In China ist jetzt ein Textbuch für den Schulunterricht aufgetaucht, in dem chinesische Frauen, die vor der Ehe Sex haben, als 'anormal' und 'zurückgeblieben' bezeichnet werden.

Vorehelicher Geschlechtsverkehr habe außerdem einen 'außergewöhnlich negativen Einfluss auf Körper und Geist von Mädchen' heißt es weiter in dem Buch.
Und dies sind nur ein paar Auszüge aus einer ganzen Reihe von rückschrittlichen und abstrusen Ideen rund um das Thema Sexualität, wie sie in diesem Buch dargestellt werden.

Plus (und das mag jetzt nicht unbedingt als Überraschung kommen): im ganzen Buch lässt sich nicht eine einzige, ähnliche Aussage über Männer finden. Ganz im Gegenteil, Männer werden in dem Schulbuch vor allem als 'Eroberer' bezeichnet, womit sich die Darstellung auf eine Ära bezieht, die Hunderte von Jahre alt ist und in der Frauen quasi keinerlei Rechte hatten. 

Und als ob das Schulbuch an sich nicht schon besorgniserregend diskriminierend und völlig rückschrittlich ist, kommt obendrauf noch der generelle Mangel an Sexualkundeunterricht in China hinzu. In Kombination birgt dies das Potential, ganze Generationen im Dunkeln zu lassen, was Sexualität und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper angeht.  

So wie die New York Times kürzlich bei ihrer Recherche feststellte: „Teenager in China erinnern sich, wie ihre Eltern ihnen als Kinder erklärt haben, dass sie aus einer Achselhöhle gekrochen sind oder sogar aus Abfalleimern stammen."

Solche Aussagen verwundern wenig, wenn man sich 'Sexualkundeunterricht' in China ansieht. Meistens entpuppt dieser sich als reine Anatomiestunde und Mädchen werden schlichtweg zu körperlicher Abstinenz aufgerufen.

Dabei sollte im 21. Jahrhundert jeder heranwachsende Mensch das Recht auf einen umfassenden und offenen Sexualkundeunterricht haben - Jungen wie Mädchen.
Und jeder sollte gleichermaßen darin bestärkt werden, den eigenen Körper und die eigenen Wünsche besser verstehen zu lernen und dazu befähigt werden, eigene Entscheidungen über diesen treffen zu können, um so sozialen Druck und anderen Situationen gewappnet begegnen zu können. 

Als Vorraussetzung hierfür gehört eine klare Erklärung, was Sexualität ist, als auch die offene und vorurteilsfreie Chance, Fragen zu stellen bis hin zu der Möglichkeit, sich über sichere Verhütungsmethoden zu informieren, inklusive dem Zugang zu Verhütungsmitteln.

Eine jede Gesellschaft profitiert von einer aufgeklärten Generation und vor allem von Mädchen und Frauen, die das Wissen und das Bewusstsein haben, über ihren eigenen Körper zu bestimmen. Das verhindert ungewollte und verfrühte Schwangerschaften, die Verbreitung ansteckender Krankheiten und gibt Frauen das Bewusstsein, sexuelle Gewalt als solche wahrzunehmen und sich dagegen zu wehren.

Und nicht nur das: Mädchen und Frauen, die nicht ungewollt und verfrüht schwanger werden, haben höhere Chancen, eine Schulbildung abzuschließen und hinterher bessere Jobs und ein höheres Einkommen zu erhalten. Dies kommt nicht nur den Familien zugute, sondern fördert die gesamte Wirtschaft eines Landes.

Letztendlich fühlt jeder Mensch sich besser, sicherer und glücklicher in seinem eigenen Körper, wenn er die Gelegenheit hatte, sich mit diesem ehrlich und offen auseinanderzusetzen und zu wissen, dass die Gesellschaft um einen herum eine solche Auseinandersetzung fördert. Und welche Gesellschaft will keine glücklichen Menschen in ihrer Mitte? 

Das jetzt an die Öffentlichkeit geratene Schulbuch in China kann daher leider nur als ein Schritt rückwärts gewertet werden, ein Schritt weiter weg von einer echten Aufklärung, dem offenen Umgang mit Sexualität und einer Gleichberechtigung der Geschlechter. Bleibt zu hoffen, dass die Bevölkerung sich dieser auferlegten 'Sexualerziehung' entzieht und mehr progressiv denkt - und das dieses Schulbuch ziemlich schnell umgeschrieben wird.  

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China: Schulbuch bezeichnet Mädchen, die Sex vor der Ehe haben, als 'anormal'

Ein Beitrag von Joe McCarthy