Eigentlich können wir uns nicht vorstellen, dass irgendwer in Deutschland das nicht weiß, aber zur Sicherheit: diese Woche haben sich die sieben reichsten Wirtschaftsnationen unserer Erde in den bayrischen Alpen zum G7-Gipfel getroffen - genau genommen auf Schloss Elmau in Oberbayern.
Und auch wenn die idyllische Heimatfilm-Szenerie, in der Staats- und Regierungs-Chefs durch Blumenwiesen schlendern oder sich ein Glas Bier genehmigen, ganze Fotoalben füllt, wurde zum Glück auch über wichtige und drängende Angelegenheiten gesprochen, die unsere weltweite Wirtschaft, die Außenpolitik und Themen aus der Entwicklungszusammenarbeit betreffen.

Global Citizens weltweit haben sich in den vergangenen Monaten gemeinsam dafür eingesetzt, dass der Kampf gegen extreme Armut in den Mittelpunkt dieser Gespräche rückt. Fast 20.000 haben ihre Stimme erhoben, um eine bessere Mütter- und Kindergesundheit zu fordern und fast 3000 sind dem Aufruf gefolgt, sich lautstark dafür einzusetzen, dass im 21. Jahrhundert kein Mensch mehr an Hunger leiden sollte.

Global Citizens haben gesprochen - und wir haben eure Forderungen zu den Entscheidungsträgern gebracht. Schauen wir uns also mal an, inwiefern die Entscheidungen des diesjährigen G7-Gipfels Einfluss auf das Leben der Ärmsten unter den Armen haben werden.
Und um die Ergebnisse besser bewerten zu können, haben wir uns zwischendurch an Herrn Hassknecht gewandt. Ihr wisst schon, dieser unglaublich sympathische Herr aus dem Fernsehen, der so freundlich seine Meinung kund tut. Sein ehrliches Feedback ist ne harte Nuss, aber ich denke, die G7-Chefs können damit umgehen.

Die G7 setzen sich das ambitionierte Ziel, Hunger zu beenden
Das sind GROßARTIGE Neuigkeiten: die G7-Chefs haben sich dazu verpflichtet, 500 Millionen Menschen bis zum Jahr 2030 von Hunger und Mangelernährung zu befreien. Ein ziemlich ambitioniertes Ziel und ein bedeutender Beitrag der sieben reichsten Industriestaaten unserer Erde, dem Hunger in den kommenden 15 Jahren ein Ende zu setzen. Wir sind durchaus begeistert - aber um diese Vision tatsächlich Realität werden zu lassen kommt es jetzt darauf an, dass die G7-Chefs sich auch auf eine entsprechende Finanzierung und einen konkreten Plan zur Durchführung einigen.

Zum Beispiel darf die G7 nicht vergessen, ein Antwort auf die Frage nach der weltweiten Mangelernährung zu finden. Ebenso darf eine Unterstützung der lokalen Kleinbauern nicht fehlen und es muss in nachhaltige Ansätze in der Landwirtschaft investiert werden. Humanitäre Hilfe und Nahrungsmittelhilfen müssen auch die bedürftigsten Menschen erreichen können.
Herr Hassknecht, ihre Meinung?

NA ENDLICH. Ein guter Schritt um Hunger zu beenden. UND JETZT RÜCKT ENDLICH DIE KOHLE RAUS, MANN!

Starker Fokus auf Gesundheit, aber kaum handfeste Versprechen

In Anlehnung an die im vergangenen Jahr um sich greifende Ebola Epidemie in West-Afrika, wurde das Thema Gesundheit auf der diesjährigen G7-Agenda ziemlich hoch gesetzt. Die G7 versprach, Fälle von Ebola künftig auf Null reduzieren zu wollen und seine Maßnahmen für einen verbesserten internationalen Reaktionsplan bei länderumspannenden Gesundheitsprobleme auszubauen. Zudem wollen sie in den kommenden 5 Jahren mindestens 60 Länder, darunter auch Länder West-Afrikas, dahingehend unterstützen, dass zukünftige Krankheitsausbrüche sich nicht zu Epidemien entwickeln.
Das ist alles gut und schön, aber wie diese Unterstützung genau aussieht und wie genau sie finanziert werden soll bleibt im Dunkeln. Man wird das Gefühl nicht los, dass die G7 hier gescheitert sind, zu ihren Maßnahmen zur Stärkung des Gesundheitssystems und zur Ausbildung von entsprechenden Gesundheitsmitarbeitern auch konkrete Plänen mitzuliefern. Aber ohne ein solides Gesundheitssystem in den betroffenen Ländern, bleibt die Welt weiterhin anfällig für große gesundheitliche Notsituationen, wie beispielsweise die Ebola Epidemie - und Millionen von Kindern und Frauen bleibt weiterhin der Zugang zu lebensrettenden Gesundheitsversorgungen verwehrt.

Das G7-Versprechen, allen vermeidbaren Kinderkrankheiten ein Ende zu setzen und die Müttergesundheit weltweit zu verbessern, bleibt also vorerst ein leeres Versprechen. Das der Fokus auf Gesundheit gelegt wurde ist ja durchaus ermutigend, aber wir brauchen konkrete Pläne!

Kurze Rücksprache mit Herrn Hassknecht...ja, ja, wir verstehen sie.

IHR WOLLT EINE BESSERE GESUNDHEITSVERSORGUNG ABER NICHT IN DIE AUSBILDUNG VON ÄRZTE INVESTIEREN?!?!? WIE ICH DAS FINDE?!?

Frauen und Kinder zu mehr Rechten verhelfen

Als eine der mächtigsten Frauen dieser Welt ist es fantastisch, Angela Merkel dabei zu zusehen, wie sie Frauen und Kinder in den Mittelpunkt rückt und die Themen Gleichberechtigung der Geschlechter und Diskriminierung angeht. Die G7 versprachen diesbezüglich, die Anzahl der Frauen, die in theoretischer als auch praktischer Hinsicht ausgebildet werden, bis zum Jahr 2030 um ein Drittel zu erhöhen. Und auch wenn es großartig ist, dass mal die wirtschaftliche Relevanz von Frauen als Schlüsselelement im Kampf gegen Hunger und Ungerechtigkeit deutlich hervor gehoben wurde, so müssen wir vor allem die rechtlichen und regulatorischen Hindernisse ansprechen, die Frauen immer noch einen ungehinderten Zugang zum Arbeitsmarkt untersagen.
Weltweit gibt es immer noch 15 Länder, in denen die Frau erst die Einverständniserklärung ihres Mannes benötigt, bevor sie arbeiten gehen darf und in unzähligen weiteren Ländern hindern geschlechtsspezifische Gesetze Frauen daran, einen Job zu finden oder ein eigenes Bankkonto zu eröffnen. Erst wenn diese rechtlichen Hindernisse auch wirklich angegangen und gelöst werden, können die G7 Maßnahmen, Frauen zu einem vollwertigen Teil der Wirtschaft zu machen, auch wirklich effektiv greifen. 
Herr Hassknecht, ihre Meinung? 

FRAUEN FRAUEN FRAUEN. FRAUEN AN DIE MACHT, JAWOHL. 

Die Rechnung bitte

Allen Anschein nach hatten die G7-Chefs eine ziemlich gute Zeit auf Schloss Elmau. Sie diskutierten über einige der wichtigsten und drängendsten Entwicklungsfragen und haben hinterher große Versprechen gemacht. Aber mal kurz nachgehakt: wie genau sollen all diese ambitionierten Ziele eigentlich bezahlt werden? Heute vor 43 Jahren haben die G7 Staaten versprochen, die Frage nach dem Geld dadurch zu sichern, dass jeder von ihnen 0,7% des Bruttonationaleinkommens des Landes für die Entwicklungshilfe zur Verfügung stellt. Bis heute ist allerdings nur England diesem Versprechen nachgekommen. Auf Schloss Elmau haben die verbleibenden Länder ihr Versprechen über 0,7% erneuert und darüber hinaus zugesagt, mehr Hilfe den ärmsten Ländern unserer Erde zukommen zu lassen. Um diese Zusagen wahr werden zu lassen, fordern wir allerdings einen klaren Zeitplan, zu wann diese Ziele erreicht werden sollen. Was wir nicht wollen ist eine 'Morgen fang ich an, Versprochen!' Situation!
Außerdem wollen wir an dieser Stelle mal nicht vergessen, dass die G7 zeitgleich auch damit verbundene Themen wie Steuerhinterziehung (gerade bei großen Konzernen), Korruption und Schwarzgelder angehen müssen.

Fazit

Also, Zeit für ein Fazit.
Sicherlich haben die G7 einige große Versprechen und Zusagen gemacht, die den Ärmsten der Armen auf unserer Welt zu Gute kommen werden. Und keine Frage: die G7-Chefs haben durchaus mächtigen Einfluss. Aber letztendlich geht es (wie immer) um das Kleingedruckte und wie das alles wirklich und wahrhaftig umgesetzt wird. 
Als nächsten Schritt müssen wir es also schaffen, dass Finanzminister Schäuble und seine weltweiten Amtskollegen im Juli nach Äthiopien, genau genommen nach Addis Ababa reisen, um dort gemeinsam einen konkreten Plan aufzustellen, wie und wo das Geld für diese ambitionierten Pläne herkommt und eingesetzt wird. Wann das geschehen ist, werden wir ein strenges Auge darauf haben, dass die gewählten Methoden und Strategien auch wirklich das richtige bewirken und die Richtigen erreicht. Oder Herr Hassknecht? Wir sind uns sicher, sie werden das ebenfalls im Blick behalten.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Eine zu 80% ernstgemeinte Analyse der G7-Gipfel Ergebnisse

Ein Beitrag von Caroline Dollman  und  Carolin Albrecht