Die Regierung in Ungarn hat vor kurzem Pläne veröffentlicht, in denen das Land davon spricht, einen 4-meter hohen Zaun als Art Mauer entlang seiner 175km langen Grenze u.a. zu Serbien bauen zu wollen.

Laut der Organisation 'Human Rights Watch' ist dieses Vorhaben Teil einer anhaltenden Kampagne seitens der Regierung mit dem Ziel, Zuwanderer und Migranten abzuschrecken.

Die Regierung hatte bereits vor einiger Zeit eine großflächige Plakat-Kampagne gestartet, die doch subtil an Propaganda gegen Zuwanderer erinnern lässt. Da die Plakate und Reklameflächen alle auf Ungarisch geschrieben sind, kann man davon ausgehen, dass sie sich auch gezielt an die Einheimischen wendet, und nicht an eine eher internationale Gemeinschaft gerichtet ist. Auf den Plakaten sind Dinge zu lesen wie: "Solltest du nach Ungarn kommen, kannst du keine ungarischen Jobs annehmen" oder "Solltest du nach Ungarn kommen, musst du unsere Kultur respektieren". Die unterschwellige Botschaft ist dabei ziemlich eindeutig: Migranten werden als Bedrohung für die Gesellschaft wahrgenommen.

Indem Ungarn nun plant, eine Mauer entlang seiner Grenzen zu bauen, dreht es den asylsuchenden Menschen eindeutig den Rücken zu. Was ziemlich sarkastisch ist angesichts der Tatsache, dass vor nicht mal einem halben Jahrhundert über 200.000 Menschen während des ungarischen Volksaufstandes aus Ungarn in Nachbarländer flohen.

Leider ist diese 'Zäune-sind-die-Lösung' Mentalität nicht nur in Ungarn vertreten. Erst vor einigen Wochen kündigte der Amerikaner Donald Trump in seiner Rede um die Präsidentschaftswahl an, einen Zaun entlang der US-Grenze zu Mexiko bauen zu wollen (welche die Mexikaner auch noch bezahlen sollen!) und er hatte dabei folgende Worte über die südlichen Nachbarn parat:

"When Mexico sends its people, they're not sending the best. They're not sending you, they're sending people that have lots of problems and they're bringing those problems. They're bringing drugs, they're bringing crime. They're rapists and some, I assume, are good people, but I speak to border guards and they're telling us what we're getting."

("Wenn Mexiko Menschen zu uns nach Nordamerika schickt, sind das nicht die besten Menschen. Es werden nicht Menschen wie du geschickt, sondern Menschen, die eine Menge Probleme haben und die diese Problem zu uns bringen. Sie bringen Drogen, Verbrechen. Unter Ihnen sind Vergewaltiger. Generell mögen einige dieser Menschen ja gute Menschen sein, aber ich spreche mit Grenzposten und dies sind die Geschichten, die sie mir erzählen")

Als jemand der von mexikanischen Einwanderern abstammt, finde ich solche Worte unfassbar beleidigend und ignorant.

Mauern und Zäune zu bauen ist keine Lösung, ich frag mich immer wieder wie wir Erwachsene das nicht einsehen können!
Ich erinnere mich, wie ich als Kind auf langen Autofahrten auf dem Rücksitz mit meiner Schwester gestritten habe, wer mehr Platz einnimmt. Der Mittelsitz war die 'Grenze' und wir haben peinlichst darauf geachtet, dass der andere diese nicht überschritt und 'unseren' Platz wegnahm. Manchmal endeten diese Streits darin, dass wir unsere Jacken, Kissen und Pullover in der Mitte als 'Mauer' auftürmten.
Wie gesagt, wir waren Kinder. Es macht mich sprachlos zu sehen, dass Menschen sich auch im Erwachsenenalter so benehmen.

Denn sind wir mal ehrlich - die Grenzen, die unsere Nationen voneinander trennen sind alle von Menschenhand gemacht und absolut willkürlich. Wieso tun wir also so, als ob irgendwer von uns mehr Recht darüber hat zu bestimmen, welches bestimmte Fleckchen Land wem gehört. Wir mögen uns auf Grenzen verlassen im Sinne von Struktur und Ordnung, aber ich finde letztendlich sollten wir uns darauf besinnen, dass wir alle Menschen sind. Als Global Citizen sollten wir unsere Tür denjenigen öffnen, die unsere Hilfe brauchen, statt die Tür zu verschließen.

Wenn Nationen wie Ungarn und die USA beschließen, Migranten den Rücken zuzukehren, dann bedeutet dass letztendlich, dass sie ihren Rücken Menschen in Not zukehren - dass sie der Welt den Rücken zukehren. Ich finde, diejenigen von uns, die das Glück haben, in einem gesicherten und stabilen Land zu leben, sollten das nicht für selbstverständlich hinnehmen, denn es gibt keine Garantie, dass es für immer so bleibt. Daher sollte jeder sich fragen - wie würde ich mir wünschen behandelt zu werden, wenn ich aus meinem Heimatland vertrieben würde? 

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Einen Zaun zu bauen um Migranten zu stoppen ist KEINE Lösung

Ein Beitrag von Christina Nuñez