Technik kann.... Oh ja. Einen durchaus in Verzückung versetzen! Wenn technische Tüfteleien nicht nur Sci-Fi Fantasien bleiben, sondern Einzug in unser Leben finden - und mehr noch: Leben im großen Umfang retten. Da kann man schon ins Schwärmen kommen! 

Wie bei diesem Projekt hier: Drohnen (ja, diese kleinen flinken Flieger, die inzwischen auch in Privathaushalte Einzug eingefunden haben) sollen noch in diesem Jahr im afrikanischen Ruanda dafür eingesetzt werden, lebensrettende Dinge wie Blutkonserven, medizinische Ausrüstung, Medikamente und Impfstoffe selbst an die entlegensten Orte des Landes zu transportieren. 

Dass die Wahl für dieses Projekt auf Ruanda fiel, hat vor allem zwei Gründe: zum einen litt das Land lange Zeit an den Folgen des Völkermords von 1994 und damit an den Folgen einer eher schlecht ausgestatteten medizinischen Versorgung. Zum anderen ist Ruanda das 'Land der Tausend Hügel'. Ja, richtig geraten - geographische Barrieren wie (ziemlich viele) Berge und große Seen machen den Bau von Straßen kompliziert und vor allem teuer, weswegen viele entlegene Dörfer so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Lösung: Wenn es nicht über Land geht, dann eben durch die Luft

Ruandas Präsident Paul Kagame, der seit 2000 im Amt ist, setzt auf neue Technologien, weil er deren Nutzen sieht. Deshalb setzt er sich bis heute dafür ein, dass alle Menschen in Ruanda sowohl Zugang zum Mobilnetz als auch zum Internet erhalten. Große Überzeugungskraft brauchte es deshalb nicht, um Kagame für das Drohnenprojekt zu begeistern.

„Droneports”: Ein aufregendes Projekt des britischen Stararchitekten Norman Foster und der Schweizer 'Afrotech' Initiative

Der britische Stararchitekt Norman Foster, der schon die Glaskuppel auf den Berliner Reichstag und das „Gherkin” - ein Wolkenkratzer, der einer Gurke ähnelt - in Londons Skyline gezaubert hat, hat vergangenen Herbst sogenannte „Drohnen-Flughäfen” designt, die noch ab diesem Jahr in Ruanda gebaut werden sollen. Die Architektur ist - wie von Foster zu erwarten - supermodern und die Form der „Droneports” ungewöhnlich. Sieht man nicht an jeder Ecke. Diese 'Flughäfen' sollen aber nicht nur als Start- und Landezonen für Drohnen dienen, sondern gleichzeitig als kleine Handels- und Gemeinschaftszonen mit Einkaufsmöglichkeiten und natürlich einer medizinischen Versorgung.

„Norman, du hast einen der größten Flughäfen der Welt erschaffen. Nun bau uns bitte den kleinsten!”

Für die Drohnen selbst ist die Initiative 'Afrotech' der Schweizer Universität École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) verantwortlich. Angetrieben durch Jonathan Ledgard, einem früheren Kolumnisten der britischen Zeitschrift ECONOMIST, entwickelte die Initiative zwei verschiedene Drohnen, die „Blueline” und die „Redline”, die unterschiedliche Aufgaben abdecken sollen. Jonathan war auch derjenige, der Norman Foster mit ins Boot holte. Nicht die schlechteste Wahl, denn Norman Foster kennt sich mit dem Bau von Flughäfen bestens aus: der Brite designte bereits den Flughafen in Chinas Hauptstadt Beijing.

Afrotech geht es nicht darum, insektenähnliche kleine, verspielte Roboter zu bauen, sondern Flugdrohnen, die für den Frachtverkehr eingesetzt werden können. „Die Robotertechnik wird die einflussreichste und aufstrebenste Technologie auf dem afrikanischen Kontinenten werden.” Davon ist Jonathan Ledgard überzeugt.

Afrotechs „Redline” kann Lasten von bis zu 10kg transportieren und bis zu 50km weit fliegen. In ihrem ersten geplanten Einsatz soll 'Redline' wichtige Blutkonserven aus einer Blutbank zu entlegene Gesundheitszentren bringen.

„In dem unsere Drohnen Blutkonserven zu jungen Kindern und Müttern und anderen Patienten, die an Blutarmut leiden, fliegen können, können Flugroboter das Überleben so vieler Menschen sichern”, heißt es auf den Seiten der Hochschule.
Die größere „Blueline” soll ab 2025 dann sogar in der Lage sein, Ladungen bis 100kg bis zu über 100km weit zu befördern!

Die Hoffnung ist, dass durch den Aufbau der „Droneports” nicht nur eine bessere medizinische Versorgung gewährleistet wird, sondern auch die landesweite Wirtschaft gestärkt werden kann. Denn mit Hilfe der Flugroboter kann nun theoretisch gesehen das ganze Land erreicht werden: medizinische Versorgung kann ebenso versandt werden wie Ausrüstungsgegenstände oder andere Waren und Güter.

Auch das amerikanische TIME Magazin ist von dem „Droneports” Projekt mehr als überzeugt und listet es als eine der besten Erfindungen 2015.

Bis zum Jahr 2050 soll die Bevölkerung Afrikas auf 2,2 Milliarden Menschen ansteigen. Für die Initiative 'Afrotech' einer der ausschlaggebenden Gründe, einen Versorgungsweg über die Luft in ganz Afrika so intensiv wie möglich auszubauen.

Mehr noch: die Idee soll nicht in Ruanda bzw. Afrika halt machen, sondern in die Welt hinausgetragen werden! Die Technik und Landeplätze müssen allerdings so kostengünstig konstruiert werden, dass auch ärmere Länder sie umsetzen können: „Wenn wir Frachtdrohnen für den Preis eines Motorrads und Drohnen-Flughäfen für den Preis einer Tankstelle bauen können, würde dies eine Verbesserung der Gesundheit vieler Menschen bedeuten und könnte gleichzeitig die Wirtschaft vor Ort stärken”, so Jonathan Ledgard.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Nutzen der Roboter inzwischen erkannt und erforschte bereits den Einsatz von Drohnen in Bhutan, um auch dort eine flächendeckende medizinische Versorgung zu gewährleisten.

Das Projekt öffnet mit der neuesten Technologie auf dem Markt ein aufregendes, neues Kapitel für den afrikanischen Kontinent und der medizinischen Versorgung zahlreicher Menschen. Man darf gespannt sein, was sich in den nächsten Jahren noch tut!

Einen Vorgeschmack auf die Droneports und die Schweizer Drohnen bietet das Video aus der Schweiz:

Our robot sky: Redline droneport concept from Eternaut on Vimeo.

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Ein Beitrag von Katrin Kausche