine im vergangenen Jahrhundert ist der Meeresspiegel um fast 23 Zentimeter gestiegen.
Nach Angaben der NASA heben 365 Gigatonnen Wasser den Meeresspiegel um einen Millimeter an. Eine Gigatonne enthält eine Milliarde Tonnen Wasser. Die NASA schlüsselt das weiter auf:
"Grönland hat im Durchschnitt 280 Gigatonnen Eis pro Jahr verloren, die Antarktis fast 120 Gigatonnen pro Jahr. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass beide Schmelzraten zunehmen. Eine einzige Gigatonne Wasser würde etwa 400.000 olympische Schwimmbecken füllen; (...).”
7. Stürme, Dürren, Überschwemmungen, Waldbrände und Hitzewellen sind aufgrund der wärmeren Temperaturen und des steigenden Meeresspiegels häufiger und intensiver geworden.
Die Vereinten Nationen (UN) haben festgestellt, dass die Zahl der klimabedingten Katastrophen in den vergangenen 50 Jahren um das Fünffache gestiegen ist. In den ärmeren Ländern sind die Auswirkungen unverhältnismäßig stark zu spüren. Klimakatastrophen kosten jährlich Hunderte Milliarden US-Dollar.
Die Länder sind nicht nur mit dem kontinuierlichen Anstieg der Temperaturen, sondern auch mit extremen Hitzewellen konfrontiert. Früher traten sie einmal alle zehn Jahre auf, während es sie inzwischen doppelt so oft gibt. Seltenere Hitzewellen, die früher zweimal im Jahrhundert auftraten, sind inzwischen fünfmal so häufig.
8. Bis zu eine Millionen Tier- und Pflanzenarten sind stark bedroht.
Lebensräume schrumpfen, Nahrungs- und Wasserquellen werden knapp und die Lebensbedingungen verschärfen sich. Die Klimakrise hat bereits zum Aussterben von Tierarten geführt. Die International Union of Concerned Scientists hat kürzlich 10.967 Tierarten aufgrund der Klimakrise als bedroht eingestuft. Die Vereinten Nationen berichteten 2019, dass eine Millionen Arten vom Aussterben bedroht sind, wenn die derzeitige Lage anhält.
9. Die 20 reichsten Länder der Welt sind für 80 Prozent der Kohlenstoffdioxidemissionen verantwortlich.
Die Klimakrise ist in erster Linie auf die reichen Länder zurückzuführen, die im Laufe der Geschichte weltweit den Großteil der fossilen Brennstoffe verbrannt haben. Alleine die USA ist für 20 Prozent der Emissionen seit 1850 verantwortlich. Diese ungerechte Verteilung setzt sich auch heute noch fort. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursacht Oxfam zufolge mehr als doppelt so viele Emissionen wie die ärmsten 50 Prozent.
Demnach entfallen beispielsweise nur vier Prozent der weltweiten Kohlenstoffdioxidemissionen auf afrikanische Länder. Doch der Kontinent hat mit schweren Dürren, Wüstenbildung und extremen Wetterbedingungen zu kämpfen, die alle auf die Klimakrise zurückzuführen sind.
10. Die Treibhausgasemissionen tragen am stärksten zur Erderwärmung bei. Sie haben in den vergangenen zehn Jahren um etwa 1,5 Prozent pro Jahr zugenommen.
Obwohl Wissenschaftler*innen und Umweltgruppen seit Jahrzehnten zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen auffordern, steigen die Treibhausgasemissionen aus deren Nutzung immer weiter an. Während des Höhepunkts der COVID-19-Pandemie kam es zu einem vorübergehenden Rückgang der Emissionen. Seitdem sind sie allerdings wieder auf den höchsten Stand in der Geschichte im Jahr 2021 angestiegen.
11. Mehr als acht Millionen Menschen sterben jedes Jahr vorzeitig an den Folgen der Verschmutzung durch fossile Brennstoffe. Das ist jeder fünfte Todesfall weltweit.
Die Verbrennung fossiler Brennstoffe führt nicht nur zur Erwärmung des Planeten. Auch die Atmosphäre wird so mit giftigen Partikeln und Feinstaub gefüllt, die in unseren Körper gelangen und Gesundheitsprobleme verursachen. Jedes Jahr können 8,7 Millionen Todesfälle auf die Verschmutzung durch fossile Brennstoffe zurückgeführt werden.
12. Bis zum Jahr 2030 wird es jährlich etwa 250.000 zusätzliche Todesfälle geben – zurückzuführen auf durch die Klimakrise bedingte Unterernährung, Malaria, Durchfall und Hitzestress.
Fossile Brennstoffe sorgen nicht nur direkt für eine höhere Sterblichkeit, sie verstärken auch indirekt andere Gesundheitskrisen. Wärmere Temperaturen erweitern beispielsweise den Aktionsradius von Moskitos, die Malaria übertragen. Hitze übt auch Druck auf Nahrungsmittelsysteme aus, wodurch es für Menschen schwieriger wird, sich zu ernähren, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Wenn die globalen Durchschnittstemperaturen um zwei Grad Celsius ansteigen, werden nach Angaben des Welternährungsprogramms voraussichtlich zusätzlich 189 Millionen Menschen hungern. Bei einem Temperaturanstieg von vier Grad Celsius könnte diese Zahl auf 1,8 Milliarden steigen.
13. Investitionen in Höhe von 1,8 Milliarde US-Dollar (rund 1,71 Milliarde Euro) in die Klimaanpassung würden 7,1 Milliarde US-Dollar (rund 6,73 Milliarde Euro) an schwerwiegenden Auswirkungen verhindern.
Wenn sich Gemeinden durch Gelder an die Klimakrise anpassen können, könnten Gesundheitskrisen verhindert, Armut abgemildert und die Wirtschaft stabilisiert werden, so die Umweltabteilung der Vereinten Nationen.
14. Erneuerbare Energien waren noch nie so günstig.
Mehr als 62 Prozent der 2020 in Betrieb genommenen Anlagen mit erneuerbaren Energien sind billiger als fossile Brennstoffe, so das Weltwirtschaftsforum. Würden die Länder die 5,9 Billionen US-Dollar (rund 5,59 Billionen Euro), die sie für die Subventionierung fossiler Brennstoffe ausgeben, auf erneuerbare Energien umlegen, wären die Kosten für grüne Energie noch günstiger.
15. Es liegt an uns.
Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens einhalten zu können, müssen die Länder bis zum Ende dieses Jahrzehnts die Treibhausgasemissionen beinahe halbieren.
Technisch ist das möglich – die Ressourcen, die Technologie und das öffentliche Mandat, um diesen Wandel zu ermöglichen, sind dem IPCC zufolge vorhanden.
Das Einzige, was dem im Wege steht, so die Autor*innen des jüngsten IPCC-Berichts, ist der politische Wille. Die Staats- und Regierungschef*innen und die Unternehmen der Welt sind zwar nicht in der Lage, sinnvolle Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, sie unterstützen aber weiterhin die fossile Brennstoffindustrie.
Die Abwendung der Klimakatastrophe und der Aufbau einer Zukunft, die für uns alle funktioniert, hängt also davon ab, was wir heute, morgen und in den kommenden Wochen und Monaten unternehmen. Wir müssen von den Regierungen verlangen, dass sie sofort aus den fossilen Brennstoffen aussteigen und in erneuerbare Energien investieren. Gleichzeitig müssen wir selbst lokal Schritte unternehmen und zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft übergehen.
Du kannst dich der Kampagne "Extreme Armut beenden – JETZT und ÜBERALL" anschließen, indem du dich als Global Citizen anmeldest (entweder hier oder indem du die Global Citizen App herunterlädst). Ergreife JETZT gemeinsam mit uns Klimaschutzmaßnahmen.