In den Straßen von Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, ist ein himmelblaues Tuk-Tuk (Autorikscha) zum neuesten Symbol für die landesweite Entwicklung im Punkt Solarenergie, Bürgeraktivismus und Kaffeekultur geworden. Ins Leben gerufen von der Organisation 'Aziza's Place', düst das erste solarbetrieben Tuk-Tuk nicht nur durch die Straßen der Stadt, um Kaffee zu verkaufen, sondern ist zudem eine kostbare Einkommensquelle für die ausschließlich weiblichen Angestellten.

Win Seun, 40, zum Beispiel, war Müllsammlerin in Phnom Penh und hat täglich wiederverwertbaren Müll gesammelt bzw. aussortiert. Diese Tätigkeit hat Seun rund 1,80 EUR pro Tag eingebracht - ein Einkommen, das für Sie und ihre fünf Kinder reichten musste. „Mein Job als Müllsammlerin war schwierig, unangenehm und gefährlich", sagt Win Seun.
Heute düst Seun in dem rollenden Café durch die Hauptstadt. Seit Sie sich dem Kaffee-Programm bei 'Aziza's Place' angeschlossen hat, hat Sie nicht nur Englisch gelernt, sondern auch, wie man ein Tuk-Tuk fährt und Menschen die Vorteile des Recyclings näher bringt.

Image: Aziza's Coffee/Facebook

Das außergewöhnliche Tuk-Tuk wurde von 'Star8' entwickelt, einem australischen Unternehmen, das sich auf die Produktion von solarbetriebenen Tuk-Tuks, Bussen und Dachplatten spezialisiert hat. In Phnom Penh hat das Unternehmen eine Fabrik eröffnet, das in dem ersten, rein solarbetriebenen Gebäude der Stadt sitzt.
Für das rollende Café wurden auf dem Dach des Tuk-Tuks Solarzellen angebracht, so dass das Gefährt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 55km/h mindestens 120km lang fahren kann, bevor es wieder 'aufgeladen' werden muss.

Stimmen aus der Solarenergiebranche sagen, dass dank der hohen Sonnenstundenanzahl und dem Bedarf nach günstigen Energiequellen, Kambodscha das ideale Land für Investitionen zur Entwicklung von Solarenergie ist. „Kambodscha hat großes Potential, zu einem Vorreiter in Bezug auf die Nutzung von Solarenergie in Asien zu werden.", sagt Phil Stone, Geschäftsführer bei Star8. „Allerdings sind die Herausforderungen ebenfalls nicht zu unterschätzen."

Denn obwohl Kambodscha einige große Fortschritte im Kampf gegen Armut im eigenen Land gemacht hat, zählt es laut Statistik der Weltbank immer noch zu den ärmsten Ländern in Südostasien. Das Einkommen vieler Menschen ist immer noch so gering, dass beispielweise eine Kürzung des täglichen Gehalts um 30 Cent ganze 3 Millionen Menschen in Kambodscha in die Armut stürzen würde. 


Daher sind Innovationen, die ein stabiles Einkommen schaffen, ein Segen. Das rollende Tuk-Tuk Café ist eine von ihnen.

Image: Aziza's Coffee/Facebook

Seun weiß ihre Chance zu nutzen und arbeitet hart. Auch dafür, dass ihre Kinder von den neuesten Entwicklungen im Land profitieren können. „Ich bin froh", sagt Seun heute, „vor allem über den Slogan, der auf dem Rücken meines T-Shirts gedruckt ist." Denn da steht: 'Sprechen Sie mich auf das Thema Recycling an'. Neben dem Verkauf von Kaffee, grünem Tee, Bananenkuchen und asiatischem Nudelsalat, geben Seun und ihre Kolleginnen außerdem Tipps zum Thema Recycling. Zudem gibt es einen Rabatt für alle Kunden, die eine leere Plastikflasche oder Getränkedose zurückgeben - ein himmelweiter Unterschied gerade für Seun, die solche Gegenstände in ihrer Zeit als Müllsammlerin mühsam aus Müllbergen heraussortieren musste.


Dieser Artikel stammt von David McNair von der Organisation TakePart World. Das Original kann hier abgerufen werden.
Übersetzt, gekürzt und angepasst von Aileen Elsner / Global Citizen
.

Editorial

Umwelt schützen

'Kaffee auf Rädern' im ersten solarbetriebenen Tuk-Tuk in Kambodscha